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von Horst Köhler, Friedberg
Einleitung
Die Aufenthaltsdauer von Landschildkröten im Freigelände lässt sich durch Aufstellen eines Schildkröten-Frühbeetes, das nachträglich mit einer Heizungsmöglichkeit für kühle Nächte im Frühjahr bzw. im Spätherbst ausgestattet werden kann, erheblich verlängern. So hielten sich beispielsweise meine Sternschildkröten Ende September/Anfang Oktober 2009 trotz meist nur noch einstelliger Nachttemperaturen immer noch im Freien, genauer gesagt meist in ihrem Schutzhaus auf. Je nach Witterung durften sie an sonnigen Tagen auch stundenweise ins Freie. Die Vorteile:
(1) Das etwas lästige Hin- und Hertragen der Tiere an kühlen Tagen von draußen ins Innenquartier im Wohnhaus und das Hinaustragen ins Freigehege am anderen Tag mit den zwangsläufig damit verbundenen Temperaturwechseln entfällt (obwohl ich wiederholt die Beobachtung machte, dass ein derartiger, bei mir höchstens zwei Minuten dauernder Transport in einer ausreichend großen Box die Schildkröten kaum oder gar nicht zu stören scheint: biete ich ihnen nämlich unmittelbar nach dem Umsetzen im Freien Futter an, beginnen sie sofort mit dem Fressen; dies würden sie sicherlich nicht tun, wenn sie sich durch das Herumtragen massiv gestört fühlten).
(2) Meine Tiere haben in ihrem Beckmann-Schutzhaus etwas mehr Platz zur Verfügung als in ihrem Innenquartier in meinem Wohnhaus. Gerade bei tropischen Landschildkröten, die keine Winterruhe (Winterstarre) machen, ist anzustreben, dass sie möglichst lange im größeren Gehege zubringen.
(3) Dank des Alltop-Hauses erhalten sie die natürliche UVB-Strahlung der Sonne, auch noch im Spätherbst. Im Innengehege werden sie nur dann mit UVB bestrahlt, wenn sie sich direkt unter oder in unmittelbarer Nähe des Strahlungskegels der UVB-Lampe aufhalten.
Eine Energiekosteneinsparung bei verlängertem Außenaufenthalt sehe ich dagegen nicht. Zwar entfallen draußen zumindest im Sommer tagsüber die Kosten für Wärme- und UVB-Bestrahlung durch Lampen, doch bei kühlen Nächten mit einstelligen Temperaturen im Frühjahr und im Herbst muss das Schildkröten-Frühbeet bei einem Besatz mit Sternschildkröten beheizt werden. Auf die dabei entstehenden Stromkosten gehe ich in diesem Beitrag am Schluss noch ein.
Frühbeet-Häuser
Die Palette der für die Schildkrötenhaltung infrage kommenden Frühbeete diverser Hersteller bzw. Anbieter schwankt von einem nur etwa 30-40 € teuren, denkbar einfach gebauten Frühbeet aus dem Bauwerker- bzw. Gartenmarkt mit einer Grundfläche von etwa 1 m2 bis hin zu den optisch ansprechenden, doppelwandig verglasten Markenhäusern in Alltop-Qualität, die dann allerdings in ähnlicher Größe durchaus einige Hundert Euro kosten können. Meine Erfahrungen mit den dünnwandigen Billigpreis-Produkten sind schlecht: diese Frühbeethäuser sind nicht regen- und zugdicht, der erste starke Windstoß kann schon das Dach wegwehen und eine ausgewachsene Schildkröte ist durchaus in der Lage, bei Ausbruchsversuchen die nur lose eingehängten Seitenwände nach außen zu drücken und zu verschwinden. Was nützt es, wenn das Frühbeet nur 35 € kostet, eine teure Schildkröte dann aber auf diese Weise verloren geht? Derartige Billigprodukte müssen beim Einsatz für Schildkröten in jedem Fall durch eine nachträgliche Isolierung, Abdichtung und Stabilisierung nachgebessert werden (Köhler, 2008).
Bild 1: Das Beckmann-Frühbeethaus bei maximaler Hochstellung des Deckels inmitten einer herbstlichen Gartenflora, aufgenommen Mitte September 2009. Das ausgestellte Dach kann durch Gummizüge gegen Windböen gesichert werden. An das Haus schließt sich das Freigehege mit einer Holzpalettenumfriedung an.
Doch auch bei den „exklusiven" Schildkröten-Häusern ist nicht „alles Gold was glänzt". Ich hatte mir im Frühjahr 2007 für etwa 340 € das Beckmann-Schildkrötenfrühbeet FT3G1AS gekauft und nach sechsstündiger (für mich etwas ungewohnter) Montagearbeit aufstellfertig gemacht. Die gesamte Verglasung besteht aus 16 mm starken, hochtransparenten und UV-durchlässigen Alltop-Plexiglas-Stegdoppelplatten. Die formschönen Aluminiumprofile, die grünen abgerundeten Kunststoffecken und letztlich die verschließbare Türe an der Vorderseite verleihen dem verwindungsfesten Produkt schon fast ein „edles" Aussehen. Durch Öffnungsstäbe lässt sich der Deckel bis zu 75 cm weit aufstellen (Bild 1), viel weiter als mit jedem automatischen Aussteller (Mistelbauer, 2007), auf dessen Kauf ich nach langem Überlegen verzichtete: einmal wollte ich die Leichtmetallprofile zur Befestigung eines Fensterhebers nicht anbohren (das "Gestänge" würde mich außerdem beim Fotografieren und Beobachten stören), zum anderen riet mir selbst der Hersteller, bei oftmaligem täglichen Öffnen des Deckels (Füttern am Morgen, Entfernen der Futterreste am Abend, Neubefüllung der Wasserschale, Entfernen von Kot, Fotoaufnahmen, Durchführung von Messungen an den Schildkröten, Ablesen von Temperatur und Feuchtigkeit im Frühbeet usw.) besser auf einen automatischen Öffner zu verzichten. Außerdem öffnet dieser schon ab einer Innentemperatur von 20 °C und damit für Sternschildkröten etwas zu früh. Zur Begründung meiner Entwscheidung muss ich allerdings erwähnen, dass ich tagsüber meist zuhause bin und daher das Dach je nach Wetterlage sofort öffnen oder schließen kann. Bei zweifelhaftem Wetter, oder wenn ich länger abwesend oder gar verreist bin, bleibt das Dach geschlossen und nur die Türe ist geöffnet.
Kommen wir nun zu den schwerer wiegenden Nachteilen des Beckmann-Frühbeetes: durch die in Bild 1 erkennbare Flachdachkonstruktion ist das Aufhängen einer Wärmelampe am Dach nicht möglich, denn bei jedem Öffnen bzw. Ausstellen des Deckels, dessen Scharniere sich an der hinteren Wand befinden, würde eine Lampe stören. Besser wäre ein Spitzdach mit zwei schräg angeordneten Hälften, von denen eine fest und die andere aufstellbar ist: an der festen Hälfte könnte dann oben im Spitz eine Lampe befestigt werden. Über einen weiteren Nachteil habe ich bereits an anderer Stelle berichtet (Köhler, 2008): die Temperatur im (geschlossenen) Beckmann-Haus erhöht sich bei sonnigem Wetter zwar sehr schnell (beispielsweise an einem schönen Frühlingstag auf fast 50 °C), nimmt aber nach Sonnenuntergang auch ebenso rasch wieder ab, so dass bereits am Abend im Inneren die niedere Außentemperatur erreicht ist. Eine Wärme-Speicherung, wie sie in den späten Abend- und Nachtstunden für Landschildkröten wünschenswert wäre, konnte ich trotz des hochwertigen Verglasungswerkstoffes nicht feststellen, obwohl das Haus nicht auf dem Gartenboden selbst, sondern auf einer 5 cm dicken Styrodur-Platte steht und innen mit einer stellenweise bis zu 25 cm hohen Substratschicht befüllt ist. Zwangsläufig musste ich daher im ersten Jahr nach dem Kauf des Schildkröten-Frühbeetes (2008) die Tiere an kühlen Abenden ins Wohnhaus holen und am folgenden Tag wieder nach draußen bringen. Das sollte im Jahr 2009 anders werden.
Erwärmung des Frühbeetes
Das Aufstellen von Wasserkanistern im Inneren des Frühbeetes, deren Inhalt sich tagsüber erwärmt und dadurch die Frühbeet-Spitzentemperaturen etwas senkt, andererseits am Abend wärme abgibt und so dem Temperaturabfall langsamer verlaufen lässt, kam für mich nicht infrage: zum einen ist die Bodenfläche mit etwa 1 m2 ohnehin schon gering und sollte nicht noch durch zwei oder drei Wasserkanister reduziert werden, zum anderen würde für mich der optische Eindruck massiv beeinträchtigt sein. So schichtete ich stattdessen als erste Maßnahme an der Rückwand des Beckmann-Hauses 25 dunkle Ziersteine von je 2,6 kg Gewicht und der Größe 19,5 x 9,5 x 6 cm auf (Bild 2), denn auch diese Steine absorbieren tagsüber die Wärme und geben diese nach Sonnenuntergang wieder langsam an ihre Umgebung ab, nehmen aber viel weniger Platz ein als die doch recht unschönen Wasserkanister. Doch das Ergebnis dieser Maßnahme stellte mich noch nicht zufrieden: zwar waren die Steine nach einem sonnigen warmen Tag auch noch am späten Abend warm, doch dies erhöhte die Haus-Innentemperatur allenfalls um 2-3 °C; und spätestens am anderen Morgen war die Temperatur im Haus dann gleich mit der Außentemperatur.
Zusätzlich zu den aufgeschichteten Steinen befestigte ich im nächsten Schritt mittels einer einfachen Klemmvorrichtung eine Lampe mit einem 100-Watt-Elstein-Keramikstrahler (Bild 2). Damit erreichte ich beispielsweise bei einer Umgebungstemperatur von 7 °C an einem frühen Mai-Morgen direkt unterhalb des Strahlers am Boden 19 °C, doch in 30 cm Abstand davon nur noch 14 °C und in der Nähe der (nicht abdichtbaren) Türe war es sogar mit 12 °C noch kühler – zu kalt also selbst für die Unterbringung von europäischen Landschildkröten, geschweige denn für meine Sternschildkröten. Die Angabe, ein 100-Watt-Keramikstrahler reiche für die Erwärmung eines 1 m3 großen Schildkröten-Frühbeethaus, gilt also wohl nicht für eine Aufstellung im Freien; in meinem Fall kamen ja sogar noch begünstigende Faktoren wie die Wärme speichernde Steinmasse von insgesamt 65 kg und die (angeblich ?) guten Wärmedämmeigenschaften des Verglasungsmaterial des Beckmann-Hauses hinzu.
Bild 2: Blick in das Innere des Schutzhauses mit den Wärme speichernden Steinen an der Rückwand und dem Reflektor für den Elstein-Strahler . Rechts auf dem halbierten blauen Übertopf der Thermotimer und dahinter, auf dieser Aufnahme verdeckt, der kWh-Messer. Am Ende des Holzstabes auf der Schildkrötenhöhle sitzt der Temperatur-Sensor. Die Wärmematte befindet sich auf einer Styrodurplatte unterhalb des Substrats.
Erst die zusätzliche Unterbringung einer 25 x 35 cm großen Wärmematte mit 15 Watt Leistungsaufnahme unter dem Substrat (sie wurde mit mehreren Steinfliesen zur Verteilung der Wärme auf eine größere Fläche abgedeckt) und der gleichzeitige Betrieb mit dem Elstein-Strahler, beide Wärmequellen gesteuert durch einen Thermotimer, sicherten schließlich die gewünschten Innentemperaturen. Der Thermotimer wurde nach einigem Probieren auf eine Schalttemperatur von 20 °C eingestellt, wobei der Sensor etwa in der Mitte des Frühbeetes platziert wurde: bei Unterschreiten dieses Wertes werden automatisch beide Wärmequellen eingeschaltet und erst dann wieder ausgeschaltet, wenn die Temperatur den Wert von 20 °C übersteigt. Damit können im Frühbeet unabhängig von der jeweiligen Außentemperatur weder tagsüber noch nachts niedrigere Temperaturen als 20 °C auftreten - zumindest in der warmen Jahreszeit. Am Tag sorgt in der Regel die Sonne für eine Erwärmung des Frühbeetes. Fehlt die Sonne für längere Zeit, z.B. an nebligen, trüben Herbsttagen, müsste tagsüber entweder eine zusätzliche Wärmelampe zugeschaltet oder die Tiere vorübergehend doch ins Innenterrarium im Wohnhaus gebracht werden. Ich entschied mich gegen eine (zusätzliche) Tages-Wärmelampe und hatte damit bisher Glück, da wir in Südbayern einen schönen und warmen Herbst 2009 hatten. Sternschildkröten überstehen kurzzeitig auch kühle Frühjahrs- und Herbsttage; doch mehrere Tage bei Tages-Innentemperaturen von nicht über 20 °C würde ich ihnen doch nicht zumuten. Dann wäre es an der Zeit, die Tiere ins Haus zu holen. Dies geschah dann 10. Oktober 2009, als für die darauf folgenden Tage Tageshöchsttemperaturen von nur noch 12 °C und Nachttemperaturen um 5 °C vorausgesagt wurden. Eine Woche später fiel im Bereich Augsburg der erste Schnee! Wie überraschend der Wintereinbruch erfolgen kann, zeigt sich daran, dass wir in der Region am 6. Oktober noch sommerliche Temperaturen bis zu 27 °C im Schatten hatten.
Hier einige typische Temperaturen mit obiger Ausrüstung und Einstellung im Beckmann-Haus im Vergleich zur jeweiligen Außentemperatur:
18. Juli 2009, 15.30 Uhr: außen 15 °C, innen 19,7 °C
23. August 2009, 8 Uhr: außen 11,3 °C, innen 20,1 °C
7. September 2009, 8 Uhr: außen 9,2 °C, innen 19,9 °C
14. September 2009, 23.30 Uhr: außen 9 °C, innen 20,4 °C
17. Oktober 2009, 15 Uhr: außen 7 °C, innen 20,1 °C (die Schildkröten waren bereits ausquartiert).
Stromkosten
Da ich zwischen der in das Beckmann-Haus führenden Stromleitung und dem Thermotimer ein Messgerät zur Stromverbrauchsüberwachung geschaltet habe, kann ich sehr einfach die tägliche Entwicklung der verbrauchten Gesamtleistung in kWh ablesen und z.B. auch erkennen, wann es im Herbst sinnvoll ist, die Haltung der Schildkröten im Garten zu beenden. In der Zeit zwischen dem 23.5. und dem Ausquartieren der Sternschildkröten am 10.10.2009, also innerhalb von etwa 4 ½ Monaten, wurden insgesamt 54 kWh für die Erwärmung des Beckmann-Hauses verbraucht, davon aber allein 25 kWh (= 46 %) seit dem 12.9., also in den letzten vier Wochen alleine. Dies zeigt, wie stark die Energiekosten für die Beheizung des Beckmann-Hauses im Herbst ansteigen. Bei dem von uns gewählten Stromtarif von 19,8 cts/kWh incl. 19 % Umsatzsteuer kosten die 54 kWh nicht ganz 11 €. In der genannten Zeit (23.5.-10.10.2009) verbrachten die Tiere keine einzige Nacht in ihrem Innenquartier im Wohnhaus.
Bei einer Messung am 16./17. Oktober 2009 (ohne die Schildkröten) verbrauchten Wärmematte und Elsteinstrahler innerhalb von nur 24 Stunden knapp 3 kWh, d.h. beide Wärmequellen liefen ununterbrochen. Inwieweit beide Wärmelieferanten bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter genügend Wärme erzeugen, um trotz der dann markant ansteigenden Wärmeverluste nach außen immer noch 20 °C im Innreren des Hauses zu erreichen, habe ich nicht überprüft, da die "Elektrik" mittlerweile für die Winterpause entfernt wurde.
Bild 3: Ein bei tieferen Temperaturen beheizbares Schildkrötenhaus im Freien mit transparenten Seiten- und Dachflächen erlaubt auch in frühen Morgen- und späten Abendstunden eine Beobachtung der Aktivitäten von (Stern-) Schildkröten. Ein ausgiebiges Sonnenbad im Freigehege wie hier in einer Aufnahme von Ende September ist den ganzen Sommer über so nicht zu sehen, da die Tiere sofort Schattenplätze aufsuchen. Warum also nicht Sternschildkröten auch im Frühjahr und im Herbst im Freien halten – natürlich nur mit Hilfe eines technisch „aufgerüsteten" Frühbeethauses? Die Fotos stammen vom Autor.
Fazit
Diese Energiekosten lohnen sich meiner Meinung nach, zumal die Ganzjahreshaltung von Sternschildkröten im Wohnhaus wegen der tagsüber notwendigen Wärme- und UVB-Lampenbestrahlung auch nicht kostenlos ist. Ich habe den Eindruck, dass das Verhalten meiner im Freien gehaltenen Sternschildkröten im Herbst erst richtig gut zu sehen ist (Bild 3), versteckt sich doch diese Art in der warmen Jahreszeit bereits bei Überschreiten einer Carapax-Temperatur von etwa 27 °C für mehrere Stunden (Köhler, 2008).
Literatur:
Köhler Horst (2008): Aufzucht europäischer Landschildkröten-Babys: vom Ei zum robusten Jungtier. 180 Seiten. Schildi-Verlag Augsburg
Mistelbauer Ewald (2007): Erfahrungen, Tipps und Praktisches bei der Umsetzung von Frühbeetbauvorhaben für terrestrisch lebende Schildkröten. Schildkröten-Im-Fokus 4 (4), S.3-14
Der Beitrag wurde am 18. Oktober 2009 online gestellt
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von Horst Köhler, Friedberg
Einleitung
Für viele Schildkröten-Einsteiger, die sich erstmals im Sommer oder Herbst eine im gleichen Jahr geschlüpfte junge Landschildkröte - oder auch zwei oder drei - zulegen, stellt sich die Frage nach einer zweckmäßigen und doch artgerechten Unterbringung. Oft wird für diese Zwecke ein Terrarium angeschafft, das je nach Einrichtung und Standort, z.B. auf einem Sideboard, ein attraktiver Blickfang in einem Wohnraum ist (vorausgesetzt die Lampen blenden den Betrachter nicht zu sehr). Ich stelle jedoch immer wieder fest, dass derartige „Start-Terrarien" aus Kostengründen zu klein gekauft und dann schon nach einem Jahr zu eng werden, vor allem wenn noch ein zweites oder gar drittes Tier zusätzlich gekauft wird.
Gerade für die Gruppe der Neueinsteiger empfehle ich daher für das erste Lebensjahr der Schildkröte(n) den Kauf einer oben offenen Plastikwanne (Katzen-WC) für einige wenige Euro, wie schon an anderer Stelle ausführlich beschrieben ist (Köhler, 2008). An schönen, d.h. sonnigen Tagen, kann man eine solche leicht zu reinigende Wanne tagsüber auf den Balkon oder eine Terrasse stellen (im Oktober und November natürlich nur für wenige Stunden, so lange die in dieser Jahreszeit zunehmend schwächer werdende Sonne scheint). Zu beachten ist, dass sowohl eine Höhle als Unterschlupf bzw. Sonnenschutz und eine genügend hohe Substratschicht zum Eingraben bei zu hohen Tagestemperaturen vorhanden ist. Weitere Details können meinem (oben zitierten) Buch entnommen werden. Nach der ersten Überwinterung der Kleinen kann der Besitzer, der zu diesem Zeitpunkt bereits etliche Monate Erfahrungen in der Pflege von Landschildkröten sammeln konnte, im Verlauf des folgenden Frühjahrs und Frühsommers immer noch entscheiden, ob das Tier noch einige weitere Monate in der Schildkröten-Schale verbleibt, ob ein (geräumiges) Terrarium angeschafft oder, der Idealfall, ob ein erweiterbares Aufzuchtgehege im Garten angelegt wird.
An ausgesprochen schlechten Tagen im Sommer und an nass-trüben und kühlen Herbst- und Wintertagen müssen die Schildkröten-Babys durch eine Wärmelampe bestrahlt werden, und zwar so, dass am Rückenpanzer einer direkt unter der Lampe sitzenden Schildkröte eine Temperatur von nicht mehr als 26-27 °C herrscht (Köhler, 2008). Am einfachsten geschieht dies durch eine nicht mehr benötigte Schreibtischlampe, deren Arm mit dem Lampenreflektor möglichst tief heruntergedrückt werden kann, so wie dies auch in Bild 1 zu erkennen ist. Bei Schlüpflingen erscheint eine Carapax-Temperatur von 25-26 °C ausreichend. Bei längerem Aufenthalt der Jungschildkröten im Haus bzw. der Wohnung ist neben der Wärmelampe auch der Einsatz einer UVB-Bestrahlungslampe erforderlich. Weiteres zu diesem Thema in der Rubrik „Fachartikel" von schildi-online.eu. Nur so viel an dieser Stelle: gerade bei Jungtieren, deren Panzer noch weich ist, muss ich vor der Verwendung von leistungsstarken UVB-Strahlern mit hoher UVB-Intensität warnen: Schlüpflinge im natürlichen Lebensraum erhalten wegen ihrer versteckten Lebensweise im Dickicht noch weniger UVB als ältere Tiere.
Bild 1: 50 x 40 cm misst diese oben offene Kunststoffwanne für meine Nachzuchten. Steht sie nicht im Freien, was für meine Schlüpflinge der bevorzugte Aufenthaltsort bis etwa Herbst ist, werden diese rund sechs Stunden täglich mit einer Wärmelampe bestrahlt. Der große Reflektordurchmesser der Lampe von 25 cm sorgt für eine ausreichende Helligkeit über etwa die Hälfte der Bodenfläche der Wanne (im Gegensatz zu einem Spotstrahler, der bei einem kurzen Abstand zum Tier nur eine verhältnismäßig kleine Fläche erhellt). Direkt unter der Lampe ist es naturgemäß am hellsten und wärmsten. Bei dem Vergleichstest wurde der Abstand Unterkante Lampenreflektor zur Steinplatte auf dem Bodensubstrat mit 21-22 cm konstant gehalten. In der Bildmitte ein Meterstab zur Kontrolle des Abstandes. Das Foto entstand mit einer klaren 60-Watt-Glühbirne in der Lampe.
Getestete Leuchtkörper
Folgende Leuchtkörper wurden auf die durch sie erzeugten Oberflächentemperaturen auf der kleinen Steinplatte direkt unter dem Reflektor, die quasi ein Schildkröten-Baby simuliert, getestet (Bild 2, von links oben im Uhrzeigersinn):
(1) 11-Watt-Osram Duluxstar-Energiesparlampe (Leistung entspricht 60 Watt einer herkömmlichen Glühbirne), Energie-Effizienzklasse A, Lebensdauer ca. 9.800 Stunden, Sonderpreis (Bauhaus) € 4,35
(2) 100-Watt-Dragon Daylight, Tageslichtbirne mit blauem Glas, empfohlener Preis (Zoogeschäft) € 9,49 (Produkt läuft aus und wird z.B. auf Terraristikmessen zum Sonderpreis von nur 2 € verkauft; laut Herstellerangabe hat der neue Spot eine bessere Qualität und auch eine andere Verpackung)
(3) 60-Watt-Repti-Basking Spot Lamp von ZooMed, mit eingebautem Doppelreflektor, Lebensdauer ca. 2.000 Stunden, empfohlener Preis (Zoogeschäft) € 9,49
(4) Klare 60-Watt-Glühbirne von Osram, Energie-Effizienzklasse E, statistische Lebensdauer ca. 1.000 Stunden, Preis im Doppelpack (Bauhaus, Obi usw.) € 1,99 (2 Stück).
Bild 2: Diese vier Leuchtkörper wurden im Test eingesetzt. Sie liefern bei gleichem Bestrahlungsabstand (21-22 cm) unterschiedlich hohe Oberflächentemperaturen in Bodennähe. Beide Fotos vom Autor.
Das Messinstrument
Die Oberflächentemperatur auf der kleinen Platte wurde mit dem Digital-Thermometer TM-902C (AC-902C) erfasst, dessen Sensor ein punktförmig messendes, ultraschnelles NiCr/NiAl-Thermoelement ist (Details siehe Köhler, 2008). Gemessen wurde erst, nachdem die Lampe mindestens drei Stunden lang eingeschaltet war; Zimmertemperatur = 20 °C.
Ergebnis und Fazit
→ Die höchste Oberflächentemperatur, 32-33 °C bei gleichzeitig hellem Licht, lieferte der Spotstrahler Basking Spot. Die Schlüpflinge mieden allerdings den Platz unter dem Spot, da die erzeugte Temperatur für sie zu hoch war. Es ist deshalb ein Basking Spot mit etwas schwächerer Leistung bei etwas größerem Bestrahlungsabstand einzusetzen.
→ Die zweithöchste Temperatur mit 28 °C und ebenfalls ein relativ helles Licht lieferte das Produkt Dragon Daylight; allerdings handelte es sich um den Strahler mit der höchsten Leistung im Test (100 Watt). Auch hier wäre der Bestrahlungsabstand etwas zu vergrößern, was zugleich die hell bestrahlte Bodenfläche vergrößert.
→ Die klare 60-Watt-Glühbirne erzeugte an der Messstelle eine Oberflächentemperatur von 24 °C. Dies liegt für Baby-Schildkröten an der unteren Grenze, so dass entweder der Abstand Schildkröte-Lampe noch weiter reduziert werden muss oder eine 75-Watt-Glühbirne in die Fassung einzuschrauben ist. Achtung: klare 100- und 75-Watt-Glühbirnen gibt es ab September 2009 nicht mehr im Handel. Die Herstellung, nicht aber das Aufbrauchen vorhandener Bestände, ist verboten
→ Die „moderne" Energiesparlampe mit nur 11 Watt Leistung (entsprechend 60 Watt „herkömmlicher" Leistung) erbrachte bei einem sehr unnatürlichen Licht eine Temperatur von lediglich 21 °C am Boden (direkt am Glaskörper selbst wurden nur 41-42 °C gemessen). Dies ist für die Aufzucht von Schildkröten-Nachzuchten entschieden zu wenig, auch wenn man den Lampenschirm noch weiter in Richtung Boden drücken würde. Für mich scheidet dieses Produkt für die Schildkrötenpflege aus.
Aus Kostengründen würde ich unter den vier verwendeten Strahlern die „alte" Glühbirne, dann aber zweckmäßigerweise eine mit 75 Watt Leistung, für den hier gewählten konkreten Anwendungsfall als „Testsieger" bezeichnen. Glühbirnen sind so genannte Temperaturstrahler und besitzen eine stark sonnenähnliche Spektralverteilung, was für die Wärmebestrahlung von Schildkröten ein Vorteil ist. Im sichtbaren Licht überwiegt bei ihnen der Rotanteil, was sich durch ein angenehmes warm-weißes Licht bemerkbar macht. Zwar wird von ihrer Leistung nur max. 15 % in Licht und das meiste, also 85 % in Wärme umgewandelt (dies ist auch der Grund dafür, warum Glühbirnen wegen „Ineffizienz" abgeschafft werden), doch gerade dies sind bei der Schildkröten-Pflege positive Kriterien.
Die Testergebnisse sind sinngemäß auch auf die Situation in einem geschlossenen Terrarium zu übertragen. Da in diesem Fall die Energieverluste geringer sind als in einer offenen Wanne, würden die Temperaturen am Boden bei allen verwendeten Produkten an der Messstelle jeweils etwas höher liegen als oben angegeben.
Literatur
Köhler Horst (2008): Aufzucht europäischer Landschildkröten-Babys: vom Ei zum robusten Jungtier. Schildi-Verlag Augsburg, 180 Seiten (erhältlich direkt beim Verlag über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)
Der Artikel wurde am 3. August 2009 online gestellt
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von Horst Köhler, Friedberg
Einleitung
Die Frage des „richtigen“ Gewichtes der von uns gepflegten europäischen Landschildkröten ist ein altes Thema und wird heute nach wie vor häufig diskutiert, auch kontrovers. „Stimmt“ denn das Gewicht meiner Schildkröte, fragen sich besorgt viele Halter. Denn, ist das Tier im Vergleich zu gleichaltrigen auffällig klein und/oder leicht, wird oft ein Parasitenbefall oder eine Krankheit befürchtet. Andererseits sieht es recht hässlich aus, wenn bei einer überfütterten Landschildkröte verfettete Extremitäten aus einem nicht schnell genug mitgewachsenen Panzer quellen, was sogar ernsthafte Bewegungseinschränkungen zur Folge haben kann. Bei Recherchen zu meinem Buch habe ich bei gleichaltrigen Schildkröten, sogar bei Geschwistertieren vom gleichen Gelege, von ihren Besitzern Gewichte genannt bekommen, die um das mehr als 3-fache voneinander abwichen (Köhler, 2008a).
Was ist aber nun das „richtige Gewicht“? Nun, entsprechende Beobachtungen und Messungen in der Natur als eines der Ergebnisse meiner Schildkröten-Exkursion 2008* liefern dazu zumindest Orientierungswerte. Was ist nun aber das Gewicht wild lebender Landschildkröten? Im nachfolgenden Bericht die Antwort für maurische Schildkröten der Unterart Testudo graeca ibera.
Schildkrötengewicht – aber für welche Bezugsgröße?
In der Literatur und im Internet finden sich einfache Formeln, mit denen das Gewicht von Landschildkröten ausschließlich in Abhängigkeit des Stockmaßes (Carapax-Länge, CL) bestimmt werden kann. Doch das Ergebnis ist mitunter alles andere als zufriedenstellend: als ich einmal ein solches Internet-Programm testete und das Stockmaß und aktuelle Gewicht eines meiner Schildkröten eingab, kam als Kommentar „Gesundheitszustand zwischen alarmierend und dem Tode nahe“. Offensichtlich errechnet das Programm generell zu hohe Werte, was immer dann zu Irritationen bei Schildkröten-Besitzern führt, wenn deren Schildkröten deutlich weniger als vom Programm errechnet wiegen.
Dass nur aus dem Stockmaß allein kein realistisches Gewicht bestimmt werden kann, liegt auf der Hand, denn das Gewicht einer Schildkröte ist nicht nur abhängig von der Carapax-Länge, sondern auch von der Breite des Tieres und vor allem von der Höhe des Carapax. So vermaß und wog ich während meiner vorletzten Schildkröten-Exkursion Anfang Juni 2006 in der Südtürkei alle während einer Woche gefundenen wild lebenden Landschildkröten Testudo graeca ibera. Bei der anschließenden Auswertung der Daten suchte ich nach einer charakteristischen, möglichst simplen Größe, mit der das Gewicht in Beziehung gesetzt werden kann. Wenn man, so fand ich schließlich heraus, das Gewicht von Schildkröten der gleichen Art über ihrem Produkt aus Längs- und Querumfang aufträgt, dann bekommt man eine Gewichtskurve mit einem relativ schmalen Streubereich. Den Längsumfang (Ul) eines Tieres ermittelt man dabei mit einem Maßband bei eingezogenem Kopf und Schwanz, den Querumfang (Uq) senkrecht dazu über die höchste Panzerwölbung hinweg (wer kein Maßband zur Hand hat, kann auch eine dünne Schnur verwenden und die abgemessene Länge am Meterstab ablesen). Das Ergebnis ist bei Köhler (2007) veröffentlicht. Meine „mathematische Übung“ war aber nicht Selbstzweck, sondern diente dazu, durch Extrapolation der von mir aufgestellten Kurve im Nachhinein das Gewicht einer außergewöhnlich großen T. graeca ibera zu bestimmen, für die der Gewichtsbereich der vor Ort zur Verfügung stehenden Waage nicht mehr ausreichte (das Tier wog um 3,6 kg und ist damit nach der Fachliteratur eine der größten bisher in der Türkei entdeckten T. graeca ibera; Köhler 2007).
Bild 1: Diese hübsch gezeichnete juvenile Schildkröte (ohne eine einzige Zecke !), ein Weibchen, bewohnt zusammen mit einem größeren Tier ein altes, zerfallenes Steinhaus am Rand des von mir durchsuchten türkischen Schildkröten-Biotops. Ihr Gewicht: 462 Gramm. In Bild 2 lieferte sie mir den zweiten Kurvenpunkt von links. Foto vom 3. Juni 2008 vom Autor.
Noch genauere und zuverlässigere Werte
Bei meiner vorerst letzten Schildkröten-Exkursion (2008) ins gleiche Biotop, die ebenfalls während der ersten Juni-Woche statt fand, war ich besser ausgestattet und hatte neben anderen Messgeräten (z.B. UVB-Radiometer) auch eine digitale Waage mit einem Messbereich bis zu 5 kg in meiner Ausrüstung. Leider, wie sollte es auch anders sein, fand ich diesmal nur Schildkröten mit weniger als 2,5 kg Gewicht (Bild 1). Da sich meine im Jahr 2007 veröffentlichte Gewichtskurve für T. graeca ibera teilweise auch auf die Gewichte von in Gefangenschaft gehaltenen Wildfangtieren dieser Unterart abstützte, die mir damals von deren Besitzern auf Anfrage durchgegeben wurden, wollte ich diesmal bewusst nur von mir selbst mit großer Sorgfalt ermittelte Werte ausschließlich von wild lebenden Tieren auswerten.
Das Ergebnis zeigt die Grafik (Bild 2): auf der (horizontalen) X-Achse ist das Produkt der beiden Umfänge in Quadratzentimetern aufgetragen, auf der (senkrechten) Y-Achse das gemessene Gewicht in kg von insgesamt sieben maurischen Landschildkröten (eine davon aus der Aktion von 2006). Der Verlauf der Kurve zeigt keine größeren Sprünge. Nur die Schildkröte aus 2006 mit dem Umfangsprodukt 2.000 qcm und einem Gewicht von 1,5 kg erscheint etwas zu leicht: vermutlich lag dies an der Verwendung einer ungenau anzeigenden, teilweise verrosteten Balkenwaage eines in der Nähe lebenden türkischen Bauern, mit der ich das betreffende Tier damals mangels einer besseren Waage wiegen musste (alle anderen Gewichte aus 2008 stammen von meiner genauen Digitalwaage). Vermutlich war die im Juni 2006 vermessene und gewogene Schildkröte in Wirklichkeit 100 bis 150 Gramm schwerer, denn dann ergibt sich in der Tat eine fast ideal verlaufende Gewichtskurve. Nach links, in Richtung kleinerer Tiere, geht sie gegen Null.
Bild 2: Diese Kurve ergab sich, nachdem die Gewichte von insgesamt sieben vermessenen und gewogenen wild lebenden Landschildkröten der Unterart Testudo graeca ibera (davon stammt ein Tier aus meiner Exkursion 2006, alle anderen aus 2008) über dem Produkt aus Längs- und Querumfang aufgetragen wurden.
Jeder Schildkrötenbesitzer kann nun mit dieser Kurve, sofern er den Längs- und Querumfang seines Tieres weiß, sofort feststellen, wie das Gewicht seines Tieres im Vergleich zu dem wild lebender maurischer Landschildkröten der Unterart T. graeca ibera liegt. Umgekehrt kann auch bei bekanntem Gewicht einer Schildkröte das dazugehörige Umfangsprodukt festgestellt werden: ein juveniles Tier mit etwa 1 kg Gewicht hat im natürlichen Lebensraum rund Ul x Uq = 1.500 qcm. Ergibt die Nachmessung dieses 1-kg-Tieres durch seinen Halter beispielsweise ein Produkt von nur 1.200 qcm, ist es in Relation zu seinen Artgenossen im Freiland tendenzmäßig etwas zu schwer.
Übertragbar auf andere Arten bzw. Gattungen?
Die hier erstmals vorgestellte Gewichtskurve gilt streng genommen nur für wild lebende Testudo graeca ibera, auch wenn einige Liebhaber und Züchter meine 2007 in der Zeitschrift Schildkröten Im Fokus publizierte Kurve gestestet und als „überraschend stabil“ bezeichnet haben. Ob der Kurvenverlauf tatsächlich auch für andere europäische Landschildkrötenarten gilt, kann allerdings erst dann sicher bestätigt werden, wenn in die Ursprungsländer reisende Schildkröten-Liebhaber an griechischen und Breitrandschildkröten ähnliche Messungen durchführen wie ich für T. graeca ibera. Wäre das nicht eine lohnenswerte und zugleich interessante Aufgabe?
Vorstellen kann ich mir, dass die Gewichtskurve aus Bild 2 dann auch für andere Arten gilt, wenn deren Körperform bzw. -Geometrie weitgehend der der maurischen Landschildkröten entspricht.
Bild 3: Noch sehr jung und schon so groß: eine von insgesamt 32 der zur Zeit auf der Schildkröten-Insel im Indischen Ozean vermessenen und gewogenen Aldabra-Nachzuchtschildkröten, geschlüpft Anfang 2007. Die dortigen Betreuer machten große Augen, als ich für meine Arbeiten eine Waage erbat (rechts). Offensichtlich hat dort in den letzten Jahren niemand die Größen- und Gewichtsentwicklung der Jungschildkröten ermittelt und schon gleich gar nicht über die Jahre hinweg verfolgt. die juvenilen Tiere bleiben bis zu einem Alter von rund 5 Jahren - dann wiegen sie etwa 5 kg - in einem gegen Diebstahl besonders gesicherten Areal. Foto vom 19. Januar 2008 vom Autor.
Mit Sicherheit kann obige Kurve aber nicht für alle Landschildkrötenarten angewandt werden. Als ich im Januar 2008 eine Schildkröteninsel im Indischen Ozean besuchte (auf der gleichen Insel war ich schon im Januar 2007; Köhler, 2008b) und von den dortigen Betreuern der großen Aldabra-Riesenschildkrötenherde erfuhr, dass sie noch nie die Gewichte der Nachzuchten von Dipsochelys dussumieri ermittelt, geschweige denn registriert und ausgewertet hätten, bedrängte ich sie so lange, bis sie einige Stunden später eine Waage organisiert hatten (das war in der Tat ein großes Problem !). Zusammen vermaßen und wogen wir danach einige unterschiedlich alte Jungtiere (Bild 3). So brachte ein erst 8 Monate altes Jungtier mit Ul = 43,5 cm und Uq = 34,3 cm (Ul x Uq = 1492 qcm) schon 1,8 kg auf die Waage, ein Tier von „etwas über einem Jahr“ mit Ul = 63 cm und Uq = 47,4 cm (= 2986 qcm) wog bereits 3,9 kg. Würde man beide Punkte in Bild 2 eintragen, bekommt man eine Gewichtskurve, der deutlich oberhalb der für Testudo graeca ibera-Wildtiere liegt. Grund dafür ist die in Bild 1 und 3 gut erkennbare unterschiedliche Körperform beider Landschildkröten-Arten.
Literatur:
Köhler Horst (2007): Betrachtungen zu Gewichten von Testudo graeca ibera aus der Südwest-Türkei. Schildkröten Im Fokus 4 (3), S.11-19
Köhler Horst (2008a): Aufzucht europäischer Landschildkröten-Babys: vom Ei zum robusten Jungtier. Schildi-Verlag Augsburg, 180 S., ISBN 978-3-00-023839-0
Köhler Horst (2008b): Besuch der afrikanischen Insel Changuu. Marginata Nr. 17, März/April/Mai, S.50-55
*) Weitere Ergebnisse meiner Studien und Beobachtungen während der Exkursion im Juni 2008 sind bzw. werden in verschiedenen Schildkröten-Zeitschriften veröffentlicht:
Köhler Horst (2008): Standorttreue von Landschildkröten im natürlichen Lebensraum: wild lebende Landschildkröte nach zwei Jahren wiedergefunden. SACALIA 6 (21), November, S. 17-27, Fachzeitschrift der Internationalen Schildkröten-Vereinigung (ISV), Stiefern, Österreich
Köhler Horst (2009): Temperatur- und UVB-Messungen an Landschildkröten im natürlichen Habitat. August 2009
Köhler Horst (2009): Über Bewegungsradien und Ruhepausen wild lebender maurischer Landschildkröten. Schildkröten Im Fokus, 6 (1), S.29-34
Dieser Artikel wurde am 19. Oktober 2008 online gestellt.
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von Anne Flörchinger
Schildkrötenfarm Speyer
Die Winterruhe ist für mediterrane Landschildkröten lebenswichtig. Die Tiere haben in dieser Zeit die Möglichkeit, ihren Stoffwechsel auf ein Minimum herunterzufahren und halten so den natürlichen Jahresrhythmus wie in der Natur ein. Mit der Winterruhe werden Krankheiten und ein unnatürliches Größenwachstum vermieden.
Wie bereite ich mein Tier auf die Winterruhe vor?
Im Herbst vor der Winterruhe sollte bei Ihren Schildkröten der Kot auf Darmparasiten und Wurmeier untersucht werden. Diese Untersuchung ist für Ihre Tiere lebensnotwendig, da sich die Schädlinge über die Winterruhe im Darm Ihrer Schildkröte vermehren und so erhebliche Schäden bis zum Tod des Tieres hervorrufen können. Geben Sie hierzu eine Kotprobe bei einem reptilienspezialisierten Tierarzt ab. Bei einem eventuellen Wurmbefall können Ihre Schildkröten dann noch rechtzeitig vor der Winterruhe entwurmt werden.
Landschildkröten, die bis zur Winterruhe im Freigehege gehalten werden, bereiten sich normalerweise durch die absinkenden Temperaturen und die kürzere Sonnenscheindauer selbst auf die Winterruhe vor.
Jungtiere, die in der Übergangszeit in einem Innengehege gehalten werden, müssen dagegen von ihrem Pfleger erst langsam auf die Winterruhe vorbereitet werden. Wie die Tabelle zeigt, beginnt diese Vorbereitung etwa vier Wochen vor dem geplanten Einwinterungstermin. Für Jungtiere und erst recht für Schlüpflinge im ersten Lebensjahr gilt außerdem eine kürzere Schlafensphase für die erste Winterruhe als bei adulten oder z.B. zweijährigen Tieren. Da unsere Behörde vor dem 7. Lebensmonat der Kleinen keine CITES-Papiere ausstellt und ich sie somit auch erst im Frühjahr nach dem Schlupf abgebe, sind die jungen Schildkröten vor ihrer ersten Winterruhe beim Käufer bereits etwa 14-16 Monate alt. Die Winterruhe in diesem Alter sollte dann ca. drei Monate betragen.
4 Wochen vor der Winterruhe | Falls Ihr Tier in der Übergangszeit im Terrarium lebt, Brenndauer der Wärmelampen langsam verringern. |
2 Wochen vor der Winterruhe | Futterration langsam verkleinern. Brenndauer der Wärmelampen weiter absenken. |
1 Woche vor der Winterruhe | Die Landschildkröten nun ca. 20 Minuten im lauwarmen seichten Wasser baden.7 Tage vor der Winterruhe nicht mehr füttern. Wärmelampen werden komplett ausgelassen. |
Wann sollte ich meine Schildkröten auf keinen Fall einwintern?
Europäischen Landschildkröten sollten die Winterruhe nur aus wenigen Gründen verwehrt bleiben. Diese Gründe sollten nur zum Wohl des Tieres sein und nicht zum Wohl des Pflegers (Angst des Pflegers die Tiere einzuwintern, keine Möglichkeit 2-6°C zu erhalten).
Wenn Ihre Schildkröte während der Sommermonate nicht zugenommen oder gar abgenommen haben sollte, sollte ein reptilienspezialisierter Tierarzt es erst einmal eingehend untersuchen, um sicherzustellen, dass der Schildkröte nichts fehlt und sie den Winterschlaf auch unbeschadet überstehen kann.
Auch wenn Ihre Schildkröte im Spätherbst oder im frühen Winter noch immer an einer Krankheit leidet, sollte sie nicht in die Winterruhe gehen. In diesem Fall muss dem Tier ein beheiztes Innengehege zur Verfügung stehen, in dem es aufgepäppelt werden muss. Die Zuführung von Wärme sollten Sie jedoch in diesem Fall auf ca. 6 Stunden verkürzen, es sei denn, das Tier ist so krank, dass Wärme lebensnotwendig ist.
Nun geht es vorbereitet in die wohlverdiente Winterruhe
Ende Oktober bzw. Anfang November ist es dann soweit: die Landschildkröten können nun endlich in die wohlverdiente Winterruhe übergeben werden. Ob Ihr Tier (schon) für die Winterruhe bereit ist, merken Sie daran, dass die Schildkröten immer träger werden, kaum noch fressen und den Tag über viel schlafen. Diese Phase kann durchaus auch erst im Dezember eintreten. (Viele Züchter wintern ihre Schlüpflinge sogar erst Ende Dezember oder Anfang Januar ein, weil diese dann noch das eine oder andere Gramm zunehmen.)
Um eine Landschildkröte gut überwintern zu können, benötigen Sie einen Raum der konstant 2-8°C hat. Dies kann ein kühler Kellerraum (Bild 1), ein Luftschacht oder die Garage sein. Ist die Temperatur merklich höher, schläft die Schildkröte zwar weiter, gleichzeitig fährt diese aber auch ihren Kreislauf wieder hoch und es besteht die Gefahr des Verhungerns. Liegt die Temperatur unter 2°C, drohen dem Tier Frostschäden.
Wichtig ist auch, dass die Winterkiste sicher vor jeglichen Fressfeinden, wie Mäusen oder Ratten aber auch Ameisen ist, um lebensbedrohliche Verletzungen während der Winterruhe zu vermeiden.
Als Überwinterungskiste eignet sich am besten eine handelsübliche Plastikbox (keine durchsichtige Box) mit Deckel, die aber mit Luftlöchern versehen werden muss. Außerdem sollte der Deckel nur aufgelegt und nicht verschlossen werden. Die Kiste muss so groß sein, dass sich Ihre Schildkröte noch problemlos drehen kann. Diese Kiste wird dann am Boden mit zwei Lagen Zeitungspapier ausgelegt. Nun wird die Kiste zu 2/3 mit Stroh gefüllt (Bild 2). In dieses Stroh setzen Sie nun Ihre Schildkröte, die sich dann ganz von alleine eingraben wird. Wenn Sie sicher sind, dass Ihr Tier eingeschlafen ist, wird auf das Stroh 1/3 getrocknetes Laub (keine Eibe!!!) gefüllt (Bild 3). Verwenden Sie niemals feuchtes Laub, da sich hier noch Pilze ansiedeln können. Die Laubschicht wird dann ein Mal pro Woche mit einem Pflanzensprüher leicht angefeuchtet.
Mindestens ein Mal pro Monat sollten Sie kurz in die Kiste schauen, um sicher zu sein, dass Ihre Schildkröten nicht aufgewacht sind. Gerade kranke Tiere kommen dann wieder an die Oberfläche. In diesem Fall sollte die Schildkröte eingehend untersucht werden.
Nehmen Sie Ihre Schildkröten während der Winterruhe nicht aus der Kiste heraus, dies stört sie nur in der Ruhephase.
Das Erwachen im Frühjahr
Die Landschildkröten erwachen meist mit dem Anstieg der Außentemperatur. Dies geschieht meist Ende März bis Mitte April (je nach Außentemperatur und Alter der Tiere). Die Tiere machen sich dann durch Kratzen an der Winterkiste bemerkbar.
Steht die Kiste in einem sehr kühlen Raum, stellen Sie diese bei zunehmender Außentemperatur zunächst an eine wärmere Stelle, um den Tieren das Wachwerden zu erleichtern. Lassen Sie Ihre Landschildkröten in Ruhe wach werden und baden Sie sie anschließend ein paar Mal, um die Verdauung und den Appetit anzuregen. Die Landschildkröte wird nun sehr ausgiebig trinken. Ihr Tier wird jedoch noch nicht sofort fressen. Bieten Sie ihr jedoch jeden Tag frisches Futter an, solange bis sie frisst. Dies kann bis zu einer Woche dauern.
Sollten Sie keine Möglichkeit haben, Ihre Schildkröte(n) artgerecht zu überwintern, können Sie gerne unseren kostenlosen Überwinterungsservice der Schildkrötenfarm Speyer nutzen.
Alle Fotos von der Autorin.
Dieser Artikel wurde am 1. Dezember 2008 online gestellt
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von Horst Köhler, Friedberg
Der letzte Winter
Laut Aussage des Deutschen Wetterdienstes war das Jahr 2008 aus klimatischer Sicht ein eher durchschnittliches Jahr, wobei sich allerdings die Auswirkungen des Klimawandels bereits recht deutlich bemerkbar machten.
Schon Anfang Januar 2008, als sich unsere europäischen Schildkröten sich noch im tiefsten Winterschlaf befanden, beendeten Tiefausläufer die weihnachtliche Frostperiode und war es bei uns deutlich zu warm. Die Schneeglöckchen blühten mehrere Wochen früher als im langjährigen Schnitt. Der Februar war ebenfalls viel zu warm: am 24. Februar 2008 erreichten die Tagestemperaturen örtlich sogar die 20-Grad-Marke. Meteorologen bestätigten, dass die Wintertemperaturen 2007/08 insgesamt etwa 2 °C über dem langjährigen Durchschnittswert lagen. Wer seine Landschildkröten im Keller überwinterte, hatte in diesem Zeitraum selbst bei geöffneten Kellerfenstern Schwierigkeiten, die Raumtemperatur auf 10-12 °C zu halten. Außerdem war der Winter 2008/09 gegenüber den Langzeit-Vergleichswerten viel zu sonnig: der Sonnenscheindauer-Langzeitwert wurde nämlich um 90 % (!) überschritten: wer eine Fotovoltaikanlage auf seinem Hausdach betrieb, konnte sich freuen.
Ende Februar bis Ende Mai: Temperaturvergleich Antalya - Augsburg
Die zwischen dem 25. Februar und 29. Mai 2008 gemessenen Tages-Höchsttemperaturen für die Gegend um Augsburg (roter Kurvenzug) sind in der Grafik denen im türkischen Antalya als einem typischen Lebensraum diverser Unterarten der Maurischen Landschildkröte (Testudo graeca) aufgezeichneten Werten (blauer Kurvenzug) gegenüber gestellt. Im Zeitraum ab Mitte März bis Anfang April wachten unsere eingewinterten Schildkröten auf. So winterte ich meine ausgewachsenen Weibchen um den 20. März herum aus, die Männchen ein bis zwei Wochen später.
Der Temperaturverlauf für Antalya ist so, wie man sich dies für eine südeuropäische Region auch vorstellt, also mit relativ geringen Schwankungen stetig nach oben. Auch die Temperaturen für Augsburg erhöhten sich zwar mit der Zeit kontinuierlich, allerdings mit kräftigen Abweichungen sowohl nach oben als auch nach unten. Am 5. März betrug der maximale Unterschied zwischen den erreichten Tageshöchstwerten in Antalya und Augsburg 19 °C. Nach einem kurzzeitigen Anstieg auf 16 °C Mitte März folgte bis Ende März in Augsburg ein ständiger Abfall bis auf Null Grad mit leichten nächtlichen Frosttemperaturen. Zum gleichen Zeitpunkt war es in Antalya um 22 °C wärmer! Am 25. März schneite es in Südbayern noch einmal. Um diese Zeit befanden sich manche gerade ausgewinterten Schildkröten schon im Freiland. Dies zeigt, wie wichtig eine in kalten Nächten heizbare Schutzhütte für die Tiere ist – wenn man sie nicht am Abend wieder ins Haus holen möchte.
In der Folge erhöhten sich die Tagestemperaturen im Raum Augsburg zwar wieder, doch am 8./9. April fiel das Thermometer nachts bis auf - 6 °C: zum Leidwesen der Hobbygärtner erfroren viele Blüten. Doch dann wurde es auch in Südbayern endgültig Frühling: Ende April war es in Augsburg vorübergehend sogar noch etwas wärmer als in Antalya. Doch am 20. und 21. Mai erfolgte mit nur 10 °C Tageshöchsttemperatur wieder ein Kälteeinbruch; in Antalya war es in diesen Tagen gleich um 20 °C wärmer. Ende Mai erreichten die Temperaturen dann auch bei uns die 30-Grad-Marke und waren nicht sehr unterschiedlich von den Werten im türkischen Antalya. Mit Ausnahme des 20. und des 21. Mai war der Monat Mai ein recht warmer (und trockener) Monat. Dies ist auch der Grund dafür, warum der Frühling 2008 bei uns um 0,7 °C wärmer war als der langjährige Durchschnittswert.
Sommer 2008: stark schwankende Temperaturen
Der (deutsche) Juni war für die mediterranen Landschildkröten im Freien bis auf wenige Tage ein idealer Monat, denn der Monat begann mit Höchstwerten um 30 °C. Allerdings bewirkte die Schafskälte zur Monatsmitte hin einen vorübergehenden Kälteeinbruch auf 5 °C ! Der Juli war dagegen eher wechselhaft, denn die Höchstwerte schwankten von einem Minimum bei 10 °C bis zu einem Maximum bei 25 °C.
Ähnlich verlief auch der August: um den 7. August verzeichneten wir tagsüber „tropische“ Temperaturen um 30 °C; Mitte August kühlte es sich aber vorübergehend bis auf 5 °C ab! Wegen des warmen Monats Juni war der Sommer bei uns insgesamt betrachtet trotzdem sogar um 1 °C wärmer als dem Langzeitmittel entspricht.
Der Herbst: kühler September – freundlicher Oktober
Im September zogen viele wolkenreiche Tiefdruckgebiete durch unsere Gegend und so ließ sich auch die Sonne nicht allzu oft sehen; es war relativ kühl. Je nach Region lagen die Temperaturen im September um 1 bis 5 °C unter dem langjährigen Schnitt, so dass wir unsere europäischen Landschildkröten nicht sehr häufig beim herbstlichen Sonnenbad beobachten konnten. Im Oktober war es dann zwar wieder wärmer, doch in dieser Zeit stimmten sich viele Schildkröten bereits auf die bevorstehende Winterruhe ein.
Winter
Die Temperaturen im Dezember2008 fühlten unsere Pfleglinge nicht mehr direkt (bis auf die, die im Freien überwinterten), da sie bereits in der Winterstarre waren. Nachfolgend eine Übersicht über die Tageshöchst-Temperaturen von Antalya und Augsburg während der letzten Dezember- und der ersten Januartage 2008/09:
Tag | Antalya* | Augsburg** |
28. Dezember 2008 | n.b. | + 0,8 |
29. Dezember 2008 | 15 (Schauer) | - 1,5 |
30. Dezember 2008 | 13 | - 0,8 |
31. Dezember 2008 | 14 (Regen) | + 0,6 |
1. Januar 2009 | n.b. | - 2,0 |
2. Januar 2009 | 14 | - 3,8 |
3. Januar 2009 | 14 (Regen) | n.b. |
4. Januar 2009 | 13 (Regen) | - 2,3 |
5. Januar 2009 | 13 (Schauer) | n.b. |
6. Januar 2009 | n.b. | - 4,3 |
7. Januar 2009 | 17 (Schauer) |
*) Vorhersage der Tageshöchsttemperatur auf der Basis des Wetters vom Vortag
**) gemessene Lufttemperatur um 15 Uhr (Wetterstation Augsburg)
Wie wohl wild lebende Schildkröten (im Raum Antalya) überwintern?
Interessante Frage: wie sieht eigentlich die Winterruhe der mediterranen Landschildkröten in ihren diversen südeuropäischen Ursprungsgebieten aus? Leider findet man in der Fachliteratur dazu nur sehr wenige verlässliche Angaben . Bei den hier angegebenen Tageshöchsttemperaturen für die südtürkische Küstenstadt Antalya um die Jahreswende 2008/09, die freilich durch das im Dezember mit 21 °C Wassertemperatur noch recht warme Mittelmeer beeinflusst werden dürfte, ist mir jedenfalls nicht bange, wenn in meinem Keller-Überwinterungsraum mit den Maurischen und Griechischen Landschildkröten die Temperatur im Winter einmal für eine Woche über 10-12 °C hinaus ansteigen sollte. Zweifel habe ich außerdem, was die in der Schildkröten-Literatur zu findende lange Überwinterungsdauer europäischer Landschildkröten von etwa drei bis vier Monaten im natürlichen Verbreitungsraum anlangt. Ob die Winterruhe der Tiere in der Natur tatsächlich so lange andauert - wenn die Umgebungstemperaturen im November / Dezember noch nahe 20 °C sind und im März schon wieder bei 20 °C liegen? Viele berechtigte Fragen ...
Dieses nicht uninteressante Thema wird uns bei schildi-online.eu noch länger beschäftigen: zunächst einmal soll das tägliche Wetter in Antalya als einem typischen Lebensraum von Testudo graeca ibera konsequent bis etwa Ende März 2009 verfolgt werden.
PS: Sämtliche in diesem Artikel erwähnten Temperaturen gelten für den Schatten.
Dieser Artikel wurde am 12. Januar 2009 online gestellt.