Text von Horst Köhler, Fotos von Bob Nosbusch, Luxemburg

 

Der Luxemburger Bob Nosbusch ist 33 Jahre alt und beschäftigt sich mit Landschildkröten bereits seit seinem siebten Lebensjahr. Schon als er als Jugendlicher noch bei seinen Eltern wohnte, gehörte ihm dort eine 45 kg schwere Spornschildkröte, die sehr zutraulich und quasi Mitglied der Familie war.

Eine gezielte Zucht betreibt der begeisterte Schildkrötenfreund nicht. Wenn seine Schildkröten Eier legen (Bild 1) und er weiß, dass der genügend Abnehmer für die Schlüpflinge hat, brütet er die Eier aus – sonst nicht. „Es geht mir nicht ums Geldverdienen“, sagt er, „wenn ich meine Stromrechnung damit ein wenig finanzieren kann, bin ich schon glücklich“. So konnte er alle seine restlichen Nachzuchten der Ostrasse der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri) von 2015 bis auf einen Schlüpfling, den er behalten möchte, verkaufen. Auch in diesem Jahr (2016) sind bei ihm schon T.h.boettgeri geschlüpft und, zu seiner großen Freude, zum ersten Mal auch Marginata-Nachzuchten.

Unterstützt wird Bob in seiner Begeisterung für die Schildkröten von seiner Ehefrau Michèle, die sich besonders viel um die jungen Landschildkröten kümmert.

 

IMG 2388 Bild1Bild 1: Nicht immer verläuft die Eiablage von Schildkröten problemlos. Im Bild ein 25 Jahre altes Boettgeri-Weibchen von Bob beim Absetzen eines zerbrochenen Eies. Es handelte sich um das erste Ei von insgesamt sechs Eiern, wobei die übrigen fünf intakt in der ausgehobenen Nistgrube landeten. Das Weibchen musste sich beim Austreiben des ersten Eies sehr anstrengen und stark pressen. Vielleicht ist dabei das Ei zerbrochen.

 

 

 

 

Was ihn möglicherweise von anderen Züchtern unterscheidet, ist, dass er gleich sechs verschiedene Arten hält:

 

Zuchtgruppe T. hermanni boettgeri: Ein Männchen und vier Weibchen (Bild 1) im Alter zwischen acht und 25 Jahren. Ihr Gehege ist etwa 40 m2 groß.

 

Zuchtgruppe T. hermanni hermanni (Westrasse der Griechischen Landschildkröte): drei adulte Schildkröten, die Bob jedoch bei ihren Artgenossen bei seinem Vater untergebracht hat.

 

Zuchtgruppe Breitrandschildkröten (Testudo marginata): zwei Männchen und ein Weibchen, die sich in einem eigenen Gehege von etwa 60 m2 aufhalten. Da eines der Männchen dem Weibchen besonders zusetzt und deswegen auch oft separiert werden muss, suchte Bob für seine Gruppe ein semi-adultes bzw. ein schon geschlechtsreifes Marginata-Weibchen. Er fand im Frühjahr dieses Jahres auch eines, musste dafür aber auch noch eine Gruppe von Pantherschildkröten (Stigmochelys pardalis) abnehmen. Der Vorbesitzer ist umgezogen und hatte im neuen Heim keinen Garten für die Schildkröten mehr; Bob hatte Mitleid und nahm die „Panther“ auch noch mit.

 

IMG 7073 kleinBild 2: Eine von Bobs Köhlerschildkröten. Da die Tiere in ihrem Abstammungsgebiet nicht nur im trockenen Flachland und in eher trockenen Waldgebieten vorkommen, sondern auch in Regenwäldern mit hoher Luftfeuchtigkeit (und gleichbleibend hohen Temperaturen), empfiehlt sich bei der Haltung dieser Art in jedem Fall die Aufstellung eines Wasserbeckens und eine regelmäßige Substratanfeuchtung.

 

 

 

 

Zuchtgruppe Köhlerschildkröten (Chelonoidis carbonaria), Bild 2: ein Männchen und zwei Weibchen. Diese Tiere hat Bob von seinen Eltern übernommen, weil die nur noch Griechische Landschildkröten halten wollen. Da die im Norden des südamerikanischen Kontinentes beheimateten Tiere bis zu 40 cm, ja sogar 50 cm groß werden können, baut Bob für sie gerade ein eigenes Gehege. Bis es so weit ist, sind die Tiere vorübergehend noch bei den Breitrandschildkröten untergebracht.

 

Drei Centrochelys sulcata (Spornschildkröten), vermutlich ein Männchen und zwei Weibchen, siehe Bild 3, die noch nicht allzu lange in seinem Besitz sind. Diese Tiere wiegen aktuell 7 kg, 10 kg und 15 kg. Der Dreiergruppe steht ein Freilandgehege von knapp 400 m2 Fläche zur Verfügung, was ein Drittel der Fläche von Bobs Garten ausmacht. Wenn nötig, könnte er es bis auf etwa 1.400 m2 erweitern. Die Spornschildkröten und auch die Köhlerschildkröten haben bis jetzt noch keine Gelege abgesetzt, vermutlich sind die Schildkröten noