6.1 Allgemeines
Für aufmerksame Leser dieser Serie kann das nun folgende abschließende 6. Kapitel keine allzu großen Überraschungen mehr bringen, allerdings nur was die Anforderung von Landschildkröten an die UV-B-Versorgung betrifft. Denn die Gegebenheiten im Mikrohabitat europäischer Landschildkröten sind in Abschnitt 5.3.2 am Beispiel der Maurischen Landschildkröten ausführtlich beschrieben und durch Messwerte und lange Beobachtungsserien begründet. Die wichtigsten Erkenntnisse werden an dieser Stelle nochmals kurz zusammengefasst:
(1) Im natürlichen Lebensraum in Süd- und Südosteuropa ist die UV-B-Intensität der Sonnenstrahlung geringer als am Äquator, wo die Sonne Mittags ihren höchsten Stand am Himmel erreicht. Es ist daher falsch, am Äquator gemessene UV-B-Intensitäten der direkten Sonne als Richtschnur für Bestrahlungslampen im Terrarium anzusehen – was aber in der Praxis oft erfolgt.
(2) Im Mikrohabitat der Landschildkröten, das nach oben hin weitgehend durch Bäume, Büsche, Gestrüpp und Gräser abgeschirmt ist, wirkt nur ein vergleichsweise geringer Teil der Sonnenstrahlung und damit auch des UV-B-Bereiches auf die Haut der Tiere. Dazu kommt, dass die UV-B-Intensität schon bei geringen vor der Sonne vorbeiziehenden Nebel- und Wolkenfeldern sekundenschnell stark reduziert wird und bei schlechtem Wetter sogar gegen Null tendiert.
(3) Zwar erwärmen sich europäische Landschildkröten in den frühen Morgenstunden im Biotop in der vollen Sonnenstrahlung, doch zu dieser Tageszeit ist die UV-B-Intensität wegen der flach einfallenden Sonnenstrahlen gering. Ähnliches gilt für die frühen Abendstunden. Andererseits: in den sommerlichen Mittagsstunden, dann wenn die UV-B Strahlung ihr Maximum erreicht, ruhen die Schildkröten im Dickicht und „spüren“ von der hohen Strahlungsintensität sehr wenig.
(4) Zwar sind in den kühleren Jahreszeiten die Aufwärmdauern von Schildkröten an der ungeschützten Sonne länger, aber im Frühjahr und im Herbst erreicht die UV-B-Intensität nicht mehr das hohe Niveau wie im Sommer.
Das UV-Speziallampenangebot im Handel (Bild 28) ist enorm groß, aber leider gleichzeitig immer noch so unübersichtlich, dass jeder Unkundige überfordert sein muss. Dazu kommt, dass das Verkaufspersonal in der Regel von der Materie wenig Ahnung hat, wie ich bei mehreren Testgesprächen erfahren habe. Oft wird dem ahnungslosen Kunden die teuerste UV-Lampe mit sehr hoher UV-B-Abgabe empfohlen – obwohl dies für die Bestrahlung von Landschildkröten nicht nötig ist (Lehmann, 2007). Oder es wird dem Schildkrötenpfleger eine „Schildkröten-Speziallampe“ verkauft, die „besonders viel UV-A" abgibt. Angeboten werden aber auchLampen und Strahler, die nachweislich überhaupt kein UV-B abgeben.
Bild 28: Derartige Stände mit einer Vielzahl von Terraristik-Leuchtmitteln aller Bauarten und von verschiedenen Anbietern findet man regelmäßig auf Reptilienbörsen. Doch die Fachberatung auf dem Gebiet der UV-B-Versorgung von Landschildkröten lässt zu wünschen übrig. Foto vom Verfasser.
Schlimmer noch sind die oft fehlenden, falschen oder ungenauen technischen Angaben zur erzeugten UV-B-Strahlung eines Produktes auf dessen Gebrauchsanweisung, sofern eine solche überhaupt mitgeliefert wird. Da werden beispielsweise Emissionswerte in Prozent angegeben, ohne dass ersichtlich ist, um welche Emissionsart (UV-A? UV-B? UV-A + UV+B?) es sich dabei handelt und auf was sich die Prozentangabe bezieht. Sind absolute Messwerte in µW/cm² angeführt, und nur die sind aussagekräftig, bleibt in vielen Fällen offen, für welchen Bestrahlungsabstand zur Schildkröte sie gelten und mit welchem Messgerätetyp und nach welcher Einbrenndauer der Lampe sie gemessen wurden. Ein Anbieter bewirbt seine UV-Lampe beispielsweise mit einer überraschend hohen UV-B-Abgabe, doch erst auf Nachfrage erfährt man, dass die UV-B-Intensität für den Glaskörper, also den Abstand Null bezieht. Die Einheiten Milliwatt und Mikrowatt werden gelegentlich immer noch verwechselt – was einem Fehler von 1000 entspricht! Und oft ist nicht angegeben, aus welchem Abstand eine Landschildkröte mit dem Produkt eigentlich bestrahlt werden soll.
Die allgemeine Unsicherheit und Unkenntnis möchte ich am Beispiel einer leistungsstarken Mischlichtlampe eines bekannten Herstellers bzw. Lieferanten aufzeigen: im Firmenkatalog steht bei 60 cm Abstand für dieses Produkt eine UV-B-Abgabe von 500 µW/cm² (Neuzustand der Lampe), auf der Verpackung des Strahlers ist aber für den gleichen Abstand ein Wert von 1.100 µW/cm² aufgedruckt. Neuerdings befindet sich auf dem Karton sogar noch ein Aufkleber mit einem dritten Messwert. Welcher wohl nun gilt?
Ein Unding ist auch die zum Scheitern verurteile Praxis der Hersteller/Vertreiber, die UV-B-Intensität eines Strahlungskörpers in „Prozent UV-B“ anzugeben. Jeder Interessent geht natürlich davon aus, dass eine Lampe mit „10 % UV-B“ besser ist als eine mit „5 %“. Das trifft aber oft nicht zu. Denn der Prozentwert gibt nur an, wie viel Prozent der Gesamtlichtleistung (= UV-A + UV-B + sichtbares Licht) einer Lampe auf UV-B entfällt. Die Gesamtlichtleistung wiederum hängt primär von der Leistungsaufnahme des Strahlers in Watt ab. So kann beispielsweise eine wattstarke Lampe mit nur „2 % UV-B“ eine höhere UV-B-Leistung in Watt) haben als eine schwache Lampe mit z.B. „7 % UV-B“.
Nun wird es aber sogar noch etwas schwieriger: selbst bei gleicher Leistungsaufnahme muss eine Lampe mit „10 % UV-B“ nicht unbedingt die doppelte absolute Strahlung abgeben als eine Lampe gleicher Wattzahl mit „5 % UV-B“. Zwar stimmen die Prozentangaben ungefähr, aber unsere Schildkröten fühlen eben nicht „% UV-B“, sondern die absolute UV-B-Intensität in der Einheit µW/cm². Eine lichttechnische Messung von zwei Strahlern des gleichen Herstellers, die eine mit „10 % UV-B (Ultra High UVB)“ und die andere mit „5 % UV-B (Medium UVB)“ hat beispielsweise beim gleichen Messabstand folgendes ergeben: die vermeintlich sehr viel mehr UV-B abgebende „Ultra High UVB-Lampe“ erbrachte 62 µW/cm², die vermeintlich deutlich schlechtere aber fast genau so viel, nämlich 59 µW/cm2! Das ist lediglich 5 % Unterschied … Die Erklärung dafür: die Lampe mit nur „5 % UV-B“ erzeugt sehr viel mehr helles (sichtbares) Licht und hat damit eine viel höhere Gesamtlichtleistung als die andere Lampe. Da die UV-B-Menge beider Lampen aber fast identisch ist, wird der Quotient aus UV-B-Anteil und der Gesamtstrahlung rechnerisch deutlich kleiner – trotz praktisch fast gleich großer UV-B-Emissionen beider Lampen.
Ich kann daher nur dringend dazu raten, sich beim Kauf von UV-Lampen nicht von den Prozentangaben leiten zu lassen. Entscheidend ist vielmehr, wie viel µW/cm² UV-B eine Lampe in welchem Abstand und nach welcher Betriebsstundenzahl abgibt. Im Grund genommen sollte man meiner Meinung nach nur Lampen kaufen, die diese drei Werte angeben.
Zugegeben, schon die geringsten technischen Änderungen am Strahlungskörper beeinflussen die Strahlungsmerkmale und damit natürlich auch die UV-B-Intensität. Wird die Lampe eines Herstellers in Lizenz oder im Auftrag in Fernost produziert, ist davon auszugehen, dass die Strahlungsleistungen trotz gleicher Bauart anders sind als die der deutschen Originallampe – schon allein deswegen, weil die verwendeten Werkstoffe in der Regel nicht völlig identisch sind. Wenn dann der Lizenzgeber auf die gründliche optische Neuvermessung seines im Ausland hergestellten Produktes durch ein neutrales Fachinstitut verzichtet, geht es am Ende mit falscher technischer Dokumentation (falls überhaupt vorhanden) an die Endkunden.
Nicht zuletzt durch die Hinweise und Ermahnungen des Autors in den letzten beiden Jahren in Richtung Hersteller [Köhler, 2008] hat sich zwar in letzter Zeit vieles zum Besseren geändert, doch es bleiben immer noch zahlreiche Fragen und Unsicherheiten offen.
6.2 Einschränkungen
UV-B-Vermessungen von Lampen, insbesondere die wünschenswerte Aufnahme von Strahlungsspektren, sind sehr teuer. Aus diesem Grunde, und weil sich das Produktsortiment ständig ändert, ist es dem Verfasser in Rahmen dieser kostenfreien Website nicht möglich, für alle heute auf dem Markt befindlichen Strahler verlässliche Strahlungsspektren zu präsentieren. Weitere Gründe: es ist oft gar nicht bekannt, ob zwei UV-B-Strahler von verschiedenen Lieferanten, die zwar unterschiedliche Markenbezeichnungen und Verpackungen haben, doch vom Aussehen, der Bauform und der Leistung gleich sind, in Wirklichkeit nicht vom gleichen Hersteller stammen, dann also auch in ihren UV-B-Kenndaten identisch sind. Man ist daher auf Angaben der Hersteller, auf die nicht gerade zahlreiche Fachliteratur und auf eigene Messreihen mit dem UV-B-Breitbandradiometer angewiesen. www.schildi-online.eu kann außerdem nicht gewährleisten, dass die in dieser Arbeit angegebenen Strahlungseigenschaften einer UV-Lampe, die bereits zwei oder drei Jahre auf dem Markt ist, noch identisch sind mit denen des gleichen Produktes, das ein Kunde im Zoogeschäft oder im Versandhandel kauft.
Es sei nochmals daran erinnert, dass eine mit einem Breitbandradiometer gemessene UV-B-Emission von Strahlungskörpern in der Einheit µW/cm2 keine Aussage darüber erlaubt, wie weit die (künstliche) Strahlung dem freien Sonnenlicht entspricht. Es ist leider auch nicht möglich, festzustellen, welche von mehreren mit Breitbandradiometern vermessenen Lampen der Sonnenstrahlung am ehesten entspricht, oder ob beispielsweise die UV-B-Fluoreszenzröhre X besser ist als die bauähnliche Leuchtstoffröhre Y eines anderen Herstellers. Selbst wenn zwei UV-B-Strahler verschiedener Hersteller bei Messungen mit dem Breitbandradiometer bei gleichem Alter und gleicher Bestrahlungsdistanz die gleiche UV-B-Intensität aufweisen, kann nicht ausgesagt werden, welche der beiden für die Vitamin D3-Bildung die bessere ist. Es gibt nur eine Ausnahme: vergleichende Aussagen wären nur dann möglich, wenn die mit den (sehr euren) Spektralradiometern (Kapitel 4.1) gemessenen Spektren aller verfügbaren Lampen vorliegen und genau miteinander bzw. mit dem Sonnenspektrum verglichen werden. Wer vergessen hat oder nicht weiß, warum dies so ist, sei auf die Erläuterungen im Kapitel 4, vor allem auf die Abschnitte 4.1 und 4.2 bzw. 4.2.1, hingewiesen.
Die meisten hier veröffentlichten Messergebnisse stammen von dem Breitband-Radiometer des Typs Solarmeter Model 6.2UVB des US-Unternehmens Solartech (Bild 11). In einigen Fällen präsentieren wir jedoch auch Lichtspektren, die mit einem Spektralradiometer aufgezeichnet wurden.
Glücklicherweise weisen wenigstens einige UV-Leuchtstoffröhren ein Spektrum im UV-Bereich auf, das dem Sonnenspektrum recht ähnlich ist (Abschnitt 6.3.5). Nur wenn das Spektrum einer Leuchtstoffröhre gut mit dem natürlichen Sonnenspektrum übereinstimmt und man im Besitz des Solarmeters 6.2UVB ist, kann man die mit diesem Gerät im Freien gemessenen UV-B-Intensität mittels eines entsprechenden Bestrahlungsabstandes einer UV-B-Röhre im Terrarium „einstellen“. Mit allen anderen Lampentypen funktioniert das jedoch nicht [Köhler, 2004].
Zwangsläufig erhebt sich bei vielen Lesern jetzt die Frage, was der Wert dieser relativ preiswerten Taschen-Breitbandradiometer (Preis Ende 2009: ca. 400 Euro) eigentlich ist: neben ihrer hervorragenden Eignung für aussagekräftige Freilandmessungen erlauben sie beispielsweise die einfache und schnelle Messung der Änderung der UV-B-Strahlungsstärke mit zunehmendem Bestrahlungsabstand und Aussagen über den Verlust an UV-B-Intensität mit zunehmender Betriebsstundenzahl. Eine einfache Übung stellt ferner die Messung der Strahlungsverstärkung durch Reflektoren oder der Strahlungsreduzierung beim Durchgang durch Glas, Maschengitter und andere Werkstoffe dar. Auch lässt sich leicht feststellen, wie die UV-B-Intensitäten mehrerer baugleicher Lampen ein und desselben Herstellers streuen.
Etwas vereinfachend seien die in dieser Abhandlung näher besprochenen UVB-Strahler eingeteilt in
6.3 UV-Leuchtstoffröhren (Fluoreszenzlampen)
6.4 UV-Kompaktlampen für E27-Fassungen
6.5 UV-Mischlichtstrahler für E27-Fassungen
Gleich zu Beginn ist festzuhalten, dass alle Glühfadenlampen und die diversen „Reptilien-Spotstrahler“ im Preissegment bis zu etwa 12 Euro je Birne (Handelsbezeichnungen z.B. Basking Spot, Crystal Sun Spot usw.) kein UVB abgeben, auch wenn einige Anbieter mit (missverständlichen) Aussagen wie „Vollspektrum bis in den UV-Bereich“ werben. Entsprechendes gilt für die moderneren Neodymiumlampen. Auch HQI-, HQL- und Halogenleuchten, deren Glaskörper keine UV-Strahlung durchlassen, eignen sich nicht als UV-B-Quelle zum Einsatz in der Landschildkröten-Terraristik.
6.3 UV-Leuchtstoffröhren
Es handelt sich bei diesen stabförmigen Lampen um so genannte Niederdruck-Entladungslampen. Im Gegensatz zu den Temperaturstrahlern (Glühlampe, Halogen-Glühlampe) erzeugen sie ihr Licht nicht durch eine Temperaturstrahlung, sondern durch einen Entladungsprozess in ionisierten Gasen (Edelgase, Metalldämpfe). Je nach der Zusammensetzung der Gase und dem Gasdruck verschiebt sich das erzeugte Lichtspektrum mehr in den sichtbaren oder in den UV-Bereich. Damit ist auch die entstehende Lichtfarbe unterschiedlich. Wichtig für Terrarianer ist folgende Gesetzmäßigkeit: Leuchtstoffröhren erzielen keine große Lichtintensität, da das Licht über eine große Fläche verteilt wird. Je höher ihre UV-B-Emission ist, desto schwächer ist außerdem ihre Lichtausbeute. Dies bedeutet, dass man im Schildkröten-Terrarium neben der UV-B-Quelle „Leuchtstoffröhre“ immer auch noch einen weiteren Strahler zur Erzeugung von Helligkeit und Wärme benötigt. Wie alle Entladungslampen benötigen Leuchtstofflampen ein Vorschaltgerät und einen (Glimm-) Starter.
