Mit drei Hauptbeiträgen über die in der Sahelzone in Afrika beheimateten Spornschildkröten (Geochelone bzw. Centrochelys sulcata) ist die Ausgabe Nr. 16 von MARGINATA (Dezember 2007 bis Februar 2008) Schwerpunktsheft über diese imposanten Landschildkröten. Mit bis zu 85 cm Länge ist die Art die drittgrößte Landschildkröte. Damit ist klar, dass eine Pflege dieser Tiere entsprechend große Flächen benötigt. Im Gegensatz etwa zu den europäischen Landschildkröten neigen Spornschildkröten zum Anlegen langer Gänge und großer Höhlen. Außerdem fressen sie viel, bis zu 1 kg täglich je ausgewachsenes Tier. All dies sollte man wissen, bevor man sich derartige Schildkröten zulegt.
Im natürlichen Verbreitungsraum ist Geochelone sulcata nicht mehr allzu stark vertreten, ganz im Gegensatz zur Situation bei den Nachzuchten der Zoos und der privaten Pfleger. Die Art wird bei guter Pflege etwas früher geschlechtsreif als beispielsweise europäische Landschildkröten und vermehrt sich fast "von selbst", wobei die Weibchen bis zu 25 Eier pro Gelege absetzen können. Mitunter ist allerdings die Schlupfrate nicht sehr hoch: so produzierten die drei Weibchen des Zoologischen Gartens Pilsen in einem einzigen Jahr (2000) insgesamt 168 Eier; die durchschnittliche Schlupfrate lag bei 70 %.
Da die Züchter naturgemäß ihre Nachzuchten nicht selbst behalten können, ergibt sich oft ein Problem dadurch, dass die an Privatpersonen verkauften Jungtiere nach einigen Jahren für das vorhandene Freigehege zu groß geworden sind. Die Zahl der Abnehmer mit den entsprechenden Großgehegen ist jedoch hierzulande begrenzt. Schon seit einiger Zeit sind viele Spornschildkröten-Züchter deshalb dazu übergegangen, Eier ihrer Tiere nur noch dann zu zeitigen, wenn sie Vorbestellungen von Kunden mit entsprechend großen Freianlagen haben.
Interessant an dem MARGINATA-Beitrag über die Zucht der Spornschildkröte im Zoologischen Garten Pilsen in Tschechien ist unter anderem, dass der dortigen Zuchtgruppe von immerhin sechs geschlechtsreifen Tieren ein Innenterrarium von 16 qm Fläche und nur ein etwa gleich großes Außengehege zur Verfügung steht. Dies erinnert mich an die Aussage einer sehr erfahrenen Schildkrötenzüchterin in der Gegend von Augsburg, der das zuständige Veterinäramt den Bau einer Spornschildkröten-Zuchtanlage "aus Platzgründen" untersagte, obwohl die geplante Anlage erheblich größer als die in Pilsen gewesen wäre.
Quelle: MARGINATA, Nr. 16, Dezember, Januar und Februar 2007/2008, Jahrgang 4(3), S.10-30
Horst Köhler (17. Dezember 2007)