Die in Südwest-Spanien wild lebenden Maurischen Landschildkröten, Testudo graeca, setzen ihre Gelege drei bis vier Mal zwischen April und Juni in flache Eigruben ab. In der wissenschaftlichen Studie, über deren Ergebnisse in dem (bereits 2006 veröffentlichten) Artikel berichtet wird, wurden im natürlichen Verbreitungsraum der Art die Inkubationstemperaturen in den Nestern im April, Mai und Juni über einen Zeitraum von vier Jahren aufgezeichnet. Die durchschnittlichen täglichen Nesttemperaturen während der Inkubation waren 27,9 °C, zeigten aber erstaunlich starke Schwankungen: die maximalen Durchschnittstemperaturen waren ca. 41 °C (auch über Gelegen, die sich entwickelten) und der oberste gemessene Höchstwert überhaupt betrug gar 50 °C. Die Werte waren bei früh abgesetzten Gelegen (April) niedriger als im Mai und Ende Juni, doch im heißesten Monat (Juli) gab es nur sehr geringe Temperaturabweichungen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Inkubationstemperaturen weitestgehend von der Art der Vegetation über den Eihöhlen beeinflusst werden.
Züchterpech. Zwei erst drei Monate nach dem Ablegen geöffnete Eier einer Griechischen Landschildkröte, Testudo hermanni boettgeri: der linke Embryo starb praktisch vollständig entwickelt kurz vor dem erwarteten Schlupfzeitpunkt ab, der rechte während der frühen Zeitigungsphase. Man beachte den weißen Pilzbefall in den Nähten der Schilde beim linken Embryo. Foto von Horst Köhler.
Die Länge der Zeit bis zum Schlupf der Eier ist umgekehrt proportional zur Nesttemperatur und variierte bei den Untersuchungen im Lebensraum von Testudo graeca zwischen 67 und 129 Tagen. Früher in der Saison abgesetzte Eier benötigten daher bis zum Schlupf länger als die späteren Gelege. Die Schlupfrate lag im Durchschnitt bei 61 %, wobei ein Zusammenhang mit dem Temperaturniveau festgestellt wurde: nicht schlüpfende Eier waren entweder kurzzeitig sehr hohen Spitzentemperaturen oder höheren Temperaturen über eine längere Zeitdauer hinweg ausgesetzt gewesen. Der Zeitpunkt der Ablage der Eier spielt dabei offensichtlich keine Rolle, eher noch Ort und genaue Lage der Eihöhle. Im Monat Juli wurde die Letaltemperatur für Landschildkröten-Embryos öfters erreicht; daher spielt die Art der Vegetationsbedeckung über der Nesthöhle wahrscheinlich eine sehr wichtige Rolle für die Ausbildung möglicher tödlicher Bedingungen in der Eihöhle.
Leider machen die Autoren über die Feuchtigkeit in den Eihöhlen keine Aussage.
Referierte Literatur:
Diaz-Paniagua C., Andreu A.C. und C. Keller: Effects of temperature on hatching success in field incubation nests of spur-thighed tortoises, Testudo graeca. pp. 249-257
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Referat: Horst Köhler (8. August 2010)