Nach einer dpa-Meldung von gestern hat der deutsche Zoll bei einer Razzia in Rheinland-Pfalz und in Bayern fast 100 seltene Schildkröten sichergestellt, die auf dem Schwarzmarkt einen Wert von etlichen 100.000 Euro darstellen. An der Aktion maßgeblich beteiligt war das Zollkriminalamt Köln und das Bundesamt für Naturschutz in Bonn. Gegen die Schmuggler und illegalen Halter, angeblich handelt es sich um sechs Personen, wird jetzt ermittelt; sollten sie schuldig gesprochen werden, drohen ihnen mehrjährige Haftstrafen.

Unter den illegal eingeführten bzw. gehaltenen Tieren sollen sich auch fünf Exemplare der äußerst seltenen Madagassischen Schnabelbrustschildkröte (Astrochelys yniphora) befinden. Nach Literaturangaben gibt es von dieser Landschildkrötenart höchstens noch 200 Exemplare in freier Wildbahn; die Zahl der in Zoos, in anderen Einrichtungen inclusive der illegal gehaltenen und frei lebenden Tiere wird weltweit auf maximal  400 Tiere geschätzt. Grund für die ernsthafte Bestandsbedrohung von A. yniphora ist die Habitatszerstörung einerseits und der illegale Handel andererseits. 

In der Natur lebt diese Art ausschließlich an der Nordwestküste von Madagaskar in Trockenwäldern, und zwar in einem relativ kleinen Gebiet von nur 25 x 60 km Größe. Die maximale Panzerlänge beträgt etwa 44 cm. Die Weibchen legen drei bis höchstens sechs Eier. In der heißesten Jahreszeit erfolgt eine Aestivation (Trockenruhe) in Höhlen.

 

Die Madagassische Schnabelbrustschildkröte darf nicht mit der Afrikanischen Schnabelbrustschildkröte (Chersina angulata) verwechselt werden, was wegen der etwas bedauerlichen Ähnlichkeit der deutschen Trivialnamen leicht geschehen kann. C. angulata kommt primär im äußersten Süden Südafrikas und in Süd-Namibia vor und bleibt mit höchstens 30 cm Länge deutlich kleiner als die Madagassische Schnabelbrustschildkröte. Die Chersina-
Schnabelbrustschildkröte kommt in mehreren Regionen ihres Verbreitungsraumes in großen Populationen vor, gilt also nicht als im Bestand gefährdet. Die Weibchen legen meist nur ein einzelnes Ei mit einem Gewicht zwischen 20 und 25 Gramm,  und nur ganz selten zwei Eier. Die Männchen werden größer als die Weibchen.

 

Dieser Beitrag von Horst Köhler wurde am 4. Oktober 2010 online gestellt.