Kennt man von einer bestimmten UV-Bestrahlungslampe die Verteilung der UV-bzw. der UV-B-Strahlung über der Wellenlänge und besitzt man ferner ein gemessenes Sonnenspektrum aus dem Verbreitungsraum wild lebender Landschildkröten, dann kann sofort beurteilt werden, in wie weit die von der geprüften Lampe abgegebene Strahlung der Situation im Schildkröten-Biotop entspricht, oder ob etwa große Abweichungen bestehen. Allerdings muss für einen genauen direkten Vergleich wegen der unterschiedlichen Bauarten, Genauigkeiten, Toleranzen und Sensoren der auf dem Markt erhältlichen Instrumenten in beiden Fällen jeweils das gleiche Messgerät eingesetzt worden sein. Genau dies ist jedoch nach meinen Recherchen in der Regel nicht der Fall. Es existieren zwar zahlreiche Spektrogramme der „freien“ bzw. direkten, also vollen, ungestörten Sonnenstrahlung (d.h. Sensor direkt auf die Sonne gerichtet), aber kaum aus dem natürlichen Verbreitungsraum europäischer Landschildkröten und schon gleich gar nicht aus ihrem eigentlichen engerem Lebensraum - nämlich am Boden, dort wo die (UV-B-) Strahlung der Sonne durch Bäume, Gestrüpp und Gräser erheblich reduziert wird (siehe Kapitel 5.3). In dem diesem Hauptartikel voranstehenden „Prolog“ ist dies bereits angedeutet. Mein Eindruck ist, dass so manche Anbieter bzw. Hersteller von Bestrahlungslampen deren genaue UV-B-Charakteristik entweder selbst nicht kennen (einige dieser optischen Produkte mit unbekannten Werkstoffen und damit entsprechend unsicheren Eigenschaften kommen auch aus China !) oder sie nicht an den Verbraucher weitergeben.

 

Informationen über die UV-B-Abgabe der Sonne bzw. von Lampen liefern die beiden folgenden hauptsächlich eingesetzten Gerätetypen:


Spektalradiometer (Spektrometer) und
UV-B-Breitbandradiometer.


Zur Beurteilung der Strahlung gibt es noch ein weiteres Messgerät, das UV-Index-Messinstrument. Es zeigt den Teil der Sonnenstrahlung an, die bei Menschen einen Sonnenbrand auszulösen vermag. Zusammen mit dem Hauttyp gibt der UV-Index (UVI) Hinweise auf die maximale Sonnen-Expositionsdauer und den erforderlichen Lichtschutzfaktor (siehe Kapitel 4.3). Der UVI wird als wichtiger Umweltfaktor weltweit ständig überwacht.


4.1 Spektralradiometer

Von den beiden hier und in Kapitel 4.2 vorgestellten Instrumenten liefert nur das Spektralradiometer die exakte Verteilung der ultravioletten Bestrahlungsstärke über der Wellenlänge in Gestalt von Diagrammen, wie sie in diesem Artikel aus Bild 3, 4 und 8 zu ersehen sind. Die spektrale Auflösung kann am Gerät auf 1 nm oder sogar noch weniger eingestellt werden, d.h. das Instrument misst z.B. tatsächlich die momentane UV-B-Strahlung in kleinsten Schritten von jeweils nur 0,5 nm. Allein für den engen UV-B-Messbereich zwischen 280 und 320 nm besteht das Spektrogramm dann aus beispielsweise 80 Messpunkten. Miteinander verbunden ergibt sich die charakteristische Kurve eines Spektrogrammes. 
Die Software des Spektralradiometers kann aus jedem Spektrum in Sekundenbruchteilen auch einen UV-B-Einzelwert ("Mittelwert") berechnen.
Hochauflösende Spektralradiometer sind so genannte Monochromatoren. Sie bilden mit Hilfe holographischer Gitter einen sehr kleinen Bereich der in den Sensor einfallenden Strahlung auf einen Austrittsspalt ab. Dort entsteht ein optisches Signal, das von einem nachgeschalteten Photomultiplier in ein elektrisches Signal umgeformt wird. Dieses Signal, Maß für die Bestrahlungsstärke, wird anschließend verstärkt und digitalisiert und in einem angeschlossenen PC ausgewertet und abgespeichert. 
Solche Messinstrumente müssen genau kalibriert (geeicht) werden. Es gibt Messköpfe für unterschiedliche Wellenbereiche, z.B. einen nur für den Bereich zwischen 200 und 280 nm und einen anderen für 280 bis 315 bzw. 320 nm.
 
Einer der großen Vorteile des Spektralradiometers ist, dass es im Gegensatz zu dem in Kapitel 4.2 besprochenen Breitband-UV-Radiometer einen genauen Messbeginn bei 280 nm gewährleistet und den Scan auch exakt bei 315 nm (bzw. 320 nm) Wellenlänge stoppt. Die Breitbandmeter messen dagegen konstruktionsbedingt noch etwas in den anschließenden UV-A-Bereich hinein. Spektralradiometer sind also in der Tat kleine technische Wunderwerke (Bild 9); sie können jede Sekunde mehrere Hundert Spektren liefern.  
 
UVBArtikelBild9_copyBild 9: So erhält man UV-B-Spektrogramme der Sonne im Freien bequem vom Auto aus. Auf dem Beifahrersitz rechts von der Maus das kompakte Radiospektrometer, das nur etwa 9 x 6,5 x 3,5 cm groß und ca. 200 g schwer ist. Durch das Fenster erkennt man den auf ein Dreifuß-Stativ montierten Spezial-Messkopf. Jede Millsekunde (!) liefert dieses Instrumentarium ein komplettes Spektrogramm, also 1000 jede Sekunde. Foto: privat.

 

 

 

Allerdings ist der relativ hohe Anschaffungspreis für den Privatmann ein gewaltiger Nachteil. Schon das in Bild 9 gezeigte, auf besonders kompakte Abmessungen optimierte kleine und noch relativ einfache mobile Spektralradiometer (USB2000+, Miniature Fiber Optic Spectrometer der US-Firma Ocean Optics) kostet mit Programm-Software und der nötigen Verbindungskabel zurzeit über 2.000 €; dazu kommen noch die Kosten für den Laptop und für das Stativ. Professionelle Laborgeräte sind noch teurer: so kostet beispielsweise das moderne amerikanische Spektralradiometer Optronics OL754 rund 50.000 US-$. Einen weiteren Nachteil für den fortgeschrittenen, im Biotop messenden Terrarianer sehe ich darin, dass das Arbeiten mit einem Spektralradiometer alles andere als bequem und einfach ist, vor allem bei etwaigen Messungen im schlecht zugänglichen Schildkröten-Biotop. Unvorstellbar für mich jedenfalls die Vorstellung, dass ich beim unbemerkten Verfolgen einer Landschildkröte auf ihrem Weg durch Gestrüpp und Gebüsch zum Zwecke fortlaufender UV-B-Messungen am Boden, wie ich sie im Juni 2008 durchführte (siehe Kapitel 5.3), das gesamte Equipment bestehend aus Laptop, Spektralradiometer, Stativ, Kabel. Ersatz-Akkus usw. stundenlang mitschleppen und zur Messung selbst jeweils auf dem unebenen und zum Teil auch schmutzigen Boden aufbauen, platzieren und einstellen müsste (Bild 10). Und wer weiß, wie lange ein bei einer Feldbeobachtung eingesetztes hoch empfindliches Gerät überhaupt hohe Umgebungstemperaturen, Luftfeuchtigkeit und gelegentlich auftretende Regenschauer aushält. 

 

UVBArtikelBild10klein Bild 10: Nicht sehr viel ausrichten könnte ein Untersucher mit einem UV-B-Spektrometer im Schildkröten-Biotop, wenn sich eine Schildkröte als Ruheplatz in der heißen Mittagszeit im Sommer oder als Versteckplatz (z.B. vor Wildschweinen, die es im fotografierten Schildkröten-Biotop gibt) ausgerechnet einen derartigen Opuntien-Wald ausgesucht hat. Mit einem handlichen Breitbandradiometer kann man dagegen wenigstens fast 1 m tief in das Pflanzendickicht hineinmessen. Foto vom Autor.
 

 

 

  

 

 

 

 

4.2 Breitbandradiometer

UV-Breitbandradiometer sind im Gegensatz zu den wesentlich komplizierteren Spektralradiometern erheblich preisgünstiger, leichter und damit viel handlicher und überdies kinderleicht zu bedienen. Die Energiequelle ist ein konventioneller 9-V-Batterieblock. Die Geräte können in der Hemd- oder Hosentasche mitgeführt werden und sind gerade für den fortgeschrittenen Schildkröten-Terrarianer ein fast unentbehrliches Messinstrument wenn es darum geht, UV-B-Feldmessungen im Freiland durchzuführen. Mit meinem nur 10,7 x 6,1 x 2,3 cm großen und 110 g schweren Hand-Radiometer konnte ich selbst im Gestrüpp messen (zumindest bis zu einer Tiefe, die der Armlänge entspricht), siehe Bild 10: die eigentliche Messung dauert bei kurzer Übung in der Handhabung nur etwa eine Sekunde.
Den typischen Einsatzort des Spektralradiometers sehe ich deswegen im Lichtlabor, in anderen wissenschaftlich arbeitenden Instituten oder allenfalls bei schönem Wetter auch noch an einem jederzeit leicht zugänglichen Messort im Freien (Bild 9), doch für Freilandmessungen im Schildkrötengebiet hat trotz der prinzipbedingten Nachteile das UV-B-Radiometer Vorteile. Natürlich muss man dessen Grenzen kennen und die Messergebnisse auch entsprechend zu deuten wissen, worauf unten in Abschnitt 4.2.1 noch ausführlich eingegangen ist.  
Wichtig ist mir, festzuhalten: wer die genauen Strahlungseigenschaften der Sonne oder einer beliebigen Lampe ermitteln muss, oder bewertende Vergleiche Lampenstrahlung/Sonnenstrahlung durchführt, oder die Qualität mehrerer Strahlungslampen miteinander vergleicht, kommt am Einsatz eines Spektralradiometers nicht vorbei.
 
Der Benutzer eines Breitbandradiometers kann bei der UV-B-Strahlungsmessung der Sonne nicht viel falsch machen. Wie in Bild 11 zu sehen ist, wird das Instrument mit seinem Sensor direkt auf die Sonne gerichtet und die Taste auf der Vorderseite gedrückt, worauf sofort die Anzeige in der Dimension µW/cm2 erscheint. Bei gedrückter Messtaste wird daraufhin das Radiometer in der Senkrechten und Waagrechten noch leicht auf und ab bzw. hin und her geschwenkt, bis auf dem Display der höchste Anzeigewert des Scans erscheint. Damit ist die Messung auch schon beendet.

UVBArtikelBild11klein

 Bild 11: UV-B-Breitbandradiometer vom Typ SolarmeterModel 6.2UVB des amerikanischen Herstellers Solartech für den Ansprechbereich 280-320 nm Wellenlänge. Bezieht man das Messinstrument aus den USA, kostet es incl. Luftfracht, Zustellung und MWSt etwa 360 Euro (Preisstand Ende 2007). Der gerade angezeigte UV-B-Messwert beträgt 350 µW je Quadratzentimeter bestrahlte Fläche. Foto vom Autor.

 

4.2.1 Die Nachteile der UV-B-Breitbandradiometer

(1) Der Hauptunterschied des Breitbandradiomreters zum Spektralradiometer besteht darin, dass das UV-B-Breitbandmessgerät nur einen einzigen Messwert, einen integralen Wert über alle Wellenlängen im Messbereich, "auswirft" und kein kontinuierliches Spektrum, wie es oben die Bilder 3, 4 oder 8 zeigen. Die Bewertung der Lichtqualität von künstlichen Lichtquellen untereinander oder im Vergleich zur Sonne ist daher nur sehr eingeschränkt oder gar nicht möglich (Wunderlich, 2008) - es sei denn man prüft eine Lampe, deren Spektrum dem der Sonne sehr ähnlich ist. Welche Lampen dies sind, geht aus dem Kapitel 6 hervor. Die Ursache für diese Einschränkung, deren Missachtung bis heute zu großen Missverständissen führt, ist eigentlich einfach: die im Fachhandel angebotenen Lampen unterschiedlicher Hersteller, Leistungsstärken und Bauweisen haben verschieden große Anteile von UV-A und UV-B und innerhalb des UV-B-Bereiches unterschiedliche Intensitäts-Charakteristiken, die sich (mit wenigen Ausnahmen) von der natürlichen Sonnenstrahlung unterscheiden. Alle UV-B-Breitbandradiometer sind aber ausschließlich auf die Verhältnisse der Sonnenstrahlung abgestimmt und messen nur diese Verhältnisse richtig.
Da die auf den Erdboden bei einen bestimmten Sonnenstand auftreffende Sonnenstrahlung bei übereinstimmenden Umgebungsbedingungen (z.B. Breitengrad, Höhe, Wetterbedingungen) überall gleiche Eigenschaften besitzt, ist das UV-B-Breitbandradiometer in geradezu idealer Weise für solare UV-B-Strahlungsmessungen im Freiland und zu Hause im Freigehege geeignet. Wie das Kapitel 5 zeigt, lassen sich viele interessante Aufgaben lösen, so etwa die Ermittlung der Abhängigkeit der UV-B-Intensität der Sonne vom Breitengrad, von der Höhe des Standortes, der Verlauf während eines Tages, Veränderungen durch vorüberziehende Wolken oder durch eine teilweise Abschattung am Boden, z.B. durch Grashalme oder Äste, usw. Man kann mit dem kleinen Instrument auch sehr einfach nachweisen, welche Materialien für Schildkrötenschutzhaus-Dächer UV-B durchlassen und welche nicht. Ich erinnere mich noch gut an die großen Augen eines Schildkrötenbesitzers mit einem von einer großen Markise überdachten Freigehege, als ich ihm vorführte, dass die UV-B-Intensität unter der Markise fast Null ist.
 
(2) Dazu kommt, dass Breitbandradiometer verschiedener Hersteller je nach Konzept der Hersteller und der Kalibrierung unterschiedlich empfindlich auf die Strahlung bei bestimmten Wellenlängen ansprechen. Dies hat zur Folge, dass beispielsweise bauverschiedene Breitbandradiometer bei der gleichzeitigen Messung der solaren UV-B-Strahlung (oder erst recht bei der Strahlung einer UV-Lampe) unterschiedliche Messergebnisse anzeigen. Dies hat nichts mit der Qualität oder der Preisklasse dieser Instrumente zu tun, sondern mit dem Sensor, der Empfindlichkeitscharakteristik und der Kalibrierung. Als Beispiel einige UV-B-Werte für die Strahlung der Lampe Sylvania 350 (Gehrmann et. al., 2004), die bei der Messung durch vier verschiedene Breitbandradiometer erzielt wurden; der Messabstand Lampe-Sensor betrug in allen Fällen 23 cm:
 
Tabelle 1: Abweichungen in den UV-B-Messwerten verschiedener Breitbandradiometer 
bei der gleichen Strahlungsquelle (Sylvania 350);Bestrahlungsabstand 23cm; Hersteller/Produktbezeichnung UV-B (µW/cm²)

GigaHertz Optik meter 

 UVX meter

 80

 Spectroline DM300N meter

 17

 Solarmeter 6.2 meter

 13

 

Da parallel dazu kein Spektrometer eingesetzt wurde, muss offen bleiben, welches der vier Instrumente die "wahre" UV-B-Emission am Genauesten anzeigt. Ist dies schon für viele Anwender irritierend genug, wird es noch "schlimmer": denn schon bei einer anderen UV-Lampe können die Radiometer-Ergebnisse so ausfallen, dass dann beispielsweise das UVX-Gerät aus Tabelle 1 den kleinsten Messwert und das von GigaHertz-Optik den größten liefert.

Zwangsläufig bedeutet dies, dass man mit Hilfe eines UV-B-Breitbandradiometers künstliche Strahler nicht vergleichend bewerten kann. Auch wenn man mit vier oder fünf unterschiedlichen Instrumenten zwei Strahler oder Lampen prüft, ist es nicht möglich zu beurteilen, ob das Produkt A oder das Produkt B mehr UV-B abgibt und welche der beiden Produkte eine sonnenähnliche UV-B-Strahlung produziert. Nur der Einsatz des teuren Spektrometers erlaubt derartige Aussagen.
 
(3) Der dritte Nachteil wurde unter „Spektralradiometer“ (Kapitel 4.1) bereits angesprochen: UV-B-Breitbandradiometer können keine Scans durchführen, die exakt nur den engen UV-B-Wellenlängenbereich zwischen 280 und 320 nm erfassen, sondern messen stets etwas über diese Grenzen hinaus. Erfasst das Gerät zusätzlich einen gewissen Bereich unterhalb von 280 nm, so beeinflusst dies die Messanzeige allerdings nicht, da bei diesen Wellenlängen kaum UV-B-Strahlung nachzuweisen ist. Von Einfluss ist dagegen die teilweise Einbeziehung der Strahlung etwas oberhalb der Wellenlänge 320 nm, denn dort, im unteren UV-A-Bereich, steigt die Strahlungsstärke relativ stark an (Bild 8). Würde also zum gleichen Zeitpunkt und am gleichen Standort die UV-B-Intensität der Sonne mit einem Spektralradiometer (die Software des Gerätes errechnet, wie erwähnt, aus dem gemessenen Sonnenspektrum einen Summenwert) und einem Breitbandradiometer gemessen, ergibt die Messung durch das Breitbandradiometer einen davon abweichenden Wert. Die Differenz ist je nach Gerätehersteller unterschiedlich groß ist.
 
Deshalb ist es unerlässlich, dass bei allen UV-B-Intensitätsangaben und –Kurven, sowohl im Internet, in Publikationen als auch auf Verpackungen von Bestrahlungslampen, stets angegeben sein sollte, mit welchem Gerätetyp (Spektralradiometer oder UV-B-Breitbandradiometer? Hersteller? Messbereich 280 bis 315 oder 280 bis 320 nm?) gemessen wurde. Wie beschrieben ist es ein großer Unterschied, ob der UV-B-"Mittelwert" einer Lampe von einem Spektrometer oder einem Radiometer ermittelt wurde. Leider wird dies, aus welchen Gründen auch immer, nur selten befolgt. UV-B-Angaben ohne derartige Hinweise sind aber im Grunde nicht verwertbar, führen beim Anwender zu falschen Schlussfolgerungen und sind daher irreführend und völlig nutzlos. 
 
Weltweit gibt es mehrere Hersteller von Breitbandradiometern. Unter deren Produkten hat sich das amerikanische Gerät Solarmeter ® Model 6.2 UVB (Bild 10) als besonders zuverlässig und realistische Messwerte ergebend gezeigt. Dies kommt nicht von ungefähr: jedes ausgelieferte Gerät wird vom Hersteller individuell unter Verwendung des 50.000 US-$ teuren Spektrometers Optronics OL740 und einer Lampe vom Typ F71T12-BL sorgfältig kalibriert. Entscheidend ist, dass das Licht dieser speziellen Lampe vor allem im UV-B- und im unteren UV-A-Bereich dem Sonnenlicht sehr ähnlich ist. Bei der Entwicklung wurde außerdem darauf geachtet, dass die Wellenlängenüberschreitung über 320 nm hinaus begrenzt ist. Erfasst werden kann die Strahlung mit dem Gerät Model 6.2 UVB höchstens bis zu einer Wellenlänge von 333 nm; die dadurch verursachte UV-B-Erhöhung beträgt ungefähr 10 % (Herstellerangabe). Die Nachweisgrenze ist 1 µW/cm2. Ein weiterer bedeutender Vorteil ist, dass die maximale Empfindlichkeit des Instrumentes zwischen den Wellenlängen 290 und 300 nm liegt, also genau in dem entscheidenden Wellenlängenbereich, der nach derzeitigem Wissen für die Vitamin-D3-Synthese maßgebend ist.

 

 Frage: Ich habe mit meinem neuen UV-B-Breitbandradiometer im Schildkrötenbiotop auf Sardinien die dortige UV-B-Intensität gemessen. Kann ich nun den Bestrahlungsabstand der UV-Lampe in meinem Terrarium so einstellen, dass ich mit dem Instrument den gleichen Wert wie im Freiland messe? Dann hätten meine Schildkröten doch eigentlich die gleiche UV-Bestrahlung wie in der Natur?

Antwort: Nein, dies stimmt leider nicht. Breitbandradiometer "verstehen " nur die Sonnenstrahlung und messen im Lichtstrahl von künstlichen Lampen meist etwas ganz anderes als im Freien. Egal welches Radiometer Sie verwenden und wie teuer es war, Sie dürfen niemals damit gemessene UV-B-Intensitäten "drinnen" (= unter einer Reptilienlampe) und "draußen" (= Sonne) vergleichen. 

Warum das so ist, ersehen Sie aus dem voranstehenden Text. 



4.3 Messung des UV-Index

Seit kurzem gelangen bei anspruchsvollen Reptilien-Feldbeobachtungen neben dem Hand-UV-Radiometer auch UV-Index-Messgeräte zum Einsatz. Der UV-Index (UVI) ist eine internationale festgelegte, dimensionslose Messgröße. Sie gibt an, welche sonnenbrandwirksame (erythemwirksame) Strahlung bei Sonnenhöchststand an einem Tag auftritt. UVI-Messgeräte integrieren die Bestrahlungsstärke eines Spektrums, wobei eine Gewichtung je nach Empfindlichkeit der einzelnen Wellenbereiche für die Auslösung eines Sonnenbrandes erfolgt. Stark gewichtet wird dabei die UV-C-Strahlung (falls vorhanden) und die energiereiche kurzwellige UV-B-Strahlung, während die langwellige UV-B-Strahlung kaum und die UV-A-Strahlung praktisch gar nicht berücksichtigt wird. UVI kann je nach der geographischen Lage, der Höhe, der Jahreszeit, der Wetterlage (Bewölkung) und dem Ozongehalt der Lufthülle variieren. Als schwache UV-Belastung (kein Sonnenbrandrisiko) gilt ein UVI kleiner als 2, während beispielsweise 6-7 eine hohe Belastung und Werte von 10 und mehr für eine extreme Belastung (sehr hohes Sonnenbrandrisiko) stehen.

Den UVI kann man sofort in die erythemwirksame Bestrahlungsstärke in µW/cm2 umrechnen (und umgekehrt): ein UV-Index von 1 bedeutet eine sonnenbrandwirksame Bestrahlung von 2,5 µW/cm2, ein Index von 4,0 eine von 10 µW/cm2 (Achtung: die sonnenbrandwirksame Strahlungsintensität ist nicht identisch mit dem Zahlenwert für die UV-B-Stärke). Bei UVI = 4 besteht bereits ab 25 Minuten Aufenthalt an der Sonne ein Sonnenbrandrisiko.

In Deutschland treten die höchsten UVI-Werte mit etwa 7 in den Sommermonaten Juni und Juli in der Mittagszeit und die niedrigsten um Null im Dezember auf; am Äquator werden 12-13 in der Zeit zwischen Ende Januar und April und ein Minimum von 9-10 im Monat Juni erreicht.

 

In Kapitel 6 werden wir sehen, wie der UVI-Wert dazu beiträgt, die Strahlung von UV-Speziallampen in Bezug auf ihre Ähnlichkeit zur Sonnenstrahlung zu beurteilen.

Mit Ende dieses Kapitels 4 sind nunmehr auch die grundlegenden, zugegeben teilweise etwas komplizierten Ausführungen zum Thema „UV-B-Bestrahlung“ abgeschlossen. Ohne diese textliche Hinführung dürfte es meiner Meinung nach für viele Leser relativ schwer sein, die abschließenden Kapitel 5 und 6 richtig zu interpretieren und vor allem deren Inhalt zu akzeptieren. Ich selbst wäre sehr froh gewesen, hätte ich - vor vielen Jahren - zur Einarbeitung in die nicht immer einfache Materie eine ähnlich umfassende und zielgerichtete Zusammenfassung zur Verfügung gehabt. Ich darf an dieser Stelle an die Besucher dieser Website appellieren, die ersten vier Kapitel mehr als nur ein Mal durchzuarbeiten und nicht nur einfach die praxisorientierten beiden Schlusskapitel zur Kenntnis zu nehmen. Nur dann, so hoffe ich als Autor, hat sich der enorme Arbeitsaufwand auch gelohnt, weil dann - hoffentlich - die vielen Falschannahmen und Halbwahrheiten auf diesem Gebiet im Laufe der Zeit korrigiert werden. Vor allem für die Mitarbeiter in den Zoogeschäften mit Reptilienabteilungen bzw. –Zubehör sollte diese Seite eigentlich zur Pflichtlektüre werden: Von mir mitgehörte Aussagen im Zoogeschäft gegenüber Kunden, die erkennen lassen, dass das Personal UV-A und UV-B verwechselt oder dass die Meinung besteht, dass ein Spot-Reflektorstrahler für 10 € genügend UV-B zur Bestrahlung von Landschildkröten abgibt, oder dass UV-Lampen empfohlen werden, die jegliche Angabe zur UV-B-Abgabe in Abhängigkeit des Bestrahlungsabstandes vermissen lassen, sollten dann endlich der Vergangenheit angehören.

 

In Kapitel 5 stehen die Ergebnisse meiner UV-B-Strahlungsmessungen und die einer gut bekannten Autorin (und die teilweise unerwarteten Folgerungen daraus für die Schildkrötenpflege) im eigenen Schildkröten-Freigehege am Wohnort und in zwei Biotopen von Landschildkröten im Vordergrund. Im letzten Kapitel, dem Kapitel 6, geht es dann schließlich um die auf dem Markt erhältlichen UV-Bestrahlungslampen – ebenfalls mit einer Reihe von überraschenden Erkenntnissen.