UV-Leuchtstoffröhren gibt es in unterschiedlichen Längen und teilweise auch Röhrendurchmessern, wenn auch meist mit 26 mm Durchmesser (T8-Röhren). Seit Mai 2010 sind jedoch auch schon die ersten T5-UV-Leuchten auf dem Markt. Je länger die Röhre ist, desto höher ist auch ihre Leistungsaufnahme:
14 Watt (W) bei 37,5 cm Länge
15 W bei 45 cm
18 W bei 60 cm
25 W bei 75 cm
30 W bei 90 cm
36 W bei 120 cm
38 W bei 105 cm Länge.
Einer der Vorteile von UV-Leuchtstoffröhren gegenüber den nur eine kreisförmige Teilfläche beleuchtenden anderen Lampenbauarten ist, dass die UV-B-Abgabe über eine größere Fläche im Terrarium erfolgt. Verlässt eine Schildkröte den begrenzten Strahlungskegel z.B. einer Metalldampflampe, wirkt keine UV-B-Strahlung mehr auf sie ein, auch wenn die Lampe noch den ganzen Tag angeschaltet bleibt. Die Leuchtstoffröhre erzeugt im Gegensatz dazu eine rechteckige UV-B-Fläche auf dem Boden des Terrariums: bewegt sich eine Schildkröte zum anderen Ende ihres Terrariums, wird sie trotzdem noch weiter mit UV-B bestrahlt, was der Situation im freien Lebensraum nahekommt.
6.3.1 UV-B in Abhängigkeit der Bestrahlungsentfernung
Wie für jede andere Lampe gilt auch für Fluoreszenzleuchten, dass die abgegebene Strahlung, und damit auch die UV-B-Intensität, mit zunehmendem Bestrahlungsabstand abnimmt. Tabelle 6 zeigt dies für eine zufällige Auswahl von fabrikneuen UV-Spezialröhren verschiedener Hersteller.
Anmerkung: es ist nicht ausgeschlossen, dass seit der lichttechnischen Vermessung der Röhren das eine oder andere Produkt verbessert wurde, was in der Regel auch eine entsprechend höhere UV-B-Abgabe bedeuten kann.
Tabelle 6: UV-B-Abgabe fabrikneuer Leuchtstoffröhren verschiedener Hersteller bzw. Anbieter (angeschafft 2004/05) in µW/cm2, in Abhängigkeit vom Bestrahlungsabstand, gemessen direkt unter der Röhre. Röhrenlänge = 60 cm, Einbrennzeit = 1-3 Stunden; Messungen nach [Baines, 2009] mit Solarmeter 6.2 UVB-Breitbandradiometer; alle Röhren ohne Reflektor
Marke |
35 cm
|
25 cm
|
15 cm
|
5 cm
|
ReptiSun 5.0 UVB / Iguana Light 5.0 UVB (ca. „6 % UVB“) - ZooMed
|
15 | 25 | 45 | 120-130 |
Arcadia D3 Reptile (ca. „5% UVB“)
|
20-25 | 35-40 | 55-60 | 135-145 |
ReptiSun 10.0 UVB (ca. „10 % UVB“) - ZooMed
|
30-35 | 45-50 | 75-80 | 190 |
ReptiGlo 8.0 (ca. „8 % UVB“) - ZooMed
|
15 | 20-30 | 35-45 | 100-120 |
*) bis auf die Leuchtstoffröhre ReptiSun 10.0 hatten alle anderen getesteten Röhren 26 mm Durchmesser (T8-Röhren).
Von-Bis-Werte ergeben sich, weil selbst marken-, bau- und längengleiche neue Leuchtstoffröhren aufgrund ihrer Toleranzen unterschiedlich viel UV-B emittieren und weil auch das eingesetzte Messinstrument eine bestimmte Messungenauigkeit aufweist. Wie man sieht, streuen die Messwerte bis auf die neue Leuchtstoffröhre ReptiSun 10.0 nicht allzu stark. Übereinstimmend lässt sich für die vermessenen Röhren näherungsweise sagen, dass eine Verdopplung des Bestrahlungsabstandes etwa eine Halbierung des UV-B-Niveaus zur Folge hat.
Der Röhrendurchmesser hat nur einen relativ geringen Einfluss auf die UV-B-Abgabe.
Nochmals sei gesagt, dass die Angaben in Tabelle 6 keine Bewertung der getesteten Röhren in Bezug auf eine möglichst naturnahe Vitamin D3-Synthese erlauben. Es wurde in diesem Artikel schon an früherer Stelle ausgesagt: eine UV-Lampe kann noch so kräftige UV-B-Peaks in ihrem Spektrum über der Wellenlänge aufweisen, wenn diese aber bei der „falschen“ Wellenlängenzahl auftreten, schaden sie unter Umständen eher als sie nützen – eine Feststellung, die vor allem für andere, unter Umständen wesentlich teurere Lampen gilt.
6.3.2 UV-B in Abhängigkeit der Betriebszeit
Auch der UV-B-Abfall mit zunehmender Betriebsstundenzahl ist mit Ausnahme der ReptiSun 10.0 bei den übrigen getesteten Produkten ähnlich, wie folgende Zahlen für einige jeweils 25 cm lange Leuchtstoffröhren nach einer Betriebszeit von insgesamt 105 Stunden bei 25 cm Bestrahlungsabstand zeigen [Baines, 2009]:
ReptiGlo 5.0 (ExoTerra) 17,5 µW/cm2
ReptiGlo 8.0 (ExoTerra) 20
ReptiSun 5.0 (ZooMed) 25
Arcadia 5.0 30
ReptiSun 10.0 (ZooMed) 42
Alle Werte gelten für einen Betrieb ohne Reflektor.
6.3.3 UV-B-Abnahme nach längeren Betriebszeiten
Nach vorliegenden Messergebnissen nehmen die UV-B-Emissionen in etwa den ersten Hundert Stunden Brenndauer zunächst rascher, bei sehr langen Betriebszeiten dann aber deutlich weniger stark ab. Dies zeigen folgende Angaben für die 45 cm lange Leuchtstoffröhre ReptiGlo 8.0 (mit aufgesetztem Reflektor); die Angaben gelten für 15 cm Bestrahlungsabstand [Baines, 2009]:
150 Stunden 120 µW/cm2
600 Stunden 92
1.000 Stunden 92
1.750 Stunden 85
2.500 Stunden 80
4.000 Stunden 75
Trägt man diese UV-B-Emissionen über der Stundenzahl auf und extrapoliert die dabei entstehende Kurve in Richtung höherer Stundenzahlen, würde die ReptiGlo 8.0 nach 10.000 Betriebsstunden in 15 cm Abstand immer noch fast 55 µW/cm2 UV-B abgeben; dies entspricht etwa der Hälfte der UV-B-Intensität bei der Inbetriebsetzung der fabrikneuen Röhre. Bei einer täglichen Einschaltdauer von 6 Stunden, was der Bestrahlungssituation im natürlichen Lebensraum nahekommt, wären dies immerhin 4 ½ Jahre. Kein Grund also, UV-B-Leuchtstoffröhren schon nach einem Jahr oder gar noch öfters durch neue zu ersetzen, auch wenn diese Feststellung der Handel nicht gerne zur Kenntnis nehmen wird. Bedenkt man ferner, dass die europäischen Landschildkröten die Hälfte des Jahres im Freien verbringen (sollten !) und dort selbst bei unserem gemäßigtem Klima ausreichend UV-B durch die Sonne aufnehmen, dann müsste die als Beispiel gewählte Leuchtstoffröhre ReptiGlo 8.0 (mit Reflektor) noch seltener ausgetauscht werden.
6.3.4 Deutliche Leistungsverbesserung bei aufgesetztem Reflektor
Wird eine UV-B-Leuchtstoffröhre in einem Terrarium mit aufgesetztem Hochglanzreflektor aus Aluminium betrieben, wie er im Fachhandel preisgünstig angeboten wird, wird die UV-B-Abgabe etwa verdoppelt. Denn die Strahlung fällt nunmehr nicht mehr auf die Seitenscheiben eines Terrariums, sondern wird ausschließlich auf die Bodenfläche reflektiert, dort, wo sich die Schildkröten bewegen.
Bei einer Ausstattung der Leuchtstoffröhren mit Reflektoren verdoppeln sich die in Tabelle 6 angegeben UV-B-Intensitäten.
6.3.5 Welche UV-Leuchtstoffröhren können als „gut“ bezeichnet werden?
Einige - allerdings nur wenige - Fachleute und Wissenschaftler konnten durch weitergehende Untersuchungen und Messungen, wie z.B. zusätzliche Erfassung des so genannten UV-Index mit dem amerikanischen Spezial-Messinstrument Solarmeter 6.5 (siehe Kapitel 4.3) bzw. durch eine genaue Auswertung des Spektrogrammes einer Lampe und Vergleich mit der natürlichen Spektralverteilung der Sonne ermitteln, welche von ihnen eine sonnenähnliche Strahlung zumindest im engen UV-B-Bereich des Spektrums abgeben und somit für die Schildkröten-Bestrahlung als „gut“ bezeichnet werden können. Bei diesen Marken ist dann in der Tat davon auszugehen, dass beispielsweise 80 µW UVB/cm2 an der Sonne gemessen etwa das Gleiche ist wie 80 µW UVB/cm2 unter den UV-Leuchtstoffröhren (jeweils mit dem Breitbandradiometer Solarmeter 6.2UVB gemessen). Dies bedeutet: sonnt sich eine Landschildkröte im Freien im Sonnenlicht unter 80 µW/cm2 und eine andere im Terrarium unterhalb einer der genannten Leuchtstoffröhren unter ebenfalls 80 µW/cm2, ist die Vitamin D3-Produktion bei beiden Tieren sehr ähnlich, denn sowohl die Sonne als auch einige UV-Röhren haben ähnliche UV-Indexwerte von etwa 1,5 bis 2,0 [Baines, 2008].
Wie wir noch sehen werden, ist diese Situation allerdings bei vielen anderen Lampentypen nicht gegeben, denn bei ihnen liegt der UV-Index teilweise bei über 10.
Nach Frances Baines aus England sind dies, mit Stand von Ende Dezember 2007, die nachfolgend aufgeführten UV-Leuchtstoffröhren [Baines, 2007a]. Die Qualitätskriterien sind: möglichst sonnenähnliches Spektrum, keine gefährliche Strahlungsabgabe und technisch ausgereiftes Produkt mit guter Lebensdauer:
-
F71T12-BL (vermutlich nur in den USA erhältlich; das Spektrum dieser Röhre im UV-A und UV-B Bereich ähnelt dem der Sonne sogar so gut, dass ihr Licht zur Kalibrierung von amerikanischen Breitbandradiometern verwendet wird)
-
ZooMed Repti Sun 10.0
-
Arcadia D3-Plus 12% UVB Reptile Lamp
-
ZooMed ReptiSun 5.0 bzw. ZooMed Iguana Light (gleiche Lampe)
-
Arcadia D3 Reptile Lamp 6% UVB Reptile Lamp
-
Sylvania ReptiStar
-
ExoTerra ReptiGlo 5.0
Der finnische Wissenschaftler Jukka Lindgren führte vor einigen Jahren spektrometrische Untersuchungen bei mehreren UV-Fluoreszenzröhren durch [Lindgren, 2004], wobei er das Gerät IL700A Research Radiometer von International Light Inc. (Newburyport, USA) mit dem S-20 Photomultiplier PM271D als Messkopf verwendete. Sein Ziel war es, aus den Spektrogrammen nicht nur einen einzigen, „mittleren“ UV-B-Wert zu bestimmen, sondern zwei: einen für den Teil-Wellenlängenbereich zwischen 280 und 304 nm, der Bereich, der hauptsächlich für die Vitamin D3-Bildung bei Landschildkröten angesehen wird (UVB-1) und einen für den Wellenlängenbereich darüber, nämlich 305-319 nm (UVB-2), dem sogar teilweise Vitamin D3-zerstörende Wirkung zugeschrieben wird. Je größer nun das Verhältnis UVB-1 zu UVB-2 einer Lampe ist, desto besser ist sie in Bezug auf die Vitamin D3-Bildung.
Das beste Resultat nach diesem Kriterium erzielte die ZooMed-Röhre ReptiSun 5.0 UVB (14 W) mit einem gemessenen Verhältnis UVB-1/UVB-2 = 0,25. Interessant: eine markengleiche Röhre, die bereits 3.600 Betriebsstunden hinter sich gebracht hatte, schnitt mit dem gleich guten Verhältnis (0,25) ab; zumindest diese Leuchtstoffröhre verändert also ihre UV-B-Verteilung mit ihrer Lebensdauer nicht oder nur unwesentlich. Die Absolutwerte von UVB-1 und UVB-2 waren übrigens nur ca. 20 % geringer, was die hier gemachten Ausführungen über die Lebensdauer von UV-Leuchtstoffröhren bestätigt.
Die zweitbeste Lampe war Narva Reptilight (Quotient 0,224) und den dritten Platz erreichte das Produkt ExoTerra ReptiGlo 5.0 (Quotient 0,136) noch vor ExoTerra ReptiGlo 8.0 (0,113) vom gleichen Hersteller/Vertreiber, während bei der ReptiGlo 2.0 im Wellenlängenabschnitt zwischen 280 und 304 nm überhaupt keine UV-B-Intensität gemessen werden konnte (d.h. Quotient = 0).
Enttäuschend war auch die Reptile Desert 7 % UVB (Hersteller: Energy Savers Unlimited, ESU): trotz der vielversprechenden Angabe „7 % UVB“ gab diese Röhre insgesamt nur 0,3 % ihrer Gesamtstrahlleistung als UVB-Strahlung ab, die außerdem restlos auf den „ungünstigen“ UV-B-Bereich zwischen 305 und 319 nm entfiel.
Daran ist erneut zu erkennen, wie fragwürdig teilweise Werbeaussagen sind (es kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass die Reptile Desert zwischenzeitlich verbessert worden ist).
6.3.6 Wie hoch über den Schildkröten soll eine (gute) UV-Röhre aufgehängt werden?
Anfang Dezember 2009 besuchte ich eine Reihe von Zoofachgeschäften und Zoomärkten sowie eine Reptilienbörse und kontrollierte dort die angebotenen aktuellen UV-Leuchtstoffröhren von verschiedenen Anbietern (Bild 29). Zwar ist bei allen Produkten auf der Verpackung die wenig brauchbare prozentuale UV-B-Abgabe angegeben und mittlerweile auch, wenn auch nur in Briefmarkengröße und in (wenig aussagekräftiger) prozentualer Darstellung, die Spektralverteilung, doch es fehlt bei fast allen Marken die entscheidende Aussage über den empfohlenen Bestrahlungsabstand. Auch die befragten Verkäufer zuckten nur ihre Schultern.
Bild 29: Eine fast nicht mehr überschaubare Zahl von UV-Leuchtstoffröhren bietet der Handel heute an, doch Schildkröten-Freunde benötigen schon einiges an Fachwissen, um sich nicht zu „verkaufen“. Foto vom Autor.
Auf der Basis meiner UV-B-Freilandmessungen im Mikrohabitat europäischer Landschildkröten (siehe z.B. die Abschnitte 5.3.2 bis 5.3.4) und der jetzt bekannten UV-B-Intensitäten diverser Leuchtstoffröhren als Funktion des Bestrahlungsabstandes mache ich folgenden Vorschlag:
Werden die in Tabelle 6 vorgestellten Produkte mit Reflektor im Terrarium eingesetzt, ist ein Abstand von 25 cm über den Tieren einzustellen. Bei einer täglichen Anschaltdauer von etwa 5 Stunden entspricht dies, zumindest in den ersten Tausend Betriebsstunden, gut der Situation (UVB-Dosis) im natürlichen südosteuropäischen Lebensraum. Sollte die abgegebene UV-B-Intensität nach einigen 1.000 Stunden stärker abnehmen (dies ist mit dem Solarmeter 6.2UVB einfach festzustellen), kann die Bestrahlungsdauer als Ausgleich auf 6 oder 7 Stunden täglich erhöht werden.
Ein Abhängen von UV-Leuchtstoffröhren bis auf 8-10 cm zu den Tieren, wie es Bidmon & Jennemann [2006] vorschlagen, ist nicht nötig. Dies vermittelt nicht nur ein unschönes Bild, sondern die UV-B-Abgabe kann beim Einsatz einer fabrikneuen ReptiSun 10.0 UVB mit Reflektor in den ersten Stunden nach ihrer Inbetriebnahme sogar gefährlich sein.
6.3.7 Fazit
Im Gegensatz zur allgemeinen Ansicht sind viele UV-B abgebende Leuchtstoffröhren durchaus gut für die Schildkrötenbestrahlung geeignet, wenn man sich nicht daran stört, dass sie in einem Terrarium nur 25 cm über den Schildkröten platziert werden müssen. Es handelt sich um relativ preisgünstige Produkte mit hoher Lebenserwartung, die – und dies ist wohl ihr Hauptvorteil – ein sonnennahes Spektrum aufweisen, eine niedere (d.h. artgerechte) und damit für die Tiere (und auch für die Pfleger !) gefahrlose UV-B Strahlung abgeben, die aber dennoch für die Vitamin D3-Bildung ausreichend ist und die mehrere Stunden täglich betrieben werden sollen. Letzteres entspricht der natürlichen Situation wesentlich besser als z.B. eine Watt-starke Mischlichtlampe mit UV-B-Intensitäten von mehreren Hundert µW/cm2, die nur 30 Minuten am Tag angeschaltet ist.
Hier die ungefähren Anschaffungs-Gesamtkosten eines UV-B-Bestrahlungssystems mit Leuchtstoffröhren am Beispiel eines 1 m langen Schildkröten-Terrariums (Preisstand Zoofachhandel Ende 2009):
- Leuchtstoffröhre T8, 30 W, 90 cm ab ca. 24 Euro (bis ca. 35 €)
- dazu passender Alu-Reflektor ab ca. 12
- Eurokomplette Betriebseinheit incl. Abstandshalterung ab ca. 35 Euro
Die aus der Aquaristik bekannten stabilen Lichtbalken für die Halterung der Leuchtstoffröhren eignen sich nicht (und sind außerdem viel zu teuer), da sie auf ein Becken (z.B. ausgedientes Aquarium) aufgelegt werden müssen und damit der Abstand zu den Schildkröten zu groß ist.
6.4 UV-Kompaktlampen
Die in normale E27-Lampengewinde einschraubbaren UV-Kompaktlampen (Bild 30) sind „gefaltete" UV-Leuchtstoffröhren mit meist kleinerer Leistung (derzeit max. 26 Watt), die auch nach den gleichen Gesetzen wie Leuchtstoffröhren funktionieren. Allerdings benötigen sie kein externes Vorschaltgerät, da dieses bereits im massiven Sockel der Lampe integriert ist. Entsprechend heiß wird dieser dann auch im Betrieb – doch dazu später mehr. UV-Kompaktleuchtstofflampen erzeugen wie die stabförmigen Röhren ein relativ „sonnennahes" Spektrum; bezüglich Lichtfarbe und Farbwiedergabeeigenschaften gleichen sie der zurzeit vom Markt verschwindenden klassischen Glühbirnen. Beim Kauf ist darauf zu achten, dass man auch wirklich eine „UV-Lampe" mit möglichst hoher UV-Leistung und nicht etwa eine fast gleich aussehende „Tageslicht"-Kompaktlampe" erwirbt, die nur geringe Mengen an UV-B abgibt. So bietet der Markt beispielsweise von Dohse eine Hobby-UV-Lampe mit „8 % UVB" (Handelsbezeichnung: UV Compact Desert) und eine mit nur „4 % UVB" (UV Compact Jungle) an.
Es gibt nur sehr wenige anerkannte Hersteller von UV-Kompaktlampen, dafür aber umso mehr Anbieter (Auswahl siehe Tab. 7). Logischerweise bedeutet dies, dass ein Teil der Strahler bau- und typgleich sein muss, auch wenn die Lampen von verschiedenen Vertreibern unter verschiedenen Produktnamen vermarktet werden und unterschiedliche Verpackungen und sogar unterschiedliche Verkaufspreise haben. Ich habe kürzlich in einem Zoogeschäft zwei UV-Kompaktlampen von verschiedenen Anbietern ausgepackt und miteinander verglichen: bis auf den aufgestempelten Namen des Vertreibers war kein optischer oder sonstiger Unterschied zu finden: selbst die eingeprägte Typnummer war identisch.
Tabelle 7: Auswahl einiger UV-Kompaktlampen des Handels in Deutschland (Stand Juni 2010) mit der elektrischen Leistung und dem prozentualen UVB-Anteil in Klammern:
Arcadia:
D3 Compact UV Lampe (23 W)
Draco:
LX-30 (13 W, 3 %), LX-31 (26 W, 3 %), LX-60 (13 W, 6 %), LX-61 (26 W, 6 %), LX-120 (13 W, 12 %), LX-121 (26 W, 12 %)
Exo-Terra:
Repti Glo 2.0 (13 und 26 W, 2 %), Repti Glo 5.0 UVB (13 und 26 W, 5 %), Repti Glo 10.0 UVB (13 und 26 W, 10 %)
Hobby/Dohse:
Hobby UV Compact Desert (23 W, 8 %)
Lucky Reptile:
Compact UV Sun (15 W), Compact UV Sun (23 W)
Namiba Terra:
Replux UV-Plus D3 (15 W, 8 %), Replux UV-Plus D3 (23 W, 8 %)
Zoo Med:
ReptiSun Compact 5.0 (26 W, 5 %), ReptiSun Compact 10.0 (26 W, 10 %)
Meist versteckt sich der prozentuale Anteil der abgegebenen UV-B-Strahlung an der Gesamtlichtleistung in der Produktbezeichnung: so soll beispielsweise bei der Lampe LX-60 (siehe Tab. 7) 6 % der abgegebenen Strahlung im UV-B-Bereich liegen, bei der Repti Sun Compact 5.0 sind es 5 %. Über den äußerst zweifelhaften Sinn derartiger, teilweise sogar verwirrender Prozentangaben verweise ich auf den weiter oben stehenden Abschnitt „Der Trick mit den Prozenten" in Kapitel 6.1. Angaben wie 5, 6 oder auch 12 % UV-B können niemals Qualitätsangaben sein! Sinnvoll und aussagekräftig wäre einzig und allein die Angabe der emittierten absoluten UV-B-Strahlung in µW/cm2 als Funktion des Bestrahlungsabstandes, doch solche Daten findet man bis jetzt leider weder auf, noch in der Umverpackung der Produkte, deren Preisniveau immerhin bis zu etwa € 30 reicht.
6.4.1 UV-B-Messungen mit einer Arcadia D3 Kompaktlampe (23 W, 7 % UVB)
Dr. Frances Baines, England, hat mehrere Exemplare dieser Lampe in ihrem Labor mit dem amerikanischen Messinstrument Solarmeter Model 6.2UVB (280-320 nm) vermessen und folgende Ergebnisse erzielt [Baines, 2009/2010]:
(a) Positionierung der Lampe
Eine UV-Kompaktlampe kann man in einem Terrarium entweder senkrecht nach unten hängend oder in horizontaler Lage anbringen. Entsprechend gibt es auch zwei verschiedene Wege, die UV-B-Intensität einer Kompaktlampe zu messen: entweder ist das Messinstrument direkt unterhalb der vertikal aufgehängten Lampe platziert oder es wird seitlich, etwa in halber Höhe der Lampenlänge, mit seinem Sensor auf den Lampenkörper gerichtet. Es ist klar, dass im zweiten Fall das Messgerät eine viel größere Lampenoberfläche „sieht" als im ersten: die UV-B-Intensitäten erwiesen sich bei der seitlichen Messung dann auch bis zum Faktor 6 höher.
Für eine waagrechte Montage in einem Terrarium bietet der Fachhandel passende Fassungen an, die eine maximale Abstrahlfläche ermöglichen.
(b) Reflektor
Die UV-B-Intensität (am Boden) ist - bei der hängenden Lampe - auch von der Art und dem Werkstoff des Reflektors abhängig. Erstaunlicherweise beeinflusste ein Reflektor mit weißer Porzellanauskleidung (Vertreiber: Zoo Med) und 22 cm Austrittsdurchmesser die UV-B-Strahlung kaum, was die Vermutung aufkommen lässt, dass weißes Porzellan UV-B-Strahlung nicht oder nur sehr wenig reflektiert. Dagegen stellten sich Produkte mit Aluminiumauskleidung als sehr wirksame Reflektoren von UV-Licht heraus, die die UV-B-Intensität bei allen eingestellten Bestrahlungsabständen zwischen 15 und 55 cm bis zum Faktor 6 erhöhen.
(c) Einbrennvorgang
Schaltet man eine fabrikneue Lampe zum ersten Mal ein, ist man möglicherweise über die anfangs sehr geringe UV-B-Abgabe in den ersten Sekunden überrascht. Doch schon nach wenigen Augenblicken zeigt das Display des Messgerätes einen steilen Anstieg bis auf unerwartet hohe Pegel. Erst nach rund 30 Stunden Betriebsdauer (Einbrenndauer) kann man einigermaßen stabile UV-B-Messwerte erwarten. Am deutlichsten ist die anfängliche UV-B-Abnahme einer neuen Kompaktlampe bei sehr geringen Bestrahlungsabständen. Bei 5 cm Abstand wurden bei einer neuen Arcadia D3-Kompaktlampe (ohne Reflektor, seitliche Messung) folgende UV-B-Intensitäten gemessen:
Nach 3 Stunden: 485 µW/cm2 (62)
Nach 15 Stunden: 400 µW/cm2 (55)
Nach 30 Stunden: 385 µW/cm2 (51)
Nach 45 Stunden: 380 µW/cm2 (50)
Bei größeren Abständen, wie man sie sinnvollerweise in einem Terrarium einstellt, ist der Effekt des Einbrennvorganges auf die tatsächliche Intensität weniger deutlich: die Strahlungsintensitäten in Klammern gelten beim gleichen Produkt und bei unveränderten Randbedingungen für 20 cm Abstand. Der prozentuale UV-B-Rückgang ist jedoch bei 5 und 20 cm Abstand etwa gleich groß.
Die Zunahme und nachfolgende Abnahme der UV-B-Emission in den ersten Minuten nach dem Einschalten der UV-Lampe ist bei jedem Einschaltvorgang festzustellen, auch noch nach 1.000 Stunden Brenndauer. Um stabile Messwerte zu erhalten, sollte man daher mit den UV-B-Messungen erst etwa 15 Minuten nach dem Einschalten beginnen.
(d) Einfluss der Betriebsdauer auf die UV-B-Leistung
Doch auch nach 30 oder 40 Stunden bleiben die UV-B-Werte in den folgenden Hunderten und Tausenden von Betriebsstunden nicht ganz konstant, sondern fallen langsam ab (eine Charakteristik, die auch für die leistungsstarken Flutstrahler gilt). So gilt für die Arcadia D3-Kompaktlampe für einen Bestrahlungsabstand von 30 cm:
• UV-B-Strahlungsstärke nach 50 Stunden Brenndauer: 26 µW/cm2,
• nach 1.000 Betriebsstunden 18 µW/cm2.
Dies entspricht einer UV-B-Minderung um rund 30 %.
(e) Einfluss der Toleranzen bau- und typgleicher Lampen; Herstellerland
Man darf nicht von der Erwartung ausgehen, dass sich bau- und typgleiche, also völlig identische Kompaktlampen, bezüglich ihrer UV-B-Emission auch völlig gleich verhalten. F. Baines [2009/2010] hat vier Arcadia D3-Lampen vermessen. Die erzielten Ergebnisse zeigten zwar die (erwartete) Abnahme der UV-B-Strahlungsstärke mit zunehmender Betriebsstundenzahl und zunehmendem Bestrahlungsabstand, doch mit durchaus messbaren Abweichungen der einzelnen Lampen untereinander.
Mit in die Kaufentscheidung für einen bestimmten UV-Strahler sollte auch einfließen, in welchem Land das Produkt hergestellt wurde: so wurde in der Vergangenheit mehrmals bekannt, dass Lampen, die beispielsweise in China im Auftrag eines europäischen Auftraggebers fabriziert wurden, ganz andere UV-B-Emissionen als auf der Produktbeschreibung angegeben abgaben, weil der chinesische Hersteller bewusst oder unbewusst die technischen Vorgaben (Bauspezifikation) geändert hatte. Man kann nur hoffen, dass der europäische Auftraggeber daraus gelernt hat und die in Fernost hergestellten Lampen vor der endgültigen Verkaufsfreigabe in Stichproben sorgfältig kontrolliert und optisch prüft.
6.4.2 Eigene UV-B-Messungen mit einer gebrauchten Kompaktlampe Replux UV-Plus D3 (23 W)
von Namiba Terra
Für diese Kompaktlampe liegt mir eine strahlungsphysikalische Bewertung des lichttechnischen Institutes einer bedeutenden deutschen Universität vor. Mit einem hochauflösenden Spektralradiometer OL 754 (Optronic) wurde die spektrale Bestrahlungsstärke aus 20 cm Abstand zwischen 250 und 800 nm Wellenlänge ermittelt, vor allem auch im hier interessierenden UV-B-Teilbereich von 280 – 315 nm. Im relevanten Wellenlängenbereich weist das Spektrogramm ab ca. 295 nm Wellenlänge eine steil ansteigende Bestrahlungsstärke auf, die zwischen 320 und 340 nm ihren Höchstwert erreicht, und dann bis etwa 400 nm wieder abnimmt. Damit stimmt die Lage des UV-B-Maximums sehr gut mit dem der Sonnenstrahlung überein, so dass dieses Produkt für die UV-B-Erzeugung bei der Pflege von Landschildkröten im Prinzip ebenfalls empfehlenswert ist. Der aus dem Spektrogramm errechnete UV-B-Summenwert (280-315 nm) bei 20 cm Abstand ergab sich zu 26 µW/cm2 . Bei den Messungen wurde kein Reflektor verwendet; sie erfolgten nach einer Einbrenndauer von je 15 Minuten nach jedem Einschalten des Strahlers. Allerdings nennt das Gutachten kein Alter der getesteten Lampe, was jedoch von großem Einfluss auf die abgegebene UV-B-Strahlung ist (siehe oben). So kann nur vermutet werden, dass das Institut mit einer fabrikneuen Lampe arbeitete, was gegenüber der Situation nach einigen Dutzenden Brennstunden zu hohe Werte ergibt.
Eine typgleiche UV-Kompaktlampe des gleichen Vertreibers hatte ich etwa 3.500 Betriebsstunden lang in meinem Schildkröten-Innenterrarium in einer einfachen Klemmleuchte mit Blechfassung im Einsatz (siehe Bild 27 und Bild 30). Es gab für dieses Produkt keine Gebrauchsanleitung mit dem so wichtigen Hinweis auf den einzustellenden Bestrahlungsabstand. Auf der Verpackung war lediglich ein stark vereinfachtes Spektrogramm angegeben, leider nicht mit absoluten Bestrahlungsstärken, sondern nur mit Prozentangaben.
Bild 31 zeigt meinen Versuchsaufbau mit der gebrauchten 23-W-Lampe Replux UV-Plus D3 in einem Reflektor von Lucky Reptile. Senkrecht darunter wurde für verschiedene Abstände zwischen Lampenunterseite und dem Sensor des amerikanischen Messinstrumentes Solarmeter Model 6.2UVB die maximale UV-B-Abgabe gemessen (280 - 320 nm). Das Messinstrument wurde dabei bei konstantem Abstand unter der Lampe so lange hin- und her bewegt, bis das Display jeweils den höchsten Strahlungswert anzeigte.
Das Ergebnis für den UV-Kompaktstrahler nach 3.500 absolvierten Betriebsstunden ist in Bild 32 wiedergegeben (untere grüne Kurve). Im Prinzip ausreichende UV-B- Bestrahlungsstärken ergeben sich demnach für Abstände zwischen 10 und 15 cm. Im Terrarieneinsatz ist die Einstellung eines Abstandes von 10 cm (und weniger) jedoch bei ausgewachsenen Schildkröten nicht sinnvoll, da maßgebend nicht etwa die Distanz Lampenunterseite/höchster Punkt des Carapax einer bestrahlten Schildkröte ist, sondern die Entfernung Lampenunterseite/Kopf-Vorderextremitäten. Türmen sich mehrere größere Tiere unter der Bestrahlungslampe auf, könnten sie unter Umständen den Lampenkörper berühren. Die Gefahr dabei ist nicht etwa die Temperatur des Strahlungskörpers (direkt am Glas habe ich während des Betriebes nur 35 °C gemessen), sondern die mit rund 1.000 µW/cm2 direkt am Glaskörper registrierte gefährlich hohe UV-B-Emission, die zu starken Augen-Verblitzungen führen kann. Die UV-B-Emission nimmt also bei engen Bestrahlungsabständen von weniger als 5 cm selbst bei der Lampe mit bereits 3.500 Stunden Brenndauer fast exponentiell zu.
Trotzdem bedeutet dies, dass die gebrauchte Lampe bei der in Bild 27 gezeigten Einbausituation gegen eine neue ausgetauscht werden muss – es sei denn, sie wird ab jetzt mit einem wirksamen Reflektor horizontal im Terrarium angebracht. Sie kann auch noch einige Zeit zur Bestrahlung von Schildkröten-Babys im ersten oder zweiten Lebensjahr eingesetzt werden, da für diesen Zweck ein Bestrahlungsabstand von 10 cm ohne Schaden für die Schlüpflinge gut machbar ist.
Die vom Vertreiber genannte durchschnittliche Lebensdauer von ca. 8.000 Betriebsstunden ist somit eher ein theoretischer Wert. Zwar „leuchtet" der Strahler sicherlich auch noch nach 8.000 Stunden, doch die UV-B-Abgabe für sinnvolle Abstände über 15 cm dürfte dann wohl nahe Null sein.
Diese Ausführungen zeigen auch, wie wertvoll der Besitz eines UV-B-Messinstrumentes ist, denn nur damit sind verlässliche Aussagen über die UV-B-Leistung der verwendeten Lampe bei unterschiedlicher Einbausituation und unterschiedlicher Betriebszeit möglich.
Bild 32: Ergebnisse der UV-B-Messungen des Autors mit einer gebrauchten 23-W-UV-Kompaktlampe mit 3.500 Betriebsstunden (grüne Kurve) und einer fabrikneuen, typ- und baugleichen Lampe nach einer Einbrennzeit von nur 1 Stunde (rote Kurve). Strebt man für die Schildkröte(n) eine naturnahe UV-B-Intensität von etwa 25 μW/cm2 an (bei 5-7 Stunden Einschaltdauer täglich), müsste man die alte Lampe etwa 12 cm vom Kopf des Tieres entfernt anbringen, die neue in 20 cm Abstand. Da bei nur 12 cm Strahlungsabstand die Schildkröten beim möglichen Aufeinandersteigen das Glas der Lampe berühren könnten (beim Kontakt mit dem Glaskörper drohen Augenschäden !), ist es sinnvoll, die gebrauchte Kompaktlampe gegen eine neue auszuwechseln, die etwas höher angebracht werden kann. Eine weitere Möglichkeit zu Erhöhung der UV-B-Intensität ist durch eine waagrechte Anbringung der Lampe mit einem Halbreflektor darüber möglich (siehe den Text weiter oben).
6.4.3 Messungen an einer fabrikneuen Hobby-UV-Kompaktlampe von Dohse
Die verwendete UV-Kompaktlampe hatte 23 W Leistung und war mit der Angabe „8 % UVB" gekennzeichnet. Ich vermute, dass sie mit der in Abschnitt 6.4.2 erwähnten Lampe von Namiba Terra bau- und typgleich ist. Der Versuchsaufbau entsprach dem in Bild 31 gezeigten Aufbau, d.h. die Kompaktlampe war in die Fassung eines Reflektors eingeschraubt und hing senkrecht nach unten. Die jeweilige UV-B-Intensität wurde wie in Abschnitt 6.4.2 beschrieben mit dem darunter stehenden Messinstrument registriert.
In den allerersten Sekunden nach dem erstmaligen Einschalten zeigte das Instrument in 10 cm Abstand lediglich einen Anfangswert um 30 µW/cm2 an; 5 Minuten später war er bereits auf 100 µW/cm2 angestiegen und fiel dann wieder auf 75 µW/cm2 nach etwa 1 Stunde Einbrenndauer ab. Da nach 30 weiteren Minuten keine messbare Änderung zu beobachten war, begann ich mit den UV-B-Messungen bei verschiedenen Bestrahlungsabständen. Das mit der neuen UV-Lampe erzielte Ergebnis ist als rote, obere Kurve in Bild 32 dargestellt: hohe UV-B-Bestrahlungsstärken liefert die neue Lampe gegenüber der alten bei Abständen von 10 cm und kürzer (direkt am Glaskörper überschritt der Wert den oberen Messbereich von 2.000 µW/cm2 !!!), doch wie oben schon ausgeführt ist, ist eine Kurzdistanzbestrahlung von Schildkröten wegen der Gefahr der Berührung der Lampe durch die Tiere mit dem Risiko von Augenschäden nicht ratsam. Insgesamt hat die neue Lampe im gesamten getesteten Abstandsbereich im Vergleich zur Lampe mit 3.500 Brennstunden ungefähr die doppelte UV-B-Leistung. Werte um 25 µW/cm2 reichen bei einer täglichen 5- bis 7-stündigen UV-Bestrahlung aus. Wer seine Tiere stärker bestrahlen oder einen größeren Bestrahlungsabstand einstellen möchte, der hat noch die Möglichkeit einer UV-B-Erhöhung durch einen besseren Reflektor und/oder eine horizontale Anbringung im Terrarium.
In einer gedruckten Gebrauchsanleitung von Dohse für seine wesentlich stärkeren UV-Flächenstrahler finden sich auch einige Strahlungsmesswerte für die 23-W-Kompaktlampe, die allerdings zweieinhalb mal höher als die von mir ermittelten Werte liegen. Während ich bei 10 cm Abstand bei einer neuen Lampe ca. 80 µW/cm2 maß, gibt Dohse 210 µW/cm2 an, bei 20 cm Abstand (mein Messwert: ca. 25 µW/cm2) bzw. 70 µW/cm2. Leider fehlen zu den Dohse-Angaben jegliche Randbedingungen, was die Messwerte unbrauchbar macht: Wie alt war die getestete Lampe? War die Einbrenndauer abgewartet worden? Wie war sie eingebaut, senkrecht oder horizontal? Mit oder ohne Reflektor? Mit oder ohne Schutzgitter? Mit welchem Messinstrument wurde gemessen?
Seitliche UV-B-Streuung
Die bisher wiedergegebenen Messwerte sind jeweils Maximalwerte direkt senkrecht unter dem Strahler. Verändert man die Position des Messinstrumentes, genauer gesagt die seines Sensors, auch nur geringfügig nach links/rechts bzw. oben/unten, sinkt die UV-B-Strahlungsintensität. Hier ein Beispiel für die getestete neue UV-Lampe bei ca. 10 cm Bestrahlungsentfernung:
Höchstwert: 89 µW/cm2
2 cm Verschiebung: 85 µW/cm2
4 cm Verschiebung: 77 µW/cm2
6 cm Verschiebung: 69 µW/cm2
8 cm Verschiebung: 60 µW/cm2.
Diese Veränderungen sind beim Einsatz einer UV-Kompaktlampe im Terrarium zu berücksichtigen
Verlust durch Schutzgitter
Die Anbringung eines Schutzgitters am Austritt des Reflektors als Berührungsschutz (bei der in Bild 27 und 31 vorgestellten Lösung nicht möglich, da die Lampe aus dem Reflektor herausragt) reduziert die UV-B-Strahlungsstärke. Je nachdem wie feinmaschig das Gitter ist, kann der Verlust durchaus beträchtlich sein. Mit dem getesteten Gitter für die Reflektoren von Lucky Reptile (Maschenweite etwa 6,5 x 6,5 mm) war die Reduzierung allerdings eher gering: bei knapp 10 cm Bestrahlungsabstand betrug die UV-B-Emission ohne Gitter 85 µW/cm2, mit Gitter 74 µW/cm2 (Reduzierung = 13 %).
Temperaturen
Die Temperaturentwicklung bei der neuen Lampe darf nicht unterschätzt werden. Sie betrug während des Versuchsbetriebes ohne Reflektor am freien Lampenende zwar nur 37 °C, doch kurz über dem Sockel hatte der Lampen-Glaskörper eine Temperatur von immerhin 65 °C. Ein Teil dieser Wärmeenergie wird durch den Reflektor bei senkrechter Anordnung der Lampe in einem Terrarium nach unten (auf die Schildkröten) gerichtet, so dass die Temperaturen außen am Reflektor mit 32 °C (am Austrittsdurchmesser) bzw. 29 °C (am gegenüberliegenden Ende) nicht allzu hoch werden. Wie schon erwähnt, entsteht jedoch die Gefahr bei einer versehentlichen Berührung der Lampe durch Schildkröten, z.B. wenn sie infolge einer unsicheren Anbringung in das Terrarium gefallen sein sollte, nicht durch die Temperatur, sondern durch die hohe UV-B-Abgabe bei Entfernungen von weniger als 5 cm von der Lampe.
6.4.4 Reptisun 10.0 UVB Desert
Diese in China gefertigte Kompaktlampe des Anbieters Zoo Med „mit 10 % UV-B" und 26 W Leistung ist eine der stärksten UV-Kompaktlampen, die derzeit auf dem Markt angeboten werden. In der dazugehörigen Gebrauchsanleitung wird leider weder ein Spektrogramm gezeigt, noch werden absolute Bestrahlungsintensitäten in Abstand der Entfernung angegeben. Wenigstens werden Abstände beim Einsatz im Terrarium von 23-33 cm nach dem Einbrennen und 33-46 cm davor empfohlen. Die empfohlene Einbrennzeit von 150 Stunden erscheint mir unnötig lange zu sein – 50 Stunden sollten reichen. Als Lebensdauer sind 4.000 Betriebsstunden angegeben: dies entspricht einer Benutzungszeit von einem Jahr bei täglich 11-stündiger Einschaltdauer. Doch selbst nach dieser Zeit kann die UV-Kompaktlampe nach meiner Auffassung noch weiter verwendet werden, wenn der Bestrahlungsabstand verkürzt wird (wenn möglich Kontrolle mit dem Solarmeter Model 6.2UVB).
Wegen der sehr hohen UV-B-Strahlungsabgabe vor allem bei neuen Lampen ist jedoch unbedingt sicherzustellen, dass Landschildkröten sich mit ihrem Kopf der Lampe keinesfalls näher als 10 cm annähern können. Auf eine sichere Aufhängung bzw. Befestigung im Terrarium ist zu achten.
6.4.5 Repti Glo 10.0 UVB Compact
Auch diese 26-W-UV-Kompaktlampe mit „UVB = 10 %" von Exo Terra wird in China hergestellt. Auf der Verpackung mit dem Aufdruck „Wüsten-Terrarienlampe" ist ein Spektrogramm angegeben, allerdings nicht in der interessierenden absoluten Einheit µW/cm2, sondern nur in Prozent. Immerhin liegt nach diesem Diagramm der UVB-Strahlungspeak bei 315 nm Wellenlänge, was in diesem Bereich sehr gut der natürlichen Sonnenstrahlung entspricht. Die Lampe soll nach Herstellerangaben „bis 50 cm Abstand zur Terrarienlampe effektiv" sein, aber vermisst wird eben auch hier eine Darstellung der UVB-Intensität über dem Bestrahlungsabstand und der Bestrahlungsentfernung.
Nach einer Einbrennzeit von 20 Stunden habe ich einen im Sommer 2011 gekauften Repti Glo 10.0 UVB-Strahler vermessen (UV-B-Messgerät und Messvorrichtung wie oben beschrieben) und dabei bei senkrechter Aufhängung in einer einfachen Klemmleuchte folgende UV-B-Intensitäten als Funktion des Bestrahlungsabstandes erzielt (bei einer Wartezeit von 10 Minuten nach dem Einschalten):
5 cm: 360 μW/cm2
10 cm: 125 μW/cm2
15 cm: 63 μW/cm2
20 cm: 40 μW/cm2
25 cm: 25 μW/cm2
30 cm: 17 μW/cm2
Direkt am Glaskörper beträgt die UV-B-Intensität 1.800 μW/cm2 - auch hier ist deshalb zur Vermeidung von Augenverblitzungen ein direkter Kontakt der Schildkröten mit dem Strahler zu vermeiden. Ich setze den Strahler zur UV-B-Versorgung meiner Schildkröten-Schlüpflinge im Herbst des Schlupfjahres und im Frühjahr nach der achtwöchigen ersten Winterruhe ein. Nach etwa einem Jahr Betriebsdauer wird die Lampe zum Ausgleich des Strahlungsverlustes um 5 cm tiefer gehängt.
Die Kompaktlampe Repti Glo 5.0 UVB, vom Vertreiber „Tropische Terrarienlampe" genannt, hat ebenfalls 26 Watt Leistung, ist aber nach Herstelleraussage nur bis 30 cm Abstand „effektiv". Ihr UVB-Intensitätsmaximum liegt bei 345 nm Wellenlänge, also deutlich außerhalb des für Landschildkröten so wichtigen UVB-Strahlungsbereiches. Aus diesen Gründen scheint diese Lampe weniger gut für die UVB-Versorgung von Schildkröten geeignet zu sein.
Das Preisniveau beider Lampen liegt um € 20.
6.5 UV-Lampen mit höherer Leistungsaufnahme
Die in den vorstehenden Kapiteln 6.3 und 6.4 genannten relativ preisgünstigen UV-B-Leuchtkörper mit Leistungsaufnahmen von weniger als 40 W sind bei korrekter Anbringung im Terrarium bzw. im oben offenen Schildkrötenstall bei nicht zu großem Bestrahlungsabstand und Dauerbetrieb von wenigstens 5 - 6 Stunden täglich durchaus in der Lage, Landschildkröten mit einer UV-B-Dosis zu versorgen, die den Werten im natürlichen Verbreitungsraum in Südeuropa entspricht. Diese Lösung bietet sich vor allem dann an, wenn der Bestand nur aus einigen wenigen Tieren besteht (Bild 27) und wenn keine groß wachsende Schildkröten, wie z.B. Sporn- und Pantherschildkröten, versorgt werden müssen.
Bei Großterrarien (z.B. Terrarienzimmer) mit mehr als etwa sechs (ausgewachsenen) Landschildkröten oder bei großen Arten sollte die bestrahlte Bodenfläche der UV-B-Lampe ungefähr 0,3 - 0,4 m2 betragen (dies entspricht einem bestrahlten Kreis am Boden von 61 - 71 cm Durchmesser). Dies scheint eine große Fläche zu sein, doch muss berücksichtigt werden, dass im Randbereich des UV-Lichtkegels die Strahlungsstärke je nach Bauart nur noch etwa die Hälfte des Wertes direkt unterhalb der Lampe sein kann und nie alle Schildkröten senkrecht unter dem Strahler sitzen können (Achtung: alle hier aufgeführten UV-B-Werte beziehen sich auf Messpunkte direkt senkrecht unter der Lampe, sind also Maximalwerte für eine neue Lampe). Der Strahler muss also entsprechend höher aufgehängt werden. Da aber, wie oben aufgezeigt ist, die Strahlungsintensität (aller UV-Lampen) mit größer werdendem Bestrahlungsabstand stark abnimmt, müssen zwangsläufig leistungsstärkere UV-B-Strahler verwendet werden, die dann auch noch in einer Höhe von z.B. 50 - 70 cm über den Tieren eine ausreichende UV-B-Intensität gewährleisten.
Derartige Spezialstrahler gibt es im Fachhandel zurzeit im Leistungsbereich von etwa 70 bis 300 W. Das Angebot an entsprechenden Produkten ist mittlerweile groß geworden; doch nicht bei allen Erzeugnissen sind vollständige Kenndaten auf der Verpackung der Strahler oder in der Gebrauchsanleitung genannt, was ich schon in meinem Buch bemängelte (Köhler, 2008). Ideal wäre es, wenn die UV-B-Intensität in Abhängigkeit des Abstandes in der gängigen Einheit µW/cm2 (und nicht prozentual) und außerdem ein Spektrogramm der Lampe angegeben wird, damit der Kunde erkennt, ob der UV-Peak des Produktes auch wirklich im UV-B-Bereich auftritt, und wenn ja, bei welcher Wellenlänge. Wünschenswert wäre außerdem ein Hinweis, um wie viel Prozent die UV-B-Intensität mit zunehmender Betriebsdauer abnimmt. Eine Aussage, dass der Strahler nach einem Jahr Betriebszeit durch einen neuen ausgetauscht werden muss, ist für mich reines Marketing und deswegen nicht ausreichend, weil durch Tieferhängen des Strahlers unter Umständen auch noch nach zwei Jahren eine ausreichende UV-B-Intensität am Tier erzeugt wird.
6.5.1 Bright Sun UV Desert von Lucky Reptile (70 W)
Als Beispiel für einen UV-Strahler im unteren Bereich der hier diskutierten Leistungsklasse sei das Produkt Bright Sun UV Desert mit 70 W Leistung genannt. Es handelt sich um eine Metalldampflampe, die in eine normale E27-Standardfassung aus Porzellan passt; zum Betrieb wird allerdings ein spezielles Vorschaltgerät benötigt. Die Wärmeverluste nach oben oder zur Seite sind gering, da die Wärmeabstrahlung durch eine spezielle Bauweise primär nach unten erfolgt und so zur (gewünschten) Erhöhung der Gehegetemperatur beiträgt. Laut Herstellerangabe beträgt die UV-B-Strahlungsstärke in 30 cm Abstand von der Lampe (dieser Abstand soll nicht unterschritten werden) 130 µW/cm2 und in 50 cm Abstand 50 µW/cm2. Die Lampe emittiert im Vergleich zu ihrer geringen Leistungsaufnahme nicht nur relativ viel UV-B-Strahlung, sondern sie ist auch lichtstark: so werden für 30 cm Abstand 67.000 Lux und für 50 cm noch 32.000 Lux genannt. All diese Werte gelten für Strahler, die bereits 1 bis 2 Monate in Betrieb, also schon eingebrannt sind. Nach 2.000 Betriebsstunden (bei 7-stündigem Einsatz je Tag entspricht dies etwa 9 Monaten) nimmt die UV-Leistung der Bright Sun Desert um etwa 50 % ab, beträgt also in 50 cm Entfernung nur noch rund 25 µW/cm2. Dies liegt allerdings bereits unter den Tages-Mittelwerten im natürlichen Lebensraum der Tiere im Sommer. Wenn möglich, sollte man den Strahler im Terrarium deshalb nach dieser Zeit etwas tiefer hängen; es reicht völlig, ihn nach etwa 1 Jahr Betriebszeit auszutauschen. Der Vertreiber bzw. Hersteller empfiehlt diesen Schritt bereits nach einem halben Jahr. Die Lebenserwartung der Bright Sun UV Desert liegt bei 6.000 Betriebsstunden;dies ist tendenzmäßig höher als die Lebensdauer von UV-Lampen mit integriertem Vorschaltgerät.
Ein gewisser Nachteil des Produktes beim Einsatz bei Landschildkröten ist, dass im Spektrogramm alle markanten UV-Peaks bei Wellenlängen von 350 nm und darüber liegen, also im Bereich der UV-A-Strahlung. Zur Erinnerung: der UV-B-Bereich reicht nur bis 315/320 nm.
Die Lampe kostet im Handel etwa 50 Euro; dazu kommt allerdings nochmals der gleiche Betrag für das elektromagnetische Vorschaltgerät.
6.5.2 Replux UV Heat D3 von Namiba Terra (100 W)
Dieser UV-Metalldampf-Reflektorstrahler wird in den Leistungsstärken 100 und 160 W angeboten und bleibt den ganzen Tag eingeschaltet. Die Lampe passt ebenfalls in eine E27-Fassung aus Keramik, wobei das Vorschaltgerät im Sockel integriert ist: es wird also kein eigenes (teures) Vorschaltgerät benötigt. Geeignet ist die 100-W-Variante für alle größeren Terrarien ab etwa 0,3 m3 Volumen und einer Mindesthöhe von 60 cm. Dadurch wäre eine Höhe zu den bestrahlten Tieren in geschlossenen Terrarien bis ca. 40 cm möglich, in oben offenen Terrarien natürlich auch mehr. Als Mindestabstand zum Tier nennt der Vertreiber bzw. Hersteller 25 cm.
Eine neue 100-W-Lampe erbringt in Abhängigkeit des Bestrahlungsabstandes vom Lampenkolben folgende UV-B-Strahlungsstärken, wobei in Klammern der Durchmesser jenes Lichtkreises am Boden angegeben ist, innerhalb dessen mindestens noch 50 % der hier angegebenen maximalen Intensität direkt unter dem Strahler vorliegt (Angaben auf der Verpackung; da mir diese eher gering erscheinen, hatte ich den Vertreiber/Hersteller am 28.1.2011 um Bestätigung bzw. um weitere technische Angaben gebeten; die Anfrage wurde jedoch nicht beantwortet):
bei 30 cm 60 µW/cm² (0,19 m)
bei 60 cm 15 µW/cm² (0,38 m)
bei 90 cm 7 µW/cm² (0,57 m)
bei 120 cm 4 µW/cm² (0,76 m)
Sinnvoll sind deshalb nur Bestrahlungsdistanzen ab 30 cm bis 60 cm, da bei größeren Abständen unter Berücksichtigung der UV-B-Emission im Laufe der Zeit eine UV-B-Unterversorgung der Tiere erfolgt. Eine zu starke Bestrahlung erscheint mit der 100-W-Replux UV Heat D3 ausgeschlossen, so dass der Käufer immer auf der sicheren Seite liegt.
Ob ein Bestrahlungsabstand von nur 30 cm zum Tier überhaupt möglich ist, ist fraglich, denn viele der leistungsstärkeren UV-Strahler benötigen einen gewissen Mindestabstand zum Boden, da bei dessen Unterschreiten die Lampe plötzlich ausgeht (thermisches Zurücksetzen). Sollte dies passieren, liegt nicht etwa ein Defekt vor, sondern die Lampe muss höher gehängt werden.
Positiv ist festzuhalten, dass im Spektrogramm markante Strahlungspeaks im UV-B-Bereich liegen. Die Betriebszeit der Lampe gibt der Hersteller bzw. Vertreiber mit 3.000 Stunden an.
Ca.-Preis der Lampe im Handel: 50 Euro, mitunter (Sonderangebote !) auch nur 40 Euro.
Weitere UV-Ganztagesstrahler im Leistungsbereich um 100 W (ohne Gewähr auf Vollständigkeit):
Power Sun UV, Zoo Med, 65 Euro (100 W) bzw. 70 Euro (160 W)
Solar UV-Spot plus, JBL, 61,50 Euro
D3 UV Basking Lampe, Arcadia, 45 Euro
UV Reptile vital, Hobby/Dohse,
Solar Glo (125 W), Exo Terra, ca. 34 Euro
In der Gebrauchsanleitung für die Power Sun UV findet sich ein schwerwiegender Fehler: es heißt dort nämlich, dass die Lampe "dann am besten funktioniert, wenn sie außerhalb des geschlossenen Terrariums angebracht wird"! Dass normales Fensterglas, und daraus bestehen die Terrarien, UV-B-Strahlung nicht durrchlässt, ist dem Vertreiber offensichtlich immer noch nicht bekannt. Bei der Solar UV-Spot plus von JBL gefällt dagegen, dass auf der Verpackung die UV-B-Intensität in einer Grafik in absoluten Werten als Funktion des Bestrahlungsabstandes angegeben ist: bei 50 cm Abstand beträgt die UV-B-Stärke der (neuen) Lampe z.B. 120 μW/cm² , bei 40 cm Abstand 175 µW/cm². Der Strahler liefert UV-B (natürlich auch UV-A), Wärme und Licht.
Die Solar Glo mit einer Leistungsaufnahme von 125 W ist einer jener neueren Quecksilberdampfstrahler, die gleichzeitig Wärme, Helligkeit und UV-B abgeben und im Ganztagesbetrieb verwendet werden ("Kombistrahler"). Gemäß Bedienungsanleitung soll die Lampe für "mittelgroße bis große Terrarien mit MIndesthöhen von 80 cm geeignet sein und mindestens 30 cm von den Tieren entfernt betrieben werden". Bei einem Test in einem oben offenen Schildkrötengehege mit Spornschildkröten-Schlüpflingen musste ich jedoch den (neuen) Strahler bis auf 20 cm über den Schildkröten abhängen, um bei den Tieren direkt unter der Lampe wenigstens eine Carapax-Temperatur von 25 °C zu erreichen - der Wunschwert wäre aber 27-28 °C. Trotz dieses kurzen Bestrahlungsabstandes beträgt die UV-B-Intensität, mit dem amerikanischen Breitband-Radiometer (Solarmeter) gemessen, nur 17 µW/cm² , ein Wert, der für einen fast neuen Strahler meiner Meinung nach an der unteren Grenze des Sinnvollen liegt. Vor allem ist auch die Wärmeleistung der Solar Glo überraschend gering: so bringt beispielsweise im Vergleich eine "einfache" Halogenlampe mit nur 50 W Leistung, obwohl 60 cm über dem Boden hängend, eine Temperatur von 34 °C direkt unter der Lampe und erhellt ein Gehege daher auch wesentlich besser als die sehr tief hängende Solar Glo. Bis zu einem Kreis von 32 cm Durchmesser um die Mitte des Halogenstrahlers wird immer noch 50 % der Wärme- und Helligkeitsleistung der Werte direkt senkrecht unter der Lampe erreicht. Hier noch einige weitere UV-B-Messwerte der Solar Glo als Funktion des Bestrahlungsabstandes (Alter: 80 Stunden):
30 cm: 7 µW/cm²
15 cm: 25 µW/cm²
10 cm: 37 µW/cm²
5 cm: 60 µW/cm²
Um beispielsweise in einem Aufzuchtgehege bei den jungen Schildkröten direkt unter der Solar Glo eine Panzertemperatur von etwa 28 °C zu erzeugen, dürfte der Bestrahlungsabstand nicht größer als 10 cm sein; dann wäre gleichzeitig auch eine noch ausreichende UV-B-Versorgung gesichert. Allerdings dürfte die Lampe dann wegen der starken Energierückstrahlung automatisch abschalten, ganz abgesehen davon, dass der Strahlungskegel am Boden nur noch einen geringen Teil des Geheges erhellt bzw. erwärmt und der Anwender daher gezwungen ist, doch noch eine zweite Lampe zu installieren.
Setzt man die Solar Glo in einem Gehege mit schon größeren Schildkröten ein, sollte je nach Alter bzw. Größe der Tiere ein Sicherheitsabstand von 35 cm zum Leuchtkörper vorhanden sein. In diesem Fall produziert der Strahler zwar einen größeren Helligkeitsfleck am Boden, doch die UV-B-Intensität geht dann gegen Null (vor allem im zweiten Betriebsjahr, wenn die UV-B-Leistung nachgelassen hat) und die Tiere werden nur unzureichend erwärmt. Es dürfte also nicht sehr viele Einsatzmöglichkeiten für dieses Produkt geben ...
6.5.3 UV-Flächenstrahler Sun Lux von Hobby/Dohse (160 W)
Als Beispiel für einen UV-Spezialstrahler mit 160 W Leistungsaufnahme wählte ich die UV Sun Lux, die mir der Lieferant Ende 2007 für Tests zur Verfügung stellte. Folgende Angaben finden sich auf der Verpackung:
Farbtemperatur 4.804 K
Farbwiedergabe 45,6 Ra
Leuchtintensität 2.630 lm
Das aufgedruckte Spektrum lässt erkennen, dass (kleinere) Strahlungspeaks im wichtigen UV-B-Bereich vorhanden sind. Zum Betrieb ist kein externes Vorschaltgerät erforderlich.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Produkt mittlerweile in seiner technischen Spezifikation verändert wurde. Vor allem ist zu hoffen, dass die früheren Angaben auf der Verpackung der Lampe korrigiert wurden, denn die auf dem mir vorliegenden Karton angegebenen Angaben tragen erheblich zur Verwirrung des Käufers bei (was ich dem Vertreiber auch mitteilte): so heißt es auf dem Deckel der Umverpackung „für Großterrarien und kurzzeitige Bestrahlung“, während man bei der Aufzählung der Merkmale auf einer Seite des Kartons liest: „ideal als Ganztagesstrahler geeignet“. Die UV-B-Leistung in Abhängigkeit des Bestrahlungsabstandes ist wie folgt angegeben:
15 cm > 2.000 µW/cm2
30 cm 1.998 µW/cm2
45 cm 1.865 µW/cm2
60 cm 1.134 µW/cm2
75 cm 794 µW/cm2
90 cm 506 µW/cm2,
jeweils gemessen senkrecht unter der Lampe mit dem amerikanischen Breitbandradiometer Solarmeter Model 6.2 UVB (für Fachleute eine wichtige Angabe). Diese Messwerte, sofern sie korrekt gemessen wurden, sind allerdings für die Bestrahlung von Landschildkröten entschieden zu hoch, vor allem bei einem eventuellen Ganztagsbetrieb. Sie stimmen außerdem nur für 15 und 30 cm Bestrahlungsabstand mit den Werten im Hobby-Firmenkatalog, Ausgabe 2008, überein. Dort sind nämlich für 45 cm Abstand „nur“ 842 µW/cm2 angeführt, für 60 cm 502 µW/cm2, für 75 cm 269 µW/cm2 und für 90 cm Abstand 165 µW/cm2. Aber auch dies sind immer noch recht hohe Strahlungswerte, die ich im Langzeitbetrieb sogar als gefährlich für die Bestrahlung von Landschildkröten ansehe.
Bild 33: Die innenverspiegelte 160-W-UV Sun Lux von Hobby/Dohse ist eine Vollspektrumlampe mit guter Farbwiedergabe, hoher Licht- und Wärmeleistung und hoher UV-B-Emission. Es ist kein eigenes Vorschaltgerät erforderlich. Heute wird die Lampe unter dem Markennamen UV Reptile vital vertrieben. Foto von Horst Köhler.
So war es unerlässlich, eigene Strahlungsmessungen durchzuführen, die aus verschiedenen Gründen erst im Jahr 2010 erfolgten. Die Versuchsanordnung ist in Bild 34 zu sehen: der mit Einschraubgewinde 172 mm lange Strahler war in senkrechter Position auf einem Fotostativ befestigt, so dass jeder gewünschte Abstand zum Sensor des Messgerätes eingestellt werden konnte (siehe auch Bild 31). Das für die Messungen verwendete Breitbandradiometer war vom gleichen Typ und Hersteller wie das von Hobby eingesetzte (Solarmeter Model 6.2 UVB, Wellenlängenbereich 280-315 nm, siehe Bild 11).
Wichtig für möglichst aussagekräftige UV-B-Messungen bei fabrikneuen Lampen ist das Abwarten einer Einbrenndauer von mindestens 20-30 Stunden; doch selbst danach müssen nach jedem Einschalten bis zur ersten richtigen Messung einige Minuten abgewartet werden, bis im Strahler stabile Brennbedingungen herrschen.
Bild 34: Die Hobby/Dohse-Lampe im „Prüfstand“, hier bereits ohne Reflektor. Wegen der Gefahr des Hitzerückstaus und damit der Beschädigung der Lampe dürfen derart leistungsstarke Produkte nicht schräg, sondern nur in senkrechter Aufhängung eingesetzt werden. Wegen der intensiven Strahlung musste bei den Messungen eine Sonnenbrille getragen werden. Foto: Horst Köhler.
(a) Achtung: Aus Sicherheitsgründen keine Lampe während der ersten Betriebsstunden über Tieren betreiben (bzw. nur mit UV-B-Kontrolle direkt am Tier)
Die Zeit des Einbrennens wurde genutzt, um einige versuchsbegleitende Messungen durchzuführen. Als die UV Sun Lux zum allerersten Mal in der Versuchseinrichtung eingeschaltet wurde, war sie in einen Reflektor mit Porzellan-E27-Gewinde eingeschraubt. Es wurde zunächst ein gleich bleibender Bestrahlungsabstand von lediglich 17,6 cm zwischen Unterseite Strahler und dem Sensor des Radiometers eingestellt. Bis zur Oberfläche des Messtisches waren es 49 cm.
Hier Angaben aus den Aufzeichnungen: unmittelbar, d.h. 3 Sekunden nach der ersten Inbetriebsetzung des neuen Strahlers betrug die angezeigte UV-B-Intensität nur 70 µW/cm2, stieg dann aber innerhalb der nachfolgenden 5 Minuten kontinuierlich bis auf 1.000 µW/cm2 an, schwankte nach insgesamt 40 Betriebsminuten zwischen 950 und 1.000 µW/cm2, um dann innerhalb der nächsten 3 ½ Betriebsstunden unerwartet auf ein Level von nur noch 300 µW/cm2 abzufallen. Dies zeigt deutlich, dass derart leistungsstarke Lampen in den ersten Stunden nicht über Tieren eingeschaltet werden dürfen: unter Umständen sehr ernsthafte Verbrennungen des Carapax oder Verblitzungen der Augen wären die Folge. Die Hersteller solcher Produkte werden in diesem Zusammenhang aufgefordert, unmissverständlich auf den Verpackungen und in den Gebrauchsanleitungen anzugeben, ob ihre wattstarken Lampen bereits eine ausreichende Einbrennzeit absolviert haben oder nicht.
(b) Achtung: starke Licht- und Wärmeentwicklung
Derartige UV-Strahler entwickeln hohe Temperaturen, was beim Einsatz vor allem in geschlossenen Terrarien, aber auch in oben offenen Gehegen zu beachten ist (Temperaturkontrolle !). So habe ich während der Einbrennphase außen am Reflektor eine Temperatur von 90 °C gemessen, die etwa 6 cm aus dem Blech-Reflektor herausragende Lampe hatte unten am Glaskörper eine Temperatur von mindestens 240 °C (um den ultra-schnellen Sensor meines Thermoelement-Messgerätes zu schonen, wartete ich den Beharrungszustand nicht ganz ab). Beim Betrieb über Schildkröten ist also darauf zu achten, dass die Lampe stabil aufgehängt ist und auch bei evtl. Erschütterungen nicht auf die Tiere herabfallen kann. Ein Berührungsschutz ist nach meiner Einschätzung bei dieser Lampe nicht unbedingt erforderlich (es sei denn, man möchte Verbrennungen bei einer ins Terrarium fallenden heißen Lampe ausschließen), da sie bei den relativ großen einzuhaltenden Abständen zum Tier auch dann nicht von den Schildkröten erreicht werden kann, wenn zwei Tiere aufeinanderklettern.
Die eigentlichen UV-B-Strahlungsmessungen erfolgten sodann ohne Reflektor nach Ablauf von 30 Stunden Einbrennzeit (Bild 34). Bei Dauerbetrieb lagen die Temperaturen an der Keramikfassung bei 70 °C.
Die Ergebnisse sind in Bild 35 darstellt. Wie der Grafik zu entnehmen ist, liegen die von mir gemessenen UV-B-Emissionen um ein Mehrfaches unter den auf der Verpackung aufgedruckten Werten und auch immer noch deutlich unter den im Hobby-Firmenkatalog angegebenen niedrigeren Intensitäten; sie sind jedoch im Vergleich zu meinen Erfahrungen mit anderen 160-W-Lampen auf dem Markt plausibel. Hier ein Beispiel für 45 cm Bestrahlungsabstand:
Angabe auf der Produktverpackung bzw. in der Gebrauchsanweisung: 1.865 µW/cm2
Angabe Hobby-Firmenprospekt: 842 µW/cm2
Messung Köhler (Mai 2010): 200 µW/cm2
Bild 35: UV-B-Emission der 160-W-Lampe von Hobby/Dohse als Funktion des Bestrahlungsabstandes, ermittelt nach 30-stündiger Einbrennzeit. Die Messungen wurden jeweils zwei Mal wiederholt; die eingezeichneten Kreuze stellen die Mittelwerte aus den drei Messungen dar.
Für die Landschildkrötenversorgung mit UV-B bedeutet dies, dass eine noch wenig gebrauchte Lampe UV Sun Lux mindestens 50 - 60 cm über dem Tier befestigt sein muss; selbst dann liegen die Intensitäten auch im äußeren Strahlungsbereich des Lichtkegels immer noch über den auftretenden Mittelwerten in der Natur. Hat sich die UV-B-Stärke nach einigen Hundert Betriebsstunden verringert, kann der Abstand auf ca. 40 cm verkürzt werden.
Da die Lampe 17,2 cm lang ist, die Höhe der Fassung hinzu addiert werden muss und eine Höhe der Schildkröten (mit Sicherheitsabstand) von 15 cm über dem Boden berücksichtigt werden muss, bedeutet dies, dass dieses Produkt nicht für geschlossene Schildkröten-Terrarien verwendet werden kann, die weniger als 90 cm hoch sind.
In der Gebrauchsanweisung des Hobby-Flächenstrahlers werden folgende Angaben über die Abnahme der UV-B-Intensität mit zunehmendem Alter der Lampe gemacht:
nach 200 Betriebsstunden: über 25 %
nach 1.000 Betriebsstunden: über 75 %.
Die Lampe (unter dem neuen Namen UV Reptile vital im Handel) kostet im Zoogeschäft etwa 50 Euro. Weitere leistungsgleiche bzw. -ähnliche UV-Spezialstrahler sind (Auswahl):
Power Sun UV, Zoo Med, 70 Euro (160 W)
Solar UV-Spot plus, JBL, 66,50 Euro
Bright Sun Ultra Desert (150 W), Lucky Reptile, 60 Euro
D3 UV Basking Lampe, Arcadia, 55 Euro
Replux UV Heat D3, Namiba Terra,
(Die hier angegebenen Zoohandels-Preise für die verschiedenen Produkte stammen von Februar 2011 und können nur Indikationen sein; je nach Geschäft sind die Verkaufspreise einzelner Produkte teilweise auch günstiger.)
Ein Teil der oben aufgeführten UV-Lampen sind Quecksilberdampf-Strahler. Sie geben kein kontinuierliches Spektrum wie die Sonne ab, sondern ein so genanntes Linienspektrum, wie es z.B. bereits in Bild 7 gezeigt wird. Die (wenig oder gar nicht bekannten) Nachteile daraus werden in Kapitel 6.5.5. am Beispiel der Osram-Lampe Ultra-Vitalux ausführlich besprochen.
6.5.4 UV-B-Kurzzeit-Intensivbestrahlung, ja oder nein?
Die folgenden Anmerkungen betreffen nicht nur die in Abschnitt 6.5.3 besprochene Lampe von Hobby/Dohse, sondern alle anderen Produkte in diesem Leistungsbereich, erst recht die 300-W-Strahler (siehe nachstehender Abschnitt 6.5.5).
In den Gebrauchsanweisungen von starken UV-Bestrahlungslampen, aber auch im Fachschrifttum und in den Internet-Foren, wird die tägliche UV-B-Kurzzeitbestrahlung favorisiert. Man geht dabei von der - unbewiesenen - Annahme aus, dass es für das Tier keine Rolle spielt, ob es längere Zeit einer niedrigen Strahlungsintensität ausgesetzt ist oder nur kurze Zeit bei entsprechend hoher Intensität (bei beiden Szenarien wäre die Dosis die gleiche). Auch der Hersteller der UV Sun Lux berechnet in seiner Gebrauchsanweisung die Zeitdauer, die ein Tier zu bestrahlen ist, damit sich etwa die gleiche Bestrahlungsdosis wie im natürlichen Biotop ergibt. Die Berechnung mit dem Ergebnis von etwa 14 Minuten Einwirkzeit täglich ist allerdings falsch, da von nicht zutreffenden Randbedingungen ausgegangen wird.
Wir nehmen deshalb als Beispiel von der von mir gemessenen UV-B-Tagesdosis einer maurischen Landschildkröte an der Türkischen Riviera an einem sonnigen Tag Ende Mai/Anfang Juni von ca. 240 µWh/cm2 an (siehe Bild 23). Bestrahlt die UV-Lampe das (direkt unter ihr sitzende) Tier im Terrarium aus einem Abstand von 50 cm, ist die wirksame Intensität der neuen Lampe (nach 30 Betriebsstunden) nach Bild 35 etwa 150 µW/cm2. Dies bedeutet, dass diese Intensität am Tier 240 µWh/cm2 : 150 µW/cm2
= 1,6 Stunden täglich
einwirken muss, um auf die gleiche Dosis wie in der Natur zu kommen. Die so ermittelte Bestrahlungsdauer gilt aber nur dann, wenn die Schildkröte die gesamte Zeit direkt unterhalb des Strahlers verweilt. Für Tiere, die am Rand des Strahlungskegels sitzen, gilt ungefähr die doppelte Zeitdauer, also ca. 3,2 Stunden je Tag. Hat die Lampe einmal mehrere Hunderte von Brennstunden hinter sich, verlängern sich die Bestrahlungszeiten zusätzlich.
Läuft dies in der Natur so ab? Nein, denn selbst 3 oder 4 Stunden UV-B-Bestrahlung am Tag im Schildkröten-Innengehege entspricht meist nicht dem Vorgang in der Natur. Südeuropäische Landschildkröten „tanken“ zunächst in den frühen Morgenstunden UV-B, wenn sie sich nach ihrer Nachtruhe außerhalb ihrer Verstecke an der freien Sonne aufwärmen. In dieser Zeit ist die UV-B-Strahlung durch den flachen Sonneneinfallswinkel noch gering, gut zu sehen z.B. in Bild 17. Den anderen Teil der Tagesdosis „holen“ sich die Tiere eher zufällig, wenn sie tagsüber auf Futtersuche gehen und dabei immer wieder kurzzeitig, etwa wenige Minuten lang, der Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, siehe z.B. Bild 24 und 26. Selbst während ihrer Mittagsruhe zur heißesten Tageszeit im Sommer im schattigen Versteck scheint die Sonne ab und zu auf die Haut von Kopf und Extremitäten, dann nämlich, wenn der Wind das schützende Gras oder Gebüsch über den Schildkröten hin- und her bewegt und dann die Sonnenstrahlung jeweils für einige Sekunden durchlässt.
Fazit: Die solare UV-B-Aufnahme durch wild lebende Schildkröten ist kein Kurzzeitprozess bei relativ starker Strahlung, sondern ein Langzeitprozess unter der Einwirkung von relativ geringen Strahlungsintensitäten. Ich halte daher die oft empfohlene Praxis, Schildkröten unter starken Lampen regelmäßig für kurze Zeitabschnitte zu bestrahlen, für artwidrig und falsch (siehe auch Kapitel 6.5.5). Das durchaus nicht seltene Vorgehen, die Tiere für die Dauer dieser kurzen Extrembestrahlung in einen Karton zu setzen, damit sie immer direkt unter der Lampe sind und "keine Strahlung verlorengeht", ist für mich sogar Tierquälerei. Eine Landschildkröte muss im Terrarium jederzeit die Möglichkeit haben, den Strahlungskegel einer Wärme- oder UV-Lampe verlassen zu können.
Es ist noch darauf hinzuweisen, dass die an einem sonnigen und heißen Spätfrühjahrstag ermittelte Tagesdosis von 240 µWh/cm2 aus unserem Zahlenbeispiel nicht jeden Tag gleich ist: im Hochsommer ist sie an heißen Tagen höher, in den Monaten März und April bzw. September und Oktober jedoch geringer. An regnerischen bzw. wolkenbehangenen Tagen ist die am Boden ankommende UV-B-Strahlung sehr gering, aber mit entsprechenden Messgeräten immer noch nachweisbar.
Aus all diesen Beobachtungen sieht eine artgerechte UV-B-Versorgung unserer Landschildkröten in nicht zu großen Innengehegen für mich so aus, dass eine Wärmelampe für Helligkeit und Wärme sorgt und eine UV-Kompaktlampe mit z.B. 23 W Leistungsaufnahme die UV-B-Versorgung für die Tiere abdeckt (siehe Bild 27). Beide Lampen brennen ganztägig. Um Regentage und wolkenverhangenen Himmel im Terrarium entsprechend zu simulieren, kann die UV-Lampe an ein oder zwei Tagen in der Woche ausgeschaltet bleiben.
Was den elektrischen Energieverbrauch betrifft, schneidet die UV-Kompaktleuchte mit z.B. 23 W Leistungsaufnahme beim Ganztagesbetrieb (z.B. 7 Stunden) besser ab als eine 160-W-Strahler, die täglich nur 2 Stunden eingeschaltet ist: der Kompaktstrahler verbraucht am Tag 161Wh, der 160-W-Strahler in 2 Stunden aber 320 Wh.
6.5.5 ReptileUV Zoo Mega-Ray von Westron mit 60 und 100 W und Ultra-Vitalux von Osram (baugleich mit Radium Sanolux UV-Lampe) mit 300 W
Wie in Kapitel 6.1 (Abschnitt: Der Trick mit den Prozenten) schon ausgesagt ist, ist es nicht zwangsläufig so, dass UV-Strahler mit höherer Leistungsaufnahme eine intensivere UV-B-Strahlung emittieren als solche mit geringerer elektrischer Leistung. Ein gutes Beispiel dafür sind die beiden ultra-starken Quecksilberdampf“brenner“ ReptileUV Zoo Mega-Ray („Mega-Ray“), die es in den beiden Leistungsausführungen 60 W (mit externem Vorschaltgerät) bzw. 100 W (mit integriertem Vorschaltgerät) mit jeweils gleicher UV-B-Abgabe gibt und die vor allem in Deutschland sehr beliebte Osram-Bräunungslampe Ultra-Vitalux mit 300 W Leistung. Erstere wurde ausschließlich für den Einsatz in sehr großen Reptiliengehegen von Zoos entwickelt und liefert beispielsweise bei 65 cm Bestrahlungsabstand direkt unter der Lampe immer noch eine maximale UV-B-Intensität von 490 µW/cm2, der wattstärkere Osram-Strahler beim gleichen Abstand dagegen „nur“ 210 µW/cm2. Beide Messwerte wurden mit dem Solarmeter Model 6.2UVB (280-320 nm) mit neuen Lampen nach jeweils etwa 90 Stunden Einbrennzeit gemessen. Beide Strahlungsintensitäten liegen deutlich über dem UV-B-Tagesdurchschnitt an einem typischen Sommertag in den natürlichen Vorkommensgebieten der europäischen Landschildkröten, vgl. die Kapitel 5.2 und 5.3, insbesondere Bild 17 sowie die Tabelle 4. Die Gefahr einer UV-B-Überversorgung von Landschildkröten mit möglichen Carapaxschäden ist daher nicht gerade gering (Bidmon 2011, Köhler 2011), insbesondere dann, wenn in einem zu kleinen Terrarium keine UV-B-freie Fläche mehr existiert, weil die UV-Lampe die gesamte Bodenfläche bestrahlt.
Ultra-starke UV-Strahler auch im Dauerbetrieb, aber …
Im Gegensatz zur zumindest in Deutschland üblichen Kurzzeitbestrahlung von Landschildkröten mit sehr starken UV-Strahlern können solche Produkte durchaus auch im Ganztagsbetrieb verwendet werden, müssen dann aber entsprechend hoch über den Tieren aufgehängt werden. Dazu einige Angaben für neue Strahler nach erfolgtem Einbrennen (d.h. nach etwa 100 Stunden): bei Abständen bis zu etwa 1,8 m bestrahlt die „Mega-Ray“ am Boden eine Kreisfläche von immerhin 0,45 m2 und die Ultra-Vitalux dagegen eine erheblich größere kreisförmige Fläche von 2,15 m2 (Baines, 2011). Die „Mega-Ray“ liefert also einen schärfer gebündelten Lichtstrahl als die Ultra-Vitalux, was aber bei der Haltung von mehreren Schildkröten kein Vorteil ist, weil immer nur ein Tier direkt unter dem Strahler sitzen kann. Selbst bei diesen großen Bestrahlungsabständen treten mit 20 µW/cm2 („Mega-Ray“) bzw. 10 µW/cm2 (Ultra-Vitalux) auch noch in den Randzonen dieser „Lichtzylinder“ UV-B-Intensitäten auf, die nicht sehr weit von den von mir gemessenen Tagesdurchschnittswerten im Mikrohabitat der südeuropäischen Schildkröten-Vorkommensgebiete im Sommer bei klarem Himmel entfernt sind (siehe z.B. Bild 17). Im Zentrum des Strahls und vor allem näher an der Lampe sind die Intensitäten natürlich höher. So misst man bei der Ultra-Vitalux unter der Lampe z.B. UV-B-Intensitäten um 50 µW/cm2, wenn man den Bestrahlungsabstand zum Tier von 1,8 m auf 1,3 m verkürzt.
Nach einigen Tausend Betriebsstunden sind die entstehenden UV-B-„Lichtzylinder“ beider Strahler im Durchmesser deutlich kleiner und die Linien höherer UV-B-Intensitäten wandern noch näher zur Lampe. Hier als Beispiel Angaben für die Osram-Lampe nach 3.600 Betriebsstunden: in 1,8 m Entfernung erzeugt dieser Strahler am Boden einen merklich kleineren Leuchtkreis von nur noch 0,40 m2 Fläche, innerhalb dem die UV-B-Stärke noch 10 µW/cm2 beträgt. Während bei einer neuen Osram-Lampe die im vorigen Absatz als Beispiel gewählte UV-B-Intensität von 50 µW/cm2 in 1,3 m Abstand direkt unter der Lampe gemessen wird, tritt diese UV-B-Stärke nach 3.600 Betriebsstunden nur noch in 0,8 m Entfernung vom Lampenboden auf.
Ein Ganztagsbetrieb dieser ultra-starken UV-Lampen in Landschildkröten-Gehegen wäre also prinzipiell durchaus möglich, doch zeigen die Zahlenwerte, dass es ohne den Einsatz eines Breitband-Radiometers unmöglich ist, die bei den Schildkröten ankommende UV-B-Intensität in Abhängigkeit des Alters der Lampe auch nur grob abzuschätzen. Um bei den genannten Zahlen zu bleiben: wer seine – gebrauchte – Osram-Lampe in 0,8 m Höhe über den Schildkröten aufhängt, weil er eine UV-B-Stärke von etwa 50 µW/cm2 anstrebt, muss wissen, dass die gleiche Lampe im Neuzustand beim gleichen Abstand etwa das Doppelte, also ca. 100 µW/cm2, an Strahlung in Bodennähe erzeugt. Das bedeutet aber bei täglich sieben- oder achtstündigem Betrieb eine unter Umständen gesundheitsgefährdende UV-B-Überdosierung.
Ganz abgesehen davon ist es jedoch angesichts der Energieknappheit und der immer weiter steigenden Energiekosten nach meiner Auffassung im hohen Maße unwirtschaftlich, 300-Watt-UV-Lampen aus großem Abstand zu betreiben und dadurch wertvolle Energie zu verschwenden. Mit zwei UV-Kompaktstrahlern von je 23 oder 26 Watt Leistung, in geringerem Abstand über den Tieren angebracht, wird das gleiche Ergebnis wesentlich sinnvoller realisiert.
Da der „Mega-Ray“-Strahler wegen seiner enorm hohen Abgabe von UV-B-Strahlung von privaten Schildkrötenhaltern (zum Glück !) kaum verwendet wird und angeblich seitens des Herstellers ohnehin nur an Zoos, Herpetologen und allenfalls an fortgeschrittene Terrarianer mit Besitz eines Breitband-Radiometers abgegeben werden darf, möchte ich im Folgenden als Beispiel für die Gruppe sehr starker UV-Brenner ausführlicher auf die Osram Ultra-Vitalux eingehen. Laut Osram erzeugt sie mit Hilfe eines Quarzbrenners mit einer Wolframdraht-Glühwendel ein „sonnenähnliches Strahlungsgemisch“. Doch sieht man sich in einem Spektrogramm den UV-B-Bereich des Spektrums genauer an, kann zumindest für diesen Abschnitt in keinem Fall von einem sonnenähnlichem Strahlungsgemisch gesprochen werden (siehe Erläuterungen weiter unten).
Die Osram-Bräunungslampe (sie wurde übrigens nicht für terraristrische Zwecke entwickelt) ist baugleich mit dem Produkt Radium Sanolux 300, bei deutschen Terrarianern sehr populär und kostet im Zoofachhandel etwa 60 Euro (Preisstand Frühjahr 2011). Dagegen ist die Ultra-Vitalux beispielsweise in England bisher weitaus weniger im Einsatz.
Es ist in der Schildkrötenpflege zurzeit gängige Praxis, den Osram-Strahler - in Anlehnung an seine eigentliche Verwendung z.B. in Solarien - aus 0,7 bis 1,2 m Abstand über den Tieren im Kurzzeitbetrieb einzusetzen, beginnend mit einer Beleuchtungsdauer von 5 Minuten täglich mit langsamen Steigerungen bis zu 45 oder 60 Minuten je Tag. Ich selbst halte diese Praxis allerdings für wenig artgerecht. Von Tierquälerei würde ich sogar dann sprechen, wenn die zu bestrahlenden Schildkröten für die Dauer dieser UV-B-Beleuchtung in eine Schachtel direkt unter die Lampe gesetzt werden ("damit keine Energie verlorengeht"), die dann natürlich keine Möglichkeit haben, den intensiven Strahlungsbereich zu verlassen (siehe oben). Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass die Tiere in ihren Heimatgebieten sich - vermutlich unbewusst - vor einer überstarken UV-B-Bestrahlung dadurch schützen, dass sie hohe Umgebungstemperaturen, vorzugsweise in den sommerlichen Mittagsstunden, durch Aufsuchen ihrer Verstecke im schattigen Dickicht meiden. Genau zu diesen Zeiten erreicht nämlich die UV-B-Stärke in der Sonnenstrahlung ihr Tages-Maximum.
Weiteres zur UV-B-Strahlungsleistung der Ultra-Vitalux
Wenig bekannt ist, dass eine noch fabrikneue Osram-Lampe nach ihrem allerersten Einschalten kurzzeitig extrem hohe UV-B-Peaks erzeugt, die erst nach mehreren Dutzend Stunden Betrieb auf (fast) gleich bleibende Werte sinken (genau genommen nimmt die UV-B-Strahlung auch danach noch mit zunehmender Brenndauer ab, auch wenn dies in kürzeren Zeitabständen von z.B. mehreren Wochen kaum messbar ist). Daher ist zu empfehlen, dieses Produkt (und mögliche andere leistungsstarke Quecksilberdampfstrahler) sicherheitshalber die ersten sechs bis acht Tage noch nicht über Landschildkröten einzusetzen. Die Peaks sind bekannterweise umso höher, je kürzer der Bestrahlungsabstand ist, wie folgende Werte veranschaulichen (Baines, 2011, gemessen mit dem amerikanischen Solarmeter Model 6.2UVB / 280-320 nm):
Bestrahlungsabstand = 35 cm:
Beim 1. Einschalten: 1.000 µW/cm2; nach 90 Betriebsstunden: nur noch 700 µW/cm2
Bestrahlungsabstand = 61 cm:
Beim 1. Einschalten: 360 µW/cm2; nach 90 Betriebsstunden: nur noch 250 µW/cm2
Bestrahlungsabstand = 82 cm:
Beim 1. Einschalten: 210 µW/cm2; nach 90 Betriebsstunden: nur noch 150 µW/cm2
Dies entspricht einer UV-B-Strahlungsabnahme von ungefähr 30 % innerhalb einer doch sehr kurzen Zeit von lediglich 90 Stunden. Nach dieser Einbrennphase erfolgt die Intensitätsabnahme allerdings deutlich verlangsamt, wie folgende Zahlen für 51 cm Bestrahlungsabstand zeigen:
nach 105 Betriebsstunden: 350 µW/cm2
nach 3.600 Betriebsstunden: 140 µW/cm2.
Da die im Mikrohabitat der Landschildkröten vorhandene mittlere UV-B-Stärke deutlich geringer ist die der Osram-Lampe, selbst noch nach mehreren Tausend Stunden, besteht zu einer Auswechslung des Strahlers schon nach einem Jahr kein Anlass. Osram selbst gibt die Lebensdauer seines Produktes mit nur etwa 1.000 Stunden an und nennt für eine neue Lampe bei 50 cm Bestrahlungsabstand eine UV-B-Intensität von rund 280 µW/cm2 . Nach 700 Stunden Betrieb soll die Intensität auf etwa 200 µW/cm2 gesunken sein (gemessen mit einem deutschen Spektralradiometer 280-315 nm; Osram, 2007).
Es muss an dieser Stelle nochmals daran erinnert werden (siehe Kapitel 4.1 und 4.2), dass Messwerte von Labor-Spektralradiometern nicht mit Messungen verglichen werden dürfen, die mit einfacheren Breitband-Handradiometern erzielt wurden und dass sich auch unterschiedliche rechte Grenzen des gescannten UV-B-Bereiches der Messgeräte (320 nm gemäß USA-Definition bzw. 315 nm Wellenlänge gemäß europäischer Definition) auf das Messergebnis auswirken.
Bild 36 zeigt das typische Spektrum einer 300-Watt-Ultra-Vitalux nach 109 Betriebsstunden und aus 30 cm Abstand, basierend auf Messungen von Frances Baines mit einem Spektralradiometer USB2000 von Ocean Optics Inc. (Baines, 2008).
Bild 36: Spektrogramm der UV-Strahlung der Ultra-Vitalux von Osram zwischen 280 und 400 nm Wellenlänge. Im Gegensatz zum kontinuierlichen Sonnenspektrum liefert dieser Quecksilberdampfstrahler in diesem Bereich lediglich fünf mehr oder weniger deutliche Intensitätsmaxima (Peaks), davon drei im eigentlichen UV-B-Wellenlängenbereich von 280 bis 315 bzw. 320 nm. Die mit Abstand intensivste Strahlung erzeugt die Osram-Lampe nicht im UV-B-Bereich, sondern außerhalb davon bei 362 bis 370 nm Wellenlänge, also mitten im UV-A-Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Da durch die rechte UV-B-Bereichsgrenze nach europäischer Definition (= 315 nm) ein Teil des UV-BV-Peaks bei 313 nm „abgeschnitten“ wird, zeigt ein amerikanisches Spektrometer (scannt den Bereich bis 320 nm) zwangsläufig etwas höhere UV-B-Werte als ein europäisches, was für den Laien meist verwirrend ist (ich möchte daher auf meine Ausführungen in den Kapiteln 4.1 und 4.2 verweisen).
Der UV-B-Integralwert für den Wellenlängenbereich 280-320 nm errechnet sich aus Bild 36 zu 610 µW/cm2, der für 280-315 nm zu nur 580 µW/cm2. Der Grund für diese Differenz ist, dass der bei 313 nm Wellenlänge auftretende Peak bei europäischen Messinstrumenten quasi teilweise „abgeschnitten“ wird. Der Unterschied ist zwar in diesem Fall mit nur 5 % relativ gering und damit vernachlässigbar, doch würde die Ultra-Vitalux ihre Intensitätsspitze nicht bei 313 nm, sondern beispielsweise nur wenig rechts daneben, bei 316 nm Wellenlänge haben, wäre er größer.
Erheblich größer ist die Differenz, wenn der UV-B-Wert nicht mit einem Spektrometer, sondern mit einem Breitbandradiometer-Handgerät ermittelt wird. Er ergab sich für die gleiche Osram-Lampe bei gleich eingestelltem Bestrahlungsabstand (30 cm) und genau gleichem Alter (109 Stunden) zu 930 µW/cm2 (Solarmeter Model 6.2UVB / 280-320 nm; Baines, 2007). Hier beträgt der Unterschied rund 50 %! Der Grund dafür wurde an früherer Stelle in dieser Artikelserie bereits genannt: Breitband-Radiometer sind für das Licht von Leuchtstoffröhren mit ihrem sonnenähnlichen Strahlungsgemisch kalibriert und nicht für Quecksilberdampfstrahler wie die Osram-Lampe (und weitere ähnlich gebaute Strahler) mit einem Lichtgemisch, das im hier interessierenden Wellenlängen-Bereich nur sehr wenig sonnenähnlich ist. Außerdem haben Breitband-Radiometer und Spektrometer konstruktionsbedingt unterschiedliche Sensortypen, Gesichtsfeldwinkel usw., was alles Auswirkungen auf das Messergebnis hat.
Gerne schieben einige Hersteller von UV-Lampen in Unkenntnis der tatsächlichen Zusammenhänge die auftretenden Messwert-Abweichungen dem angeblich „ungenauen Scan-Modus der billigen Breitband-Radiometer“ zu. Breitband-Radiometer sind aber weder „Billiginstrumente“, noch messen sie ungenau. Aber bei Freilandmessungen und auch bei allen UV-Lampen, die ein sonnenähnliches Spektrum emittieren, sind sie "unschlagbar" und dem Schildkröten-Liebhaber eine große Hilfe (Bild 37 und 38). Nur muss man eben die Grenzen der handlichen Geräte wissen: eine UV-B-Intensität von z.B. 50 µW/cm2 im freien Schildkröten-Mikrohabitat gemessen ist in Bezug auf die Vitamin D3-Synthese nun einmal nicht das Gleiche wie 50 µW/cm2 unter einem Quecksilber-Dampfstrahler wie der „Mega-Ray“ oder der Ultra-Vitalux! Dennoch kann man die handlichen Geräte außer im Freien sinnvoll auch bei UV-Strahlern einsetzen: deren Leistungsabnahme lässt sich nämlich im Laufe der Jahre sehr gut mit einem Breitband-Radiometer überwachen.
Bild 37: Im Freiland, wie hier auf einer äquatornahen Riesenschildkröten-Insel, ist das leicht transportierbare und zu bedienende Breitband-Radiometer (hier in meiner linken Hand) ein ideales Werkzeug, wenn man sich einen Überblick darüber verschaffen möchte, welchen UV-B-Intensitäten sich Schildkröten an unterschiedlichen Standorten, in verschiedenen Habitaten und zu unterschiedlichen Jahres- und Tageszeiten aussetzen. Das Instrument, das kaum größer als eine Zigarrettenschachtel ist, ist jedoch leider nicht dazu geeignet, die UV-B-Strahlung der Sonne mit der von Lampen zu vergleichen bzw. umgekehrt (es sei denn, die UV-Lampe erzeugt ein stark sonnenähnliches Strahlungsgemisch); ebenso ist ein wertender Vergleich der Strahlung verschiedener Lampen untereinander unmöglich. Das Foto entstand im März 2011.
Nun wird vielleicht auch verständlicher, was schon an anderer Stelle dieser Abhandlung festgestellt wurde: ohne Nennung des verwendeten Messgeräte-Typs (Hersteller, Bauart, Sensortyp usw.) und dessen rechter UV-B-Bereichsgrenze (entweder 320 oder 315 nm) sowie dem Alter der vermessenen Lampe und dem Bestrahlungsabstand sind veröffentlichte oder auf der Lampenverpackung abgedruckte UV-B-Messwerte, auch in der Einheit µW/cm2, völlig nutzlos und unbrauchbar und stiften nur Verwirrung.
Noch ein Unterschied zur Sonnenstrahlung, und zwar ein sehr wichtiger
Aus Bild 36 geht hervor, dass bei der Osram-Lampe (ebenso wie bei anderen Quecksilber-Dampfstrahlern) ein bestimmter Teil ihrer UV-B-Strahlung im kurzwelligen UV-B-Bereich erzeugt wird. Demgegenüber hat jedoch das Spektrum der Sonne im UV-B-Bereich, was z.B. aus den Abbildungen 3, 4 und 8 zu ersehen ist, eine ganz andere Charakteristik: bei niederen Wellenlängen im Spektrum, also ganz links, gibt die Sonne kaum UV-B ab, zur rechten Bereichsgrenze hin nimmt aber die natürliche UV-B-Strahlung kontinuierlich zu (Baines, 2009a).
Dies bedeutet aber, dass der photobiologische Effekt beim Einsatz von Quecksilber-Dampfstrahlern wie der Osram-Lampe deutlich stärker ist als in der Natur durch die Sonne, selbst dann, wenn man im Freien mit einem UV-Breitband-Radiometer den gleichen UV-B-Integralwert als unter dem Strahler messen sollte. Ein bestimmter, mit dem Radiometer festgestellter Messwert sagt weder automatisch aus, ob eine Quecksilber-Dampflampe Haut- und Augenschäden bei den Schildkröten hervorruft, noch ob überhaupt eine ausreichende Vitamin D3-Bildung stattfindet. Daher nochmals: 50 µW/cm2 an der Sonne ist nicht das Gleiche wie 50 µW/cm2 unter einem Quecksilber-Dampfstrahler.
Leider werden diese Zusammenhänge im Fachschrifttum nicht kommuniziert und sind deswegen den Terrarianern weitgehend unbekannt.
Bild 38: Eine UV-B-Intensität von 25 µW/cm2, wie hier im März 2011 mit einem Breitband-Radiometer in einer im Freien stehenden Unterbringungswanne mit einigen Schlüpflingen des Autors gemessen, ist typisch auch für das bevorzugte, versteckt gelegene Mikrohabitat frei lebender Schlüpflinge. Denn 25 µW/cm2 unter der Sonne im Wohnort Friedberg des Autors ist identisch mit 25 µW/cm2 in den griechischen oder türkischen Vorkommensgebieten derartiger Jungtiere. Diese werden sich freiwillig nie UV-B-Stärken von 200 oder 300 µW/cm² oder noch mehr aussetzen. Bild 37 und 38 vom Autor.
Es ist der Anteil der UV-B-Strahlung bei den niedrigeren Wellenlängen, exakter formuliert unterhalb von 305 nm, der maßgebend dafür ist, wie naturähnlich ein UV-Strahler wirkt. Doch wie soll der Schildkröten-Liebhaber, der in den seltensten Fällen Besitzer eines (teuren) Labor-Spektrometers ist, feststellen, ob ein Strahler die UV-B-Peaks an der richtigen Stelle im UV-B-Bereich hat oder nicht? Denn von den Anbietern der UV-Speziallampen wird er derartige Auskünfte kaum bekommen (noch weniger von den überforderten Verkäufern im Zoogeschäft), wie ich selbst wiederholt feststellen musste.
Immerhin gibt es aber einen Ausweg aus dieser alles andere als zufrieden stellenden Situation: der internationale Markt bietet nämlich ein weiteres Handmessgerät (z.B. das Solarmeter 6.5UVB), das die Stelle dieser natürlichen bzw. künstlichen Strahlung im UV-B-Bereich erfasst und als so genannten UV-Index anzeigt. Dieser UV-Index muss eher als Sonnenbrand-Index angesehen werden: sonnt sich der Mensch an der Sonne, besteht bei einem UV-Index bis 1,0 kein Sonnenbrandrisiko, bei 2-4 ein geringes, bei 4-8 ein hohes und bei einem UV-Index über 8 ein sehr hohes. Kombiniert man nun die Messwerte eines UV-B-Radiometers und die eines UV-Index-Meters, lassen sich Aussagen über die Qualität der UV-B-Strahlung einer Lampe im Vergleich zur Sonne tätigen. Dies erfordert allerdings den Einsatz beider Messinstrumente gleichzeitig.
Ich versuche, die Zusammenhänge etwas vereinfacht darzulegen: misst man im natürlichen Sonnenlicht, so gehört zu einer natürlichen UV-B-Intensität von z.B. 50 µW/cm2 ein UV-Index von 1,5, zu 100 µW/cm2 gehört ein UV-Index von etwa 2,0 und zu 170 µW/cm2 ein Index von etwa 3,0. In Äquatornähe habe ich schon am späten Vormittag im Sommer und an wolkenlosen Tagen in der freien Sonne oft sehr hohe Werte von 400 µW/cm2 gemessen (siehe Kapitel 5.2); dazu gehört ein extrem hoher UV-Index von 10,2. Dies ist quasi die „Vorgabe der Natur“. Aber denken wir daran, dass sich die europäischen Landschildkröten in ihren natürlichen Lebensgebieten beim morgendlichen Aufwärmen zwar kurzzeitig durchaus UV-B-Werten von 100 und auch 170 µW/cm2, mitunter sogar auch mehr, aussetzen, Intensitäten um 400 µW/cm2 aber in der Regel nicht. Das heißt, analog zu den von mir festgestellten mittleren UV-B-Tagesstärken um selten mehr als 50 µW/cm2 im Mikrohabitat frei lebender europäischer Landschildkröten sollte eine gute UV-B-Schildkrötenlampe bei dieser Intensität einen UV-Index um 1,5, höchstens aber 2,0 haben.
Misst man nun sowohl die UV-B-Intensität als auch den UV-Index der Osram-Lampe Ultra-Vitalux, ergeben sich im Vergleich zu den gerade erwähnten Werten folgende Paarungen:
50 µW/cm2 → UV-Index = ca. 3,7
100 µW/cm2 → UV-Index = ca. 7,3
170 µW/cm2 → UV-Index = ca. 12,2
400 µW/cm2 → UV-Index = ca. 28,4
Das Ergebnis dürfte für die meisten Leser sehr überraschend sein: denn bezüglich ihrer photobiologischen Wirkung ist das UV-B-Strahlungsgemisch der Osram-Bräunungslampe bei gleicher UV-B-Intensität nahezu drei Mal so stark wie die des Sonnenlichtes im Mikrohabitat der (europäischen) Landschildkröten. Noch krasser ist der Unterschied dann, wenn mit höherer Intensität als im natürlichen Lebensraum bestrahlt wird: wer seine neue Osram-Lampe so aufhängt, dass eine Intensität von 400 µW/cm2 auf die Haut einer Schildkröte wirkt, indiziert im Vergleich zur natürlichen Situation sogar den 14-fachen photobiologischen Effekt, auch wenn diese Art der Bestrahlung täglich nur 30 Minuten andauert. Es muss davon ausgegangen werden, dass dies eine schädigende Wirkung auf das Tier hat.
Da fast jeder UV-Strahler ein anderes Strahlungsgemisch emittiert und seine UV-B-Spitzen bei unterschiedlichen Wellenlängen hat, sind die hier für die Osram-Lampe angegebenen Angaben für UV-B-Intensität und UV-Index nicht auf andere Lampen übertragbar. Dies bedeutet, dass für jede bereits auf dem Markt befindliche bzw. neu eingeführte UV-Lampe in umfangreichen Messserien die UV-B-Intensität und der zugehörige UV-Index ermittelt werden müsste, wenn man feststellen möchte, wie ähnlich die UV-B-Strahlung des Produktes im Vergleich zur Sonne ist. Dies ist aber eine Aufgabe, die für Privatpersonen angesichts des immer umfangreicher werdenden Gesamtangebotes an Strahlern mit einem untragbar hohen finanziellen und Zeitaufwand verbunden wäre.
In einer Gleichung ausgedrückt sieht der Zusammenhang zwischen beiden Größen für die Osram Ultra-Vitalux wie folgt aus:
UV-Index = 0,0704 x UV-B-Intensität (µW/cm2) + 0,2435
Ein Zahlenbeispiel: es wird unter einer Osram-Lampe am Boden eine UV-B-Intensität von 200 µW/cm2 gemessen. Wie hoch ist der UV-Index und wie ist die Bewertung dieser Zahl?
Lösung: UV-Index = 0,0704 x 200 + 0,2435 = 14,08 + 0,2435 = 14,32
Geht man davon aus, dass wild lebende Landschildkröten in ihren Vorkommensgebieten eine durchschnittliche UV-B-Tages-Intensität von rund 50 µW/cm2 erhalten, bewirkt die Osram-Lampe in der angenommenen Situation im Vergleich zur Sonnenstrahlung einen photobiologischen Effekt vom nahezu Zehnfachen.
Umgekehrt lässt sich durch Umstellen der Gleichung für jeden gewünschten UV-Index die dazugehörige UV-B-Intensität der Osram-Lampe errechnen, die man dann durch entsprechende Wahl des Bestrahlungsabstandes einstellen kann.
Beispiel: Gewünscht wird ein naturähnlicher UV-Index von 1,5. Welche UV-B-Intensität muss die Osram-Lampe dazu liefern?
UV-B-Intensität = (UV-Index – 0,2435) : 0,0704 =
= (1,5 – 0,2435) : 0,0704 = 17,8 µW/cm2.
Dazu müsste die Ultra-Vitalux fast 2,5 m über den Schildkröten aufgehängt werden, was schon rein bautechnisch (Raumhöhe) gar nicht möglich ist …Und auch das Thema Energieverschwendung soll hier nicht nochmals strapaziert werden.
Aus den genannten Gründen halte ich den Einsatz der ultra-starken Ultra-Vitalux und ähnlicher Strahaler, im Gegensatz zu zahlreichen anders lautenden Meinungen in den Foren, zumindest in normalen, d.h. kleineren Schildkröten-Innengehegen für nicht sinnvoll: es können sehr leicht folgenschwere Bestrahlungsfehler gemacht werden.
Für jeden anderen UV-Strahler lassen sich bei Kenntnis von UV-B-Stärke und UV-Index ähnlich aufgebaute mathematische Beziehungen aufstellen.
Da trotz der beschriebenen Nachteile der Osram-Lampe bei der Schildkröten-Haltung viele Schildkrötenbesitzer dieses Produkt in Unkenntnis der exakten Zusammenhänge verwenden, seien nachfolgend noch einige ca.-Werte der UV-B-Intensität in Abhängigkeit der Bestrahlungsentfernung zum Tier angegeben (Baines, 2011; gemessen mit Solarmeter Model 6.2UVB). Die Messwerte gelten für eine gebrauchte Lampe nach 105 Betriebsstunden; diese Betriebsdauer ist erreicht, wenn der Strahler zum Beispiel ein Jahr lang täglich für 17 Minuten eingeschaltet ist.
30 cm 950 µW/cm²
50 cm 365 µW/cm²
70 cm 200 µW/cm²
90 cm 130 µW/cm²
7. Schlussbemerkung des Autors
Dieser Artikel, in vielen Folgen zwischen Anfang 2008 und dem 12. Mai 2011 verfasst und auf diese Website hochgeladen, ist mit etwa dem Umfang einer Broschüre wesentlich länger ausgefallen als ursprünglich geplant. Ich hoffe, dass die Ziele, etwas Transparenz in das bisher „undurchsichtige“ Kapitel der UV-B-Bestrahlung von Landschildkröten zu bringen und aufzuzeigen, warum die Materie für Laien sehr kompliziert ist und zu beschreiben, auf was es bei der UV-B-Versorgung unserer Lieblinge wirklich ankommt, weitgehend gelungen ist. Die Materie selbst ist in der Tat nicht einfach zu verstehen und es kann durchaus sein, dass Sie, lieber Leser, die Ausarbeitung mehrmals durcharbeiten müssen, um sie voll nützen zu können.
Als Käufer einer UV-Speziallampe ist man nach wie vor auf korrekte und vollständige technische Informationen der Hersteller angewiesen. In der Vergangenheit waren die jedoch oft falsch und lückenhaft. Doch hier hat sich in den letzten drei Jahren erfreulicherweise einiges zum Besseren gewendet: mehr und mehr werden zum Produkt tatsächliche UV-B-Intensitäten in der Einheit µW/cm2 in Abhängigkeit des Bestrahlungsabstandes genannt. Doch leider bleibt beispielsweise oft nach wie vor offen, ob diese Werte für eine fabrikneue Lampe gelten oder für eine eingebrannte Lampe nach z.B. etwa 100 Betriebsstunden. Es fehlen auch Angaben, wie sich die UV-B-Abgabe nach z.B. 1.000 oder 2.000 Stunden ändert. Andererseits setzt sich - endlich - immer mehr auch die Ansicht durch, dass sich die UV-B-Abgabe eines UV-Strahlers für die Landschildkrötenpflege nicht mit der der Sonne am Äquator, im Sommer, zur Mittagszeit und bei wolkenlosem Himmel messen muss.
Leider stimmen jedoch Angaben in den Gebrauchsanleitungen vielfach immer noch nicht mit den tatsächlichen Leistungen überein. So findet sich z.B. für die 26-Watt-UV-Kompaktlampe Reptisun 10.0 UVB Desert von Zoo Med auf der Gebrauchsanleitung der Hinweis, die Lampe während ihres Einbrennens 33 bis 46 cm über dem zu bestrahlenden Tier aufzuhängen, danach nur noch in 23 bis 33 cm Abstand, ohne dass dafür Zahlen für die jeweils vorhandene UV-B-Intensität genannt werden. Mit einer im Mai 2011 erworbenen Lampe kontrollierte ich diese Aussage nach 70 Betriebsstunden: bei 40 cm Bestrahlungsabstand war die UV-B-Stärke fast Null, bei 35 cm Abstand gerade mal 5 μW/cm². Der Strahler muss also tiefer als angegeben aufgehängt werden, sonst ist er wirkungslos.
Doch einige Zusammenhänge sind wohl den Herstellern bzw. Vertreibern, erst Recht den Verkäufern in den Zoogeschäften, nach wie vor weitgehend unbekannt. So z.B. die Erkenntnis, dass bei einer Landschildkröte, die im Freien unter 100 µW/cm2 Sonnenlicht döst, die gleiche Vitamin D3-Bildung auslöst wird wie wenn sie z.B. unter einer Leuchtstoffröhre des Typs Zoo Med Reptisun 5.0 mit ihrem sehr sonnenähnlichem Strahlungsgemisch bei ebenfalls 100 µW/cm2 sitzt, während 100 µW/cm2 unter einem Quecksilber-Dampfstrahler wie der „Mega Ray“ dem Äquivalent von mindestens 200 µW/cm2 unter der Sonne entspricht (weil der UV-Index von Sonne und „Mega-Ray“ grundverschieden ist).
Machen Sie den Verkäufer von UV-Speziallampen, deren Zahl langsam unüberschaubar wird (wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass bei angeblich „neuen“ Produkten nur die Verpackung neu ist …), auf solche Zusammenhänge aufmerksam. Bestehen Sie darauf, dass Ihre berechtigten Fragen zur Beantwortung an die Vertreiber bzw. Produkthersteller weitergeleitet werden, schließlich geht es um das Wohlbefinden Ihrer wertvollen Pfleglinge. Denn je mehr nachgefragt wird, desto eher fühlen sich die Hersteller dazu gezwungen, ihre Bedienungsanleitungen weiter zu verbessern, zu berichtigen und zu vervollständigen. Schließlich sind sie es, die beim Kauf ihrer Produkte verdienen – und nicht etwa der Autor dieser Ausarbeitung.