Frage: Bin bei der Suche nach den Zusammenhängen zwischen UVB-Strahlung, Breitengraden usw. auf Ihren mehr als interessanten Artikel in dieser Website gestoßen. Was Sie über UVB und die Produktion von Vitamin D3 bei Landschildkröten schreiben, gilt vermutlich auch für uns Menschen. Jedenfalls sind meine Fragen bezüglich Breitengrad und UVB-Strahlung mehr als ausreichend beantwortet. Zu diesem äußerst informativen Artikel darf ich Sie beglückwünschen. Sie haben die Zusammenhänge einprägsam beschrieben.
Doch bei meiner heutigen Frage geht es mir um die UVB-Versorgung von uns Menschen, und zwar im Winter. Ich persönlich möchte mich in dieser Jahreszeit für die Vitamin D-Produktion nicht unter eine Sonnenbank legen, denn die sind meiner Meinung nach unausgegoren und für sie gilt Ähnliches wie für das von Ihnen geschilderte Dilemma mit den UV-Lampen.
Wäre Ihnen daher sehr verbunden, wenn Sie mir eine geeeignete UV-Lampe empfehlen könnten, deren Spektrum so ist, dass Vitamin D in den Hautzellen nach 10- bis 20-minütiger Expositionsdauer produziert wird (in den Wintermonaten). Andererseits sagen Sie allerdings in Ihrer Abhandlung, dass gemäß Ihren Messungen unter bestimmten Wetterbedingungen die UVB-Strahlung die Erdoberfläche auch in unseren Breitengraden in den Wintermonaten erreicht, oder habe ich da Ihre Messungen falsch interpretiert? Bisher dachte ich nämlich, dass von November bis etwa Mitte Februar bei uns keine UVB-Strahlung an der Erdoberfläche ankommt. Bitte korrigieren Sie meine Ansicht, wenn ich mich getäuscht haben sollte. K.W., Landshut (per Email)

Antwort: Vielen Dank für Ihr Lob über meinen UVB-Artikel (obige Anfrage wurde gekürzt wiedergegeben). Nun bin ich weder Arzt noch Apotheker und möchte mich eigentlich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, dass ich Ihnen zur persönlichen UVB-Versorgung speziell in den Wintermonaten eine UV-Bestrahlungslampe empfehle, vor allem deswegen, weil ich nur bei Landschildkröten - und nicht bei Menschen - genau weiß, auf welchen Teil des Sonnenspektrums es bei der UVB-Bestrahlung ankommt.

Ich bin sicher, dass eine "künstliche" UVB-Versorgung für Sie nicht nötig ist, denn Ihre Ansicht, dass die am Boden ankommende Sonnenstrahlung im Winter keinen UVB-Anteil enthält, stimmt nicht. Wir hatten heute, am 1. Februar 2012, hier im Bereich Augsburg Sonnenschein bei lockerer Bewölkung, und ich habe die UVB-Intensitäten als Funktion der Tageszeit wie folgt gemessen (direkt in die Sonne):

10 Uhr: 19 mikroSiemens/cm2

11 Uhr:  52

12 Uhr:  72

13 Uhr:  70

14.30 Uhr: 35 mikroSiemens/cm2

Hätten wir wolkenlosen, blauen Himmel und Sonnenschein gehabt, wären die Intensitäten entsprechend höher gewesen. Die Intensität in der Mittagszeit in unserem Winter ist also mindestens genauso stark wie sie die Landschildkröten in den Verstecken ihrer europäischen Ursprungsländer als Jahres-Durchschnittswert verspüren. Eben aus diesem Grund empfehle ich ja auch in meinem Schildkrötenbuch und in Vorträgen, die erst wenige Monate alten Schlüpflinge, sofern sie nicht schon bzw. noch in der Winterruhe sind, auch noch im Dezember oder dann wieder ab Februar bewusst dann für ein oder zwei Stunden im Freien direkt an die Sonne zu stellen, wenn dort im Lichtkreis der Sonne die Temperatur mindestens 15 °C beträgt.

Ich bin mir sicher, dass Ihnen ein Winterspaziergang an der Sonne in den Mittagsstunden guttun wird und dass Sie, wenn überhaupt, im Winter allenfalls Vitamin D-Zusatzmittel aus der Apotheke oder aus dem Drogeriemarkt benötigen: es sei denn, Sie wollen so braun wie ein Urlauber werden, der drei Wochen im Pazifik verbracht hat.

 

Horst Köhler (10. Februar 2012)