Als Orientierungshilfe für die Halter von Indischen und Sri Lanka-Sternschildkröten (Geochelone elegans) wäre es hilfreich, die Gewichte von frei lebenden Tieren zu kennen. Sternschildkröten (Bild 1) kommen im Südosten Pakistans (Provinz Sind), Nord- und Südindien und auf Sri Lanka (früher: Ceylon) vor. Doch leider gibt es bis heute keine sicheren Unterscheidungsmerkmale zwischen den einzelnen Standort-Formen, und ebenfalls keine verwertbaren Gewichtsangaben. Sri Lanka-Tiere (Bild 2) werden bekanntlich größer und schwerer als die südindischen Vertreter und nordindische und pakistanische Schildkröten wiederum größer als die von Sri Lanka. Doch Rückschlüsse auf die Herkunft eines bestimmten Tieres sind nur dann möglich, wenn man ausgewachsene und etwa gleichaltrige Tiere vergleicht, die alle artgerecht ernährt wurden und bei denen es keine Wachstumsverzögerung durch eine frühere Erkrankung gab.
Wer also mehrere etwa gleichaltrige Sternschildkröten besitzt, von denen eine oder auch zwei kleiner sind, muss sich bei Fehlen von Krankheitssymptomen keine Sorgen um deren Gesundheitszustand machen: es könnte sich bei den kleineren Tieren auch um die südindische und bei den größeren um die Sri Lanka-oder die Nordindienform handeln. Es ist durchaus möglich, dass bei einem Paar das Weibchen deutlich kleiner als das Männchen bleibt. Erklärung dafür: das Weibchen ist eine südindische Variante, das Männchen z.B. eine aus Sri Lanka.
Bild 1: Zwei zum Zeitpunkt der Aufnahme fast 2 ½-jährige Sternschildkröten, gesehen auf einer Reptilienmesse. Handelt es sich um die südindische Form, könnten die Tiere zu zweit weiterhin noch für eine geraume Zeit in einem Terrarium aufgezogen werden. Sri Lanka-Sternschildkröten erreichen aber im Normalfall Carapaxlängen um 25 cm (Weibchen), benötigen also bei einer Haltung in der Gruppe zimmergroße Terrarien. Wichtig für Schildkröten-Neueinsteiger: Sternschildkröten halten wie alle tropischen Landschildkröten keine Winterruhe. Foto: Horst Köhler
Bild 2: Jedem Freund von Sternschildkröten dürfte das Herz beim Anblick dieser Aufnahme schneller schlagen: es handelt sich um die Sri Lanka-Form von Sternschildkröten, die als Babys großgezogen wurden. Die hier abgebildeten Tiere haben Carapaxlängen zwischen 10 und 20 cm. Man beachte die teilweise unterschiedlichen Carapaxzeichnungen. Foto: Jerry Fife, USA
Um wenigstens einen Überblick über die Gewichte von in Menschenobhut befindlichen Sternschildkröten zu erhalten, wurden fünf verschiedene deutsche Halter und Züchter gebeten, ihre Sternschildkröten zu wiegen (und zu vermessen). Da das Alter von Sternschildkröten aus verschiedenen Gründen mitunter sehr unsicher ist, wurde das ermittelte Gewicht zur Körpergröße der Schildkröten in Beziehung gesetzt. Da es sich bei ähnlichen früheren Messungen des Autors an frei lebenden europäischen Landschildkröten gezeigt hat, dass die ermittelten Gewichte dann am wenigsten streuen, wenn man sie nicht über die Carapaxlänge (CL), sondern über dem Produkt aus Längs- und Querumfang aufträgt [Köhler, 2007], wurde dies auch für die vorliegende Aufgabe übernommen. Deshalb lieferten die angefragten Personen neben dem Gewicht
den (bei eingezogenem Kopf und Schwanz) über Rücken- und Bauchpanzer mit einem Maßband gemessenen Umfang Ul und den quer dazu gemessenen Querumfang, Uq.
Das Ergebnis der kleinen Studie zeigt die Grafik in Bild 3, in die auch das Geschlecht (w = weiblich, m = männlich) mit aufgenommen ist. Wie bei den vermutlich ganz unterschiedlichen Ernährungsmethoden der befragten Halter nicht anders zu erwarten ist, streuen die Werte etwas; sie sind in der Grafik durch eine obere und eine untere Hüllkurve begrenzt. Die Streuung ist allerdings relativ gering, so dass mit Hilfe von Bild 3 durchaus geprüft werden kann, ob das Gewicht der eigenen Sternschildkröte(n) etwa vergleichbar ist.
Bild 3: Gewichts-Größenzusammenhang von in Deutschland gehaltenen Sternschildkröten von fünf verschiedenen Besitzern nach der Studie des Verfassers. Die unterschiedlichen Symbole stehen für die verschiedenen Besitzer. Insgesamt wurden die Daten von 20 Tieren ausgewertet.
Dazu ein Beispiel: ist der Längsumfang einer Sternschildkröte Ul = 40 cm und der Querumfang Uq = 32 cm, ist Ul x Uq = 1.280 cm2 und das Gewicht des betreffenden Tieres sollte nach Bild 3 zwischen 700 und 900 Gramm liegen. Wiegt es deutlich mehr, z.B. 1,2 kg, sollte eine Futterumstellung bzw. -reduzierung ins Auge gefasst werden [Köhler, 2008], wiegt es dagegen beispielsweise nur 500 Gramm, dürfte es im Vergleich zur Größe etwas zu leicht sein.
Literatur:
Köhler Horst (2007): Betrachtungen zu Gewichten von Testudo graeca ibera aus der Südwest-Türkei. Schildkröten-Im-Fokus 4 (3), S. 11-17
Köhler Horst (2008): Aufzucht europäischer Landschildkröten-Babys, Schildi-Verlag Augsburg, 176 Seiten
Der Artikel wurde am 16. Mai 2010 online gestellt.