Frage: Vor einiger Zeit habe ich von meinen Eltern eine Gruppe Köhlerschildkröten bekommen, weil bei ihnen eine artgerechte Unterbringung nur schwer zu realisieren war. Zurzeit baue ich in meinem großen Garten einen Teich. Dabei kam mir die Idee, vom Teich einen kleinen Wasserlauf durch das Gehege der Köhlerschildkröten laufen zu lassen, damit dort Erde und Mulch immer feucht bleiben. Was halten Sie davon? B.N., Luxemburg

 

Köhlerschildkröte klein Köhlerschildkröten werden in Gefangenschaft bis etwa 40 cm groß (im freien Lebensraum etwas mehr und bis zu 20 kg schwer), wobei die Männchen meist größer als die Weibchen sind. Es handelt sich um beeindruckende Tiere, die in Südamerika trotz ihres Schutzes auch heute noch von Einheimischen gefangen und vor allem zu Festtagen als Delikatesse verspeist werden. Auch durch Absammeln für den Heimtiermarkt und durch Habitatverluste gelten sie als bedroht, zumal sich die Art kaum an veränderte Habitatverhältnisse anpassen kann. Die Rotfärbung des Kopfes (bei diesem Jungtier noch nicht entwickelt) und der Schuppen der Vorderbeine ist sehr variabel. Foto: B.N.


Antwort:
Köhlerschildkröten (Chelonoides carbonaria) sind eine der vier in Südamerika vorkommenden Landschildkröten, wobei eine Art, die Riesenschildkröte C. nigra, nur auf den Galapagos-Inseln heimisch ist. Die Köhlerschildkröte hat ein riesiges Verbreitungsgebiet: dazu gehören Panama, Kolumbien, Venezuela, Guyana, Surinam bis zu Regionen südlich des Amazonas in Brasilien. sogar in Bolivien, Paraguay bis Nord-Argentinien ist die Art heimisch. Entsprechend unterschiedlich sind die örtlichen Gegebenheiten, so dass es nicht einfach ist, bei Tieren mit meist unbekannter Herkunft die günstigsten Haltungsbedingungen anzugeben. Kein Wunder, dass es auch zahlreiche, sich in Größe und Färbung unterscheidende Lokalvarianten gibt. Generell leben die als Savannen-Schildkröten anzusehenden Köhlerschildkröten in der Nähe lockerer und feuchter Waldgebiete, in denen sie zugleich Schutz und Nahrung finden. Oft findet man sie an Orten mit wasserundurchlässigen Böden, während sie eher selten in Regionen mit sandigen Böden vorkommen. Die Temperaturen schwanken im natürlichen Habitat tagsüber zwischen 25 und 36 °C und nachts etwa zwischen 25 und 30 °C. Die Luftfeuchtigkeit ist mit 80 - 95 % dauerhaft hoch. Bei der heimischen Pflege kommen sie auch mit tieferen Temperaturen zurecht, allerdings nicht auf Dauer.

Für die Pflege empfiehlt sich in jedem Fall der Einsatz eines Verneblungsgerätes, einer Beregnungsanlage (z.B. drei Mal je Woche für jeweils 15 Minuten) und eines (beheizbaren !) Wasserbeckens in Verbindung mit einem Substrat, welches die Feuchtigkeit gut hält.
Ein kleiner Wasserlauf dürfte zwar optisch im Schildkrötengehege ein besonderer Hingucker sein, doch wenn das Wasser für die Köhlerschildkröten aus technischen oder finanziellen Gründen nicht angewärmt werden kann, droht ihnen nach meiner Meinung früher oder später eine Erkältung. Ich würde deswegen von einem künstlichen Wasserlauf abraten. Zwar sammelt sich in den heimischen Biotopen der Köhlerschildkröten reichlich Regenwasser, doch dieses hat eine Temperatur von mindestens 25 °C. Eine für alle Landschildkröten geltende Problematik ist außerdem die Frage der Sauberhaltung des Bachlaufs, vor allem der Sauberhaltung des Pumpensumpfes an der tiefsten Stelle des Baches, in dem sich rasch Erde, Kot, Blätter und Steinchen ansammeln. Entweder wird dieser Unrat durch die Pumpe in den Teich zurückbefördert, was dem auf Dauer nicht gut bekommen dürfte (z.B. starke Veralgung), oder der Pumpensumpf muss regelmäßig gesäubert werden.

 

Dieser Beitrag wurde am 25. April 2016 online gestellt.