2. Teil (Fortsetzung des 1. Teils zum gleichen Thema siehe Beitrag unterhalb des nachfolgenden)
von B.B. (Name auf eigenen Wunsch nicht genannt) und Horst Köhler
Im Artikel „Erwachen frei lebender europäischer Landschildkröten aus der Winterstarre“ (unmittelbar darunter stehender Bericht) wurde die Schildkrötenfreundin B.B. zitiert, die die ersten Schildkröten Testudo graeca nach der Winterruhe einige Kilometer östlich von Antalya schon am 20. Februar 2008 beim Fressen beobachten konnte. Auch in den Jahren davor fand sie etwa zur gleichen Jahreszeit vereinzelt juvenile Tiere; sie waren immer besonders zutraulich.
In diesem Jahr (2010) suchte B.B. das gleiche Gebiet bereits eine Woche früher zur Schildkrötensuche auf, und zwar vom 7. bis 14. Februar. In den ersten Tagen ihres Aufenthaltes regnete es noch sintflutartig und es war relativ kühl. So stieg das Thermometer am Ankunftstag (7.2., einem Sonntag) nur bis auf 11 °C, zwei Tage später wurden dann immerhin schon 16 °C erreicht – mit einem allerdings wieder sehr kühlen Tag danach. In der Nacht war der Tiefstwert am 7.2. ungefähr 5 °C, zwei Tage später 7 °C. Die Niederschläge wären am 7. und 8.2. mit je 65 bis 70 mm Regen sehr hoch, doch danach wurde es trocken - und zunehmend wärmer. Am Abreisetag (14.2.) wurden 19 °C erreicht, mit steigender Tendenz.
B.B. schreibt: „Tatsächlich haben wir ab dem 11.2. bis zu unserem Abreisetag die ersten Schildkröten nach ihrer Winterstarre außerhalb ihrer Verstecke gefunden. Die Temperaturen erreichten am Tag 18 - 20 °C, nachts gingen sie aber auf etwa 10 - 12 °C zurück. Einmal maßen wir auch die Bodentemperatur in 10 cm Tiefe: sie betrug 15 °C.
Bis auf wenige Ausnahmen ist die Bodenfeuchte in der Gegend sehr hoch, da die Regenzeit von November bis Januar dauert. Wir fanden in dem Dünengelände direkt am Meer viele Wasserlachen und kleine Tümpel“.
Von einer trockenen Winterstarre kann also zumindest in diesem Vorkommensgebiet von Testudo graeca keine Rede sein.
Bild 1: Adulte Testudo graeca, aufgenommen am 13. Februar 2010, unmittelbar nach dem Erwachen aus der Winterstarre. Im Hintergrund eine typische Strand- und Dünenlandschaft direkt am Mittelmeer (rechts hinten als diffuser Streifen gerade noch zu erkennen). Solche Biotope zählen wohl zu den extremsten Vorkommensgebieten von europäischen Landschildkröten.
Frau B.B. fand in der Zeit zwischen dem 11. und 14.2.2010 nur Schlüpflinge aus dem Vorjahr (Bild 1), ein einzelnes Jungtier wahrscheinlich aus 2008 und etliche ältere Schildkröten mit Gewichten zwischen 1,2 und 1,7 kg (Bild 2). Juvenile Schildkröten im Gewichtsbereich zwischen 50 g und 1 kg sah sie während ihres Aufenthaltes in der Region nicht. Ob die Tiere dieser Gewichtsklasse erst später aus der Winterstarre erwachen oder ob es größere Verluste gegeben hat (zu dieser Ansicht neigt B.B.), kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden, da für eine solche Aussage der Aufenthalt von Frau B. um mindestens eine Woche zu kurz war.
Bild 2: Trotz des relativ mageren Nahrungsangebotes in dem Dünenbiotop leben in ihm zahlreiche Landschildkröten unterschiedlichen Alters (sowie Schlangen). Diese Dreiergruppe entdeckte Frau B. am 14.2. um die Mittagszeit. Der kleinste in dieser Zeit gefundene Schlüpfling wog gerade mal 8 Gramm. Beide Fotos von B.B.
Aussage von B.B. über die Dauer der Winterruhe in dem von ihr vielfach besuchten Gebiet: „Nach unseren Beobachtungen der letzten sechs Jahre halten frei lebende Schildkröten in der Südtürkei einen Winterschlaf von 2 ½ bis 3 ½ Monaten.“
Dieser Artikel wurde am 16. Mai 2010 online gestellt.