Auf der Seite „Fragen & Antworten“ wollen wir auf interessante Anfragen unserer Besucher rund um das Thema Landschildkröten antworten. Sollten wir trotz Recherchen in der Fachliteratur bzw. bei Kollegen keine Antwort geben können - niemand kann schließlich alles wissen - werden wir uns bemühen, eine entsprechende Stellungnahme von einem Biologen oder Herpetologen zu erhalten. Wir bitten Sie, uns eventuelle Fragen per Brief oder Fax oder Email zu übersenden. Ihre Frage erscheint im Netz, wenn gewünscht, nur mit Ihren Initialen und Ihrem Wohnort, der volle Namen und die Anschrift wird dann nicht angegeben.
Unsere Besucher sind vielmals eingeladen, die Beiträge in dieser Rubrik durch eigene Erfahrungen oder Beobachtungen aus ihrer Sicht zu kommentieren bzw. zu ergänzen.

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Horst Köhler
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Frage: Die Hersteller der ALLTOP-Plexiglas-Hohlkammerplatten behaupten in ihren Beschreibungen, dass die UVB-Strahlung der Sonne dieses Material ungehindert passiert. Auch Sie erwähnen dies ja in Ihrem Schildkrötenbuch. Dies mag für neue Materialien stimmen, aber wie sieht es mit dieser Behauptung eigentlich nach einigen Jahren bei einem gebrauchten Schildkrötenhaus aus? H.S., Recklinghausen

 

Antwort: Eine sehr gute Frage, zu deren Beantwortung ich heute - an einem sonnigen und wolkenlosen Herbstnachmittag - sofort einige UVB-Strahlungsmessungen durchführte. Mein etwa 1 m2 großes ALLTOP-Schildkrötenfrühbeethaus der Firma Beckmann ist nun etwas über drei Jahre in meinem Garten in Betrieb (siehe dazu Bild 1 in dem Artikel "Aufrüstung eines Beckmann-Schildkröten-Frühbeetes zur Pflege von Sternschildkröten" in der Rubrik "Berichte & Artikel") und wurde seit Juni 2010 nicht mehr von außen gesäubert (der häufige Regen nimmt mir diese Arbeit normalerweise ab). So war der Deckel etwas staubig (Blütenstaub) und, konstruktionsbedingt (leider keine absolute Dichtheit !) sind die Hohlkammern innen leicht angelaufen. Doch dieser Belag reduzierte die von außen ankommende UVB-Strahlungsintensität weniger stark als zunächst befürchtet: ohne jegliche Reinigung des Deckels innen und außen habe ich im Inneren des Beckmann-Schildkrötenhauses am Boden gegen 14 Uhr eine UVB-Stärke von 131 μW/cm2 gemessen im Vergleich zu 172 μW/cm2 zum gleichen Zeitpunkt außerhalb des Hauses, direkt in die Sonne gemessen. Nach einer Reinigung des Deckels an der Innen- und Außenseite mit einem feuchten Tuch (der Feuchtigkeitsfilm in den Hohlkammern war natürlich nicht zu entfernen) erhöhte sich die Intensität auf 146 μW/cm2. Dies bedeutet einen Strahlungsverlust von rund 15 % bei einem staubfreien Deckel.

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Abfall im Laufe der Jahre vergrößert. Sollte sich in den Hohlkammern im Lauf der Zeit durch eindringende Feuchtigkeit zusätzlich zum Feuchtigkeitsfilm ein grünlicher Algenfilm entwickeln, dürfte sich der relative UVB-Abfall beim Durchgang der Sonnenstrahlung durch den Deckel weiter vergrößern, vor allem bei schrägem Einfall wie jetzt im Herbst oder im Frühjahr. Ich gehe jedoch davon aus, dass das innen ankommende UVB-Niveau immer noch deutlich höher sein wird als das im sonnengeschützten Mikrohabitat der Landschildkröten in der freien Natur.

Wer sich dafür interessiert, welcher UVB-Dosis sich frei lebende Landschildkröten im natürlichen Lebensraum aussetzen und was im Gegensatz dazu die im Handel erhältlichen UVB-Strahler liefern, dem sei das Studium unserer Rubrik "UVB-Fachartikel" empfohlen.

 

Horst Köhler (6. September 2010)

Frage: Ich habe vor wenigen Wochen Ihr Buch erhalten und möchte Ihnen herzlich dazu gratulieren. In den letzten zwei Jahren habe ich bereits mehrere Bücher über Landschildkröten gelesen und finde gerade Ihr Buch sehr informativ und lesenswert. Besonders gut gefällt mir Ihre pragmatische Art, beispielsweise wie Sie die Themen „Gehegegröße" oder „Fütterung" erörtern.
Ich bin Jahrgang 1963 und halte seit 1970 Schildkröten in einem Garten in Wien. Als Kind hatte ich mehrere Landschildkröten, entweder direkt aus dem ehemaligen Jugoslawien oder aus Tierhandlungen bezogen. Geblieben sind mir aber nur zwei Schildkröten, weil viele Tiere leider wegliefen; gestorben sind aber nur wenige. Anfangs meinte ich, es handelt sich um ein Paar, doch dann stellte es sich heraus, dass es sich um zwei Männchen handelt. Die beiden (Testudo hermanni boettgeri) bekamen bis vor zwei Jahren mehrmals in der Woche Brot, eingeweicht in Milch, aber auch Klee von der Wiese, Tomaten und Salat. Am Allerliebsten fraßen sie aber Weißbrot mit Milch, das sie regelrecht verschlangen. Ich hatte schon damals ein Buch über Landschildkröten (Perlen-Reihe) gelesen, in dem auch die Ernährung mit Brot mit Milch empfohlen wurde. Die beiden Männchen waren und sind all die Jahre gesund (siehe die beiden Fotos), verbrachten eine fünfmonatige Winterstarre in einem unbeheizten Haus bei ca. 5 °C und die warme Jahreszeit in einem Freigehege (Größe 4 qm, alte Sandkiste). Leider war mein Wissen noch nicht so weit, dass ich an der Haltung etwas änderte. Im Gegenteil, ich dachte, die Schildkröten sind gut ernährt, sind in einem ausreichend großen Gehege und zeigen ein normales Verhalten.

 

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Meine beiden alten Griechischen Schildkröten-Männchen erhielten über viele Jahre hinweg regelmäßig (aber nicht ausschließlich) Brot, das in Milch eingeweicht wurde – ihre absolute Lieblingsnahrung. Trotzdem zeigen sie, wie die beiden Fotios beweisen, gutes Wachstum, glatten Carapax und artgerechtes Verhalten, auch wenn im Bild recchts das dunklere Männchen auf das hellere (oberes Bild) aufreitet. Als ich vorübergehend auf die Verfütterung von Brot mit Milch verzichtete, reagierten die Tiere in für mich nicht erwarteter Weise. Fotos von Dr. Klaus Paulitsch.


 


Vor zwei Jahren habe ich mich wieder vermehrt mit dem Thema „Schildkröten" auseinander gesetzt, was meine Frau auslöste, da sie mir eine weitere Schildkröte schenkte. Mittlerweile bin ich echter Schildkröten-Fan geworden, habe mir zusätzlich drei adulte Weibchen (die alle Eier legen) und drei juvenile Weibchen angeschafft, die in einem separaten größeren Gehege leben. Weibchen und Männchen sind die meiste Zeit getrennt. Die Ernährung der männlichen Schildkröten wurden nach entsprechender Information auf Löwenzahn und Salat (statt eingeweichtes Brot) umgestellt. Im Verhalten zeigten sie sich daraufhin allerdings viel ruhiger, teilweise sogar lethargisch und sie waren sexuell auch nicht mehr so aktiv, wie ich es von ihnen gewohnt war. Außerdem nahmen die Tiere an Gewicht ab und zeigten leichte Hautveränderungen, so dass ich mich entschloss - nach mittlerweile drei Monaten - sie zeitweise mit Heupellets und doch wieder mit Brot (in Milch getränkt) zu füttern. Nun stürzen sie sich wieder auf die vermeintlich ungesunde Nahrung und fressen diese mit dem gewohnten großen Appetit.

Die neuen weiblichen Schildkröten hingegen bekommen von mir nur pflanzliche Nahrung, wobei ich gesehen habe, dass mein größtes Weibchen (2,6 kg) einmal eine Nacktschnecke komplett aufgefressen hat.

Meine Frage: ist es sinnvoll, die einzelnen Schildkröten individuell zu füttern, womit ich meine, dass nur die beiden alten Männchen zeitweise Milch mit Brot erhalten, alle anderen aber nicht? Vielleicht haben sich die zwei nach 30 Jahren an diese Nahrung adaptiert und können nur so gewisse Nahrungsstoffe aufnehmen?

Für eine kurze Stellungnahme wäre ich Ihnen dankbar.

K.P., Wien

 

Antwort: Ihre Frage ist keinesfalls so „unmöglich", wie sie vermutlich spontan von den meisten Schildkrötenexperten abgetan werden dürfte. Halten wir fest: zum einen fressen zwei Ihrer Griechischen Landschildkröten nach wie vor am liebsten in Milch eingeweichtes Brot, ohne von dieser mittlerweile fast 30-jährigen Fütterungspraxis offensichtlich Schaden genommen zu haben, zum anderen ist es erst drei oder vier Jahrzehnte her, dass anerkannte (frühere) Schildkrötenkundige eingeweichte Semmeln, Reis, Nudeln oder Katzennahrung aus der Dose empfohlen hatten. Lagen all diese Experten denn total falsch? So empfahlen z.B. auch Fritz Jürgen Obst und Walter Meusel in ihrem im Jahr 1969 erschienenen Büchlein „Die Landschildkröten Europas" bei Mangel an geeignetem Grünfutter gekochte Kartoffeln, gedünsteten Reis, Haferflocken und andere kohlenhydratreiche Nahrungsmittel. Und drittens: in Milch eingeweichtes Brot enthält, zumindest auf den ersten Blick, Nährstoffe und Mineralstoffe (auch Kalzium und Phosphor), die Landschildkröten benötigen – allerdings, und das sei hier schon mal vorweggenommen, nicht alle und vor allem nicht im richtigen Verhältnis.

Dass Landschildkröten ein bestimmtes Futter, wie in Milch eingeweichtes Brot, vor allen anderen Futtersorten bevorzugen, bedeutet noch lange nicht, dass es ihnen auf Dauer gut bekommt. (Ich würde mich ja am liebsten auch nur von Schwarzwälder Kirschtorte und Kaiserschmarrn ernähren, weil beides meine Lieblingsspeisen sind, aber zum Glück ist das menschliche Gehirn größer als das unserer Pfleglinge...). Außerdem besteht bei der Bevorzugung einer bestimmten Futtersorte immer das Risiko, dass die Tiere auf ausschließlich solches Futter fixiert bleiben und ndichts mehr anderes zu sich nehmen.

In den Herkunftsländern europäischer Landschildkröten fressen Schildkröten kein eingeweichtes Brot, sondern unterschiedlich alte Pflanzen aus vielerlei Arten, deren Inhaltsstoffe sich vom Frühjahr, über die Blüte, den heißen und trockenen Hochsommer bis zum feuchten Herbst ständig prozentual verändern. Der (geringe) Bedarf an tierischem Eiweiß wird in der Natur durch den gelegentlichen Fund einer Schnecke, eines Käfers oder Regenwurms gedeckt. An dieses relativ gehaltlose und rohfaserreiche Futter ist der Verdauungstrakt der Tiere in idealer Weise angepasst und sorgt für eine effiziente Nahrungsverwertung. Wegen der schweren Verdaulichkeit verbleibt der natürliche Nahrungsbrei relativ lange im Dickdarm, so dass die abbauenden Bakterien genügend Zeit haben, den Brei mit seinem Rohfaseranteil entsprechend aufzuspalten. Strukturiertes Futter trägt bekanntlich außerdem dazu bei, Darmparasiten auf natürliche Weise auszutreiben.

Brot und Milch als Alleinfutter erfüllen, auch wenn es den Schildkröten gut schmecken mag, diesen Kriterien nicht, ganz abgesehen davon, dass die wild lebenden Tiere mit Grünfutter unterschiedlichen Alters und Wachstumsstufen (z.B. zart und fett im Frühjahr und Spätherbst, trocken in der heißen Jahreszeit) sich durchaus abwechslungsreich ernähren. Eingeweichtes Brot ist im Gegensatz dazu leicht verdaulich, arm an Rohfasern und reich an Kohlenhydraten, die Darmpassagezeit ist entsprechend kurz und es drohen nicht nur Durchfall, sondern auch eine Vermehrung von Würmern und Einzellern, was am Ende zu einer ernsthaften Erkrankung führen kann. Warum Ihre Tiere bisher keine (Mangel-) Symptome gezeigt haben, kann ich nicht sagen: vermutlich war das eingeweichte Brot nicht Hauptnahrung. Oder Sie bzw. die Schildkröten haben einfach bisher nur Glück gehabt.

 

Was ist die Folgerung? Mit Milch eingeweichte Semmeln oder Brot ist kein artgerechtes und damit gesundes Alleinfutter für Landschildkröten. Es ist vielmehr ein Risikofutter und der Pfleger sollte alles versuchen, ohne derartiges Futter auszukommen, auch wenn die Tiere es schon seit Jahrzehnten gewöhnt sind. Eine Futterumstellung muss allerdings sehr langsam und behutsam im Verlauf von mehreren Monaten erfolgen, darf also keineswegs abrupt geschehen. Ersetzen Sie also bei den beiden Schildkröten-Männchen die Brotmenge stufenweise und langsam durch Grünfutter. Diese Umstellung sollte in der warmen Jahreszeit oder in einem Innenterrarium geschehen, dessen Wärmebestrahlung so eingestellt ist, dass auf dem Carapax dann eine Temperatur von 30-32 °C herrscht, wenn das Tier direkt unter dem Strahler sitzt. Wegen der bevorstehenden Winterruhe würde ich damit aber erst im kommenden Frühjahr beginnen. Vorübergehend können Sie ja Ihren Brot liebenden Tieren weiterhin alle zwei Wochen Brot und Milch verabreichen, aber nicht ausschließlich. Das Endziel sollte es schon sein, davon ganz wegzukommen.

Manche Autoren mögen mich vielleicht wegen dieses Ratschlags kritisieren, aber diese Personen haben vielleicht im freien Lebensraum noch nicht oft genug beobachtet, was frei lebende Landschildkröten außer Pflanzennahrung sonst noch aufnehmen können, beispielsweise wenn sie bei ihren Wanderungen in der Nähe von besiedelten Gegenden auf einen Haufen Hausmüll treffen. Da wird in der Tat so manches vertilgt, was nicht gängiger Lehrmeinung entspricht...

 

Horst Köhler (17. November 2009)

Frage: Ich habe folgende Frage: haben Schildkröten auch Ohren, mit denen sie etwas hören können? Und wie sieht es mit dem Sehen aus: sehen Schildkröten alles schwarz-weiß wie Hunde?
J.J., Neresheim, Schülerin

Antwort: Hören und Sehen gehören (neben dem Riechen) zu den wichtigsten Sinnesleistungen von Schildkröten. Die dafür verantwortlichen Organe sind überraschend gut entwickelt.

Landschildkröten können hören, besitzen aber kein äußeres Ohr wie wir Menschen und wie zahlreiche andere Tierarten, dafür aber ein recht kompliziert aufgebautes Innenohr. Was man beim genauen Hinsehen aufgrund der von der übrigen Haut abweichenden Struktur vom Ohr erkennen kann, ist das Trommelfell, der äußere Abschluss des Mittelohrs. Es befindet sich unmittelbar hinter dem Kiefernwinkel an der Hautfalte des Halses. Im Vergleich zum Menschen ist die Hörleistung von Schildkröten allerdings gering: sie können nämlich im Prinzip nur tiefere Töne im Schallwellenbereich zwischen 100 und 500 Hz gut wahrnehmen, höhere Töne ab 500 Hz nur noch schlecht und solche bei Frequenzen über 1.000 Hz gar nicht mehr.

 

Trommelfell

Wo ist hier das Ohr der Schildkröte "Butterfly"? In dieser gelungenen Kopfstudie eines gerade eine Eigrube aushebenden griechischen Landschildkröten-Weibchens ist das gespannte Trommelfell als nach außen abgegrenzte dunklere Kopf-Hautpartie gut erkennbar. An seinem rechten Rand ist das Ohr, das ungefähr die Form eines senkrecht stehenden Ovals hat, einige Millimeter von der Halshautfalte abgedeckt. Sein unteres Ende befindet sich etwa in der Verlängerung der Kieferspalte, sein oberes Ende rechts in der Verlängerung der unteren Augenpartie. Nahaufnahme von Horst Köhler.

Die Augen der Schildkröten ähneln im Bau und in Funktion den Augen der höheren Wirbeltiere. Schildkröten können damit räumlich und sogar in Farbe sehen, wobei sie unterschiedliche Formen deutlich unterscheiden. Dank ihrer Augenleistung finden sie nicht nur Nahrung und erkennen Gefahren (zusammen mit ihrem Gleichgewichtssinn, mit dem sie z.B. Vibrationen registrieren), sondern können sich am Sonnenstand im Gelände orientieren und dabei die Himmelsrichtungen sicher unterscheiden.

Horst Köhler (20. Januar 2010)

Frage: Ich wende mich heute an Sie, um Ihre Meinung zu hören. Ich habe dieses Jahr (2009) ein Frühbeet mit Auslauf für meine beiden jungen Maurischen Landschildkröten, Faro und Soraya, gebaut (siehe Foto) und sie seit dem Frühjahr durchgehend draußen gelassen. Faro, jetzt etwa zwei Jahre alt, hat seit einiger Zeit seine Aktivität deutlich reduziert und seit Mitte September ist er sogar trotz eines Heizstrahlers und auch trotz des eigentlich noch recht guten Wetters nicht mehr aus seinem Versteck gekommen. Dabei liegt die Schildkröte nur einige Zentimeter unter dem Rindenmulch, der sich tagsüber an der Septembersonne noch ziemlich erwärmt.

 

SandkastengehegeFoissierkleinEtwa drei Jahre lang soll dieses zweiteilige, im Frühjahr 2009 gebaute Aufzuchtgehege für Faro und Soraya ausreichen, dann dürften die beiden für den Garten groß genug sein. Wie man sieht, habe ich dazu einen Sandkasten-Bausatz und im Anschluss daran ein Frühbeet mit einer gemeinsamen Durchgangsöffnung, links unten gerade noch zu erkennen, gewählt. Die Tiere gehen bei schlechtem Wetter gerne in das Frühbeet, das wie das Sandkasten-Freigehege direkt an der Hauswand steht und schlafen auch darin. An kühlen Tagen kann ich eine Wärmelampe zuschalten. Ein zweiteiliger Deckel mit Maschendraht, hier links am äußeren Bildrand hochgeklappt zu sehen, schützt den beiden juvenilen Schildkröten. Foto: B.F.

 

 

FaroSorayaFoissierklein

Die beiden Maurischen Landschildkröten Faro (rechts) und Soraya vertragen sich gut miteinander im gemeinsamen Gehege. Beide Fotos: B.F.

 

 

 

 

 

 

 

Ich habe deshalb gestern eine Box mit Erde, Mulch und Moos vorbereitet, Faro hineingesetzt und in meinen Keller gebracht. Dort ist es konstant kühl und die Schildkröte sitzt mit halb eingezogenem Kopf und fest verschlossenen Augen auf der Erde. Ich denke es geht ihr gut; sie hat seit letztem Jahr schon etwa 60 g zugenommen und war dieses Jahr sehr aktiv; ein Wurmtest war negativ. Habe ich mich richtig entschieden? Was hätten Sie an meiner Stelle getan?
Mein anderes Tier, die noch jüngere Soraya, ist dagegen noch recht aktiv, hat noch Appetit und genießt - wenn vorhanden - die Sonne und Wärme. Ich werde sie auch so lange draußen lassen (das Gehege steht geschützt an der Terrassenwand und unter der Überdachung) bis auch sie nicht mehr zum Vorschein kommt.
B. F.

 

 

Antwort: Wenn Sie mich so konkret fragen: ich hätte den schläfrigen Faro, vorausgesetzt er ist völlig gesund, aus seinem Versteck genommen, an die Sonne gesetzt (gerade heute, am 21. September, war es bei uns in Südbayern mit fast 25 °C sehr warm und sonnig) und den Zugang zum Versteck tagsüber verschlossen. Geben Sie Faro ausreichend Gelegenheit zum Trinken: ein 10-minütiges Bad im lauwarmen Wasser, jeden zweiten oder dritten Tag, würde nicht schaden. Trocknen Sie die Tiere nach dem Bad vor dem Zurücksetzen ins Freie gut ab.
Für die Einwinterung der Schildkröte im kühlen Keller, vielleicht noch dazu mit vollem Verdauungstrakt, ist es jedenfalls jetzt meiner Meinung nach selbst für eine zweijährige Schildkröte noch zu früh, weil die Tagestemperaturen noch zu hoch sind. Das Tier schläft dann noch nicht tief, bewegt sich vielleicht sogar und verliert dadurch Energiereserven. Andererseits nimmt es keine Nahrung mehr zu sich, weil es im Keller nicht warm und hell ist.
Seinen Sie nicht beunruhigt, wenn die Schildkröten im Herbst mal ein paar Tage lang nicht zu sehen sind – vor allem nach kalten Nächten mit einstelligen Temperaturen; das passiert in der Natur ebenfalls. Bei kühlem und nebligem Wetter, wie es uns nach den sonnigen Herbsttagen bevorsteht, sehe ich meine Tiere draußen mitunter eine ganze Woche lang nicht. Doch bei Sonnenschein sind sie zum Sonnenbad wieder da, selbst wenn es nur für zwei Stunden ist, und fressen auch noch etwas vom angebotenen Wiesengrün.

 

Horst Köhler (1. Oktober 2009)

Frage: Seit März 2008 besitze ich zwei griechische Landschildkröten, die ich nach ihrem ersten Winterschlaf vom Züchter gekauft hatte. Seit Mitte November sind sie nun ganz träge und seit drei Tagen fessen sie nicht mehr. Ich habe sie zwei Mal gebadet, die eine hat sich entleert, die andere aber nicht. Sie sind jetzt in einer Kiste mit Pinienerde und Laub bei 11 °C und bewegen sich nicht mehr. Soll ich die beiden nochmals heraus nehmen und ins warme Wasser setzen? Ich habe einfach Angst davor, dass der Darm noch nicht ganz entleert ist. A. E. (Email, Wohnort unbekannt)

Antwort: Die Vorstellung, dass man den Verdauungstrakt europäischer Landschildkröten vor dem Einwintern durch mehrmaliges Baden hintereinander total entleeren muss, ist meiner Auffassung und der Meinung anderer Experten nach veraltet und zudem nicht naturgemäß, denn mit einem ganz leeren Darm ohne jegliche Bakterienpopulationen zum Abbau des Nahrungsbreies hätten es die Tiere im darauffolgenden Frühjahr recht schwer und müssten praktisch per Diät langsam erst wieder an ihr normales Futter gewöhnt werden. Denken Sie nur daran, wie vorsichtig Menschen wieder an das übliche Essen gewöhnt werden, wenn man bei ihnen - aus welchen Gründen auch immer - den Darm völlig entleert hat.
Nur wenn Landschildkröten bis zur Winterruhe im warmen Terrarium in der Wohnung gehalten wurden und dort bis Zuletzt viel gefressen haben (was übrigens für den Herbst nicht artgerecht wäre), ist ein ein-, höchstens zweimaliges Bad zur teilweisen Darmentleerung angebracht. Ältere Tiere, die im Freien gehalten werden und dort den Übergang Herbst-Winter durch den niedrigeren Sonnenstand und sinkende Temperaturen wie in der Natur direkt erfahren, fressen schon im Oktober weniger und entleeren ihren Darm zum großen Teil von selbst. Ich habe meine Alttiere jedenfalls noch nie vor der Winterruhe gebadet: in der Natur passiert dies auch nicht! Interessant wären in diesem Zusammenhang die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen des Mageninhaltes bereits im Winterschlaf befindlicher wild lebender Landschildkröten, doch dazu müsste man die Tiere abtöten. Mir sind solche Unterschungen auch nicht bekannt.
Fazit: ich würde Ihre beiden Jungtiere, die offensichtlich bereits schlafen, nicht durch ein nochmaliges Bad wieder aufwecken.

Horst Köhler (24. November 2008)