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Ein 48-jähriger Augsburger war schon einmal, im Jahr 1997, vom Landgericht Augsburg zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er ab 1992 bei insgesamt 13 Schmuggelfahrten über 500 geschützte Landschildkröten nach Deutschland geschmuggelt hatte, um sie zu verkaufen. Aber der Verurteilte hat offensichtlich daraus nichts gelernt: im Juni 2006 fanden ungarische Zöllner in einem aus Serbien in Richtung Deutschland fahrenden Bus eine zunächst herrenlose Reisetasche mit 181 Griechischen Landschildkröten. Der später verurteilte Busfahrer gestand dann, dass er im Auftrag des Augsburger "Händlers" gehandelt habe, der selbst nicht mit im Bus saß. Das nützte diesem aber nichts, denn Anfang Dezember 2012 wurde er von der zuständigen Augsburger Anklagebehörde wegen des wiederholten Verstoßes gegen das Artenschutzabkommen zu einer Geldstrafe von 3.600 Euro verurteilt.
Wie ich finde, ein viel zu mildes Urteil für einen Wiederholungstäter, das kaum abschreckend wirken kann.Denn der getätigte Umsatz betrug ein Mehrfaches der Strafe.
Dass der Prozess gegen den vielfachen Schildkrötenschmuggler überhaupt so spät stattgefunden hat, hatte einen kuriosen und für die Anklagebehörde recht peinlichen Hintergrund: Durch die Unaufmerksamkeit der Augsburger Staatsanwaltschaft fand sich in der offiziellen Anklageschrift im Sommer 2008 der ungewöhnliche Satz: "Dem angeklagten Arschloch ist ein Pflichtverteidiger zu bestellen". Der zuständige Staatsanwalt hatte seine Anklage in ein Spracherkennungsprogramm so diktiert, wie er spontan dachte, dann beim Lesen das Schimpfwort zwar am Bildschirm, aber nicht im PC-Speicher gelöscht. Aus Personalmangel ging die Anklageschrift außerdem auch noch ungelesen zur Post. Für die Verteidigung ein hoch willkommener Fauxpax! Oberstaatsanwalt und Staatsanwalt mussten sich entschuldigen.
Von Horst Köhler nach einem Bericht in der Augsburger Allgemeinen vom 7. Dezember 2012; der Beitrag wurde am 9. Dezember 2012 online gestellt.
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Schlecht sah es noch vor wenigen Monaten um den Fortbestand der Münchner Reptilien-Auffangstation aus, doch jetzt scheint zumindest für dieses Jahr (2012) die drohende Insolvenz abgewendet zu sein. Die Auffangstation mit der Rechtsform eines eingetragenen Vereins ist zurzeit unentgeltlich in den Räumen der Ludwig-Maximilian-Unversität (LMU) untergebracht und nimmt geschmuggelte Reptilien auf und solche, die aus nicht artgerechter Haltung konfiziert wurden oder die die Besitzer aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr selbst pflegen können. Die Station kann die ihr überbrachten Reptilien aus Kosten- und Platzgründen aber nicht auf Dauer behalten, so dass viel Einsatz zur Auffindung geeigneter Pflegeplätze, wie z.B. Zoologische Einrichtungen, anfällt. Jedes Jahr unterstützen die beiden Bayerischen MInisterien für Umwelt und Gesundheit bzw. des Inneren die Einrichtung mit einem Betrag von insgesamt etwa 260.000 Euro. Nach entsprechenden Diskussionen hat nun das Umweltminsiterium zusätzlich 30.000 Euro zur Verfügung gestellt. Damit ist die Auffangstation, die auf Spenden von privater Seite angewiesen ist, vorerst gerettet, aber eine langfristige Lösung muss noch gefunden werden.
Der Beitrag von Horst Köhler wurde am 13. Oktober 2012 online gestellt
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Nach einer dpa-Meldung von gestern hat der deutsche Zoll bei einer Razzia in Rheinland-Pfalz und in Bayern fast 100 seltene Schildkröten sichergestellt, die auf dem Schwarzmarkt einen Wert von etlichen 100.000 Euro darstellen. An der Aktion maßgeblich beteiligt war das Zollkriminalamt Köln und das Bundesamt für Naturschutz in Bonn. Gegen die Schmuggler und illegalen Halter, angeblich handelt es sich um sechs Personen, wird jetzt ermittelt; sollten sie schuldig gesprochen werden, drohen ihnen mehrjährige Haftstrafen.
Unter den illegal eingeführten bzw. gehaltenen Tieren sollen sich auch fünf Exemplare der äußerst seltenen Madagassischen Schnabelbrustschildkröte (Astrochelys yniphora) befinden. Nach Literaturangaben gibt es von dieser Landschildkrötenart höchstens noch 200 Exemplare in freier Wildbahn; die Zahl der in Zoos, in anderen Einrichtungen inclusive der illegal gehaltenen und frei lebenden Tiere wird weltweit auf maximal 400 Tiere geschätzt. Grund für die ernsthafte Bestandsbedrohung von A. yniphora ist die Habitatszerstörung einerseits und der illegale Handel andererseits.
In der Natur lebt diese Art ausschließlich an der Nordwestküste von Madagaskar in Trockenwäldern, und zwar in einem relativ kleinen Gebiet von nur 25 x 60 km Größe. Die maximale Panzerlänge beträgt etwa 44 cm. Die Weibchen legen drei bis höchstens sechs Eier. In der heißesten Jahreszeit erfolgt eine Aestivation (Trockenruhe) in Höhlen.
Die Madagassische Schnabelbrustschildkröte darf nicht mit der Afrikanischen Schnabelbrustschildkröte (Chersina angulata) verwechselt werden, was wegen der etwas bedauerlichen Ähnlichkeit der deutschen Trivialnamen leicht geschehen kann. C. angulata kommt primär im äußersten Süden Südafrikas und in Süd-Namibia vor und bleibt mit höchstens 30 cm Länge deutlich kleiner als die Madagassische Schnabelbrustschildkröte. Die Chersina-
Schnabelbrustschildkröte kommt in mehreren Regionen ihres Verbreitungsraumes in großen Populationen vor, gilt also nicht als im Bestand gefährdet. Die Weibchen legen meist nur ein einzelnes Ei mit einem Gewicht zwischen 20 und 25 Gramm, und nur ganz selten zwei Eier. Die Männchen werden größer als die Weibchen.
Dieser Beitrag von Horst Köhler wurde am 4. Oktober 2010 online gestellt.
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Ab morgen, den 1. September 2010, tritt in allen EU-Mitgliedsländern, also auch in Deutschland, die zweite Stufe der Öko-Design-Richtlinie der EU und damit des Glühlampenausstiegs in Kraft, denn dann dürfen auch keine neuen matten 75-Watt-Glühbirnen mehr (hergestellt und) in den Handel gebracht werden (Restbestände dürfen allerdings noch verkauft werden). Vor bereits genau einem Jahr kam schon das Aus für 100-Watt und die klare 75-Watt-Birnen. Im Haushalt und damit auch als Licht- und Wärme-Bestrahlungsquellen für Landschildkröten dürfen die Glühbirnen allerdings weiterhin ohne zeitliche Begrenzung verwendet werden.
In Jahresabständen werden dann auch noch die 60-Watt- und die 40-Watt- bzw. 25-Watt-Glühbirnen vom Markt genommen werden.
Ersetzt werden die Glühbirnen durch stromsparende Leuchtstofflampen (Energiesparlampen). Hier ist der Markt immer noch sehr stark in Bewegung, das Gleiche kann auch für die Preise der neuen Produkte gesagt werden. Denn noch im Frühjahr 2010 musste die Stiftung Warentest bei einem Serientest von 28 geprüften Energiesparlampen feststellen, dass nur drei von ihnen das Prädikat "gut" verdienen, zwei Drittel waren nur "ausreichend" und sechs sogar "mangelhaft" ("Energiesparlampen: Kein Lichtblick", 9.4.2010). Die Tester wurden mit massiven Problemen bei ihren Dauerprüfungen, vor allem mit rasch nachlassender Leuchtkraft und geringer Schaltfestigkeit konfrontiert. So verfehlten viele Produkte bei Anwendungen, wo oft ein- und ausgeschaltet wird, z.B. in Hausfluren und Kellerabgängen, das Mindestziel von 10.000 Schaltzyklen: manche Energiesparlampen fielen bereits nach wenigen Monaten aus. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass die Hersteller ihre Produkte technisch verbessern. Was bleibt, ist die Tatsache, dass die modernen Leuchtstofflampen Quecksilber enthalten (und daher recycelt werden müssen).
11-Watt-Energiesparlampe (unten) und klare 60-Watt-Glühlampe. Die Energiesparlampe überstand den Betrieb im Kellerflur des Wohnhauses des Autors keine fünf Monate und wurde durch die 60-Watt-Glühbirne ersetzt. Damit war es im Treppenhaus zu den Kellerräumen nicht nur heller, sondern vor allem auch schneller hell als zuvor mit der Energiesparlampe. Foto von Horst Köhler.
Die "alten" Glühbirnen sind zwar, was ihre Effizienz als Helligkeitserzeuger anlangt, unwirtschaftlich, weil sie auch viel Wärme produzieren. Doch gerade dies erweist sich für die Pflege von einigen wenigen juvenilen Landschildkröten in kleinen bis mittelgroßen Innengehegen bzw. Terrarien, vor allem für die Aufzucht von Schlüpflingen, als Vorteil: Glühbirnen erzeugen nämlich ein angenehmes sonnenähnliches Licht (wenn auch ohne UVB-Anteil) und gleichzeitig Wärme und Helligkeit.
Lesen Sie als weiteren Beitrag zu diesem Thema den Artikel: "Vergleich: Lampen für die Wärmebestrahlung von Landschildkröten-Schlüpflingen" vom 3.8.2009 in der Rubrik "Berichte & Artikel".
Dieser Beitrag von Horst Köhler wurde am 31. August 2010 online gestellt.
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Die auf den Galapagos-Inseln wild lebenden etwa knapp 20.000 Riesenschildkröten gehören insgesamt zehn Arten bzw. Unterarten der Gattung Chelonoidis (früher: Geochelone) an. Im Jahr 1971 fand man auf der nördlichsten Galapagos-Insel, Pinta, eine einzelne männliche Schildkröte und brachte sie in die Nachzuchtanlage der Charles Darwin Station auf der Insel Santa Cruz, siehe Bild. Es handelt sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um den letzten Überlebenden der Unterart C. nigra abingdoni. Daher auch der Spitzname "Lonesome George". Man vergesellschaftete ihn später mit zwei Weibchen der nahe verwandten Unterart C. nigra becki von der Insel Isabela (engere Insel-Region: Vulkan Wolf), doch Nachwuchs stellte sich nie ein.
Umso größer war die Freude weltweit, als im Sommer 2008 eines der beiden Weibchen Eier absetzte, auch wenn im Erfolgsfall die Nachkommen (Unterart-) Hybriden gewesen wären. Doch wie die Charles Darwin Foundation unlängst in einer Pressemitteilung bekannt gab, schwinden offensichtlich die Hoffnungen, dass sich die Eier ordnungsgemäß entwickeln. Die meisten der inkubierten Eier weisen nämlich einen beträchtlichen Gewichtsverlust auf, z.B. von 127 g am 4. August 2008 auf nur noch 82 g nach drei Monaten (4. November 2008). Einige Eier haben außerdem einen leichten Plizbewuchs, was ebenfalls ein schlechtes Zeichen ist. Die Verantwortlichen auf Santa Cruz hoffen aber noch, dass vielleicht ein Fünftel der bebrüteten Eier schlüpfen könnte. Normalerweise liegt die Schlupfrate von Riesenschildkröten in der Station bei 85 % und ist damit deutlich höher als in der Natur.
Auf diesem Bild sieht man "Lonesome George" in seinem Gehege auf Galapagos unter seiner recht primitiven Schutzhütte, die nur aus einer Tafel Wellblech als Dach, das auf einfachen Holzstützen aufliegt, besteht. "Lonesome George" ist eine typische Sattel-Schildkröte mit einem pferdesattelähnlichen Panzer, der über dem Hals des Tieres weit nach oben ausgezogen ist. Zusammen mit einem vergleichsweise langen Hals ist es solchen Schildkröten damit möglich, auf Inseln ohne niedere Vegetation von höher liegenden Ästen und Zweigen von Bäumen und Sträuchern zu fressen. Auf Galapagos-Inseln mit vorwiegend niederer Gras- und Buschvegetation haben die dort wild lebenden Riesenschildkröten dagegen einen kürzeren Hals und einen kalottenförmigen, gleichmäßig gerundeten Carapax (domförmiger Rückenpanzer), der ihnen das Durchdringen von dichtem Gebüsch erleichtert. Horst Köhler fotografierte auf Santa Cruz auf Galapagos.
"Lonesome George", dessen Alter zwischen 60 und 90 Jahre geschätzt wird, ist eher eine kleinere Riesenschildkröte: er wiegt "nur" 90 kg und hat eine Carapaxlänge von etwas über 1 m. Jahrelang wurde er zu reichlich ernährt und war daher übergewichtig, so dass ihm die Herpetologen eine strenge "Fastenkur" in Gestalt einer speziellen Diät verordneten.
Hier die aktuellen Unterarten der Galapagos-Landschildkröten nach FRITZ & HAVAS: Checklist of Chelonians of the World, 2007:
Horst Köhler (20. November 2008)
Schade: keine Nachkommen von "Lonesome George"
Die oben beschriebenen Befürchtungen erwiesen sich leider Ende des Jahres 2008 als berechtigt: nach einer Zeitigungsdauer von 130 Tagen im Inkubator zeigten die letzten acht Schildkröten-Eier eines Vulkan.-Wolf-Weibchens aus dem Gehege von "Lonesome George" immer noch keine Embryonalentwicklung und wurden daraufhin auf der Galapagos-Insel Santa Cruz geöffnet. Keines der Eier war befruchtet. Die Herpetologen der Charles Darwin Foundation (CDF) geben jedoch nicht auf und werden jetzt Schildkröten-Weibchen von der Insel Espanola zu "George" ins Gehege setzen. Man geht davon aus, dass sie näher zu "Lonesome George" verwandt sind als die Weibchen vom Vulkan Wolf, die im letzten Jahr 2008 die Eier gelegt hatten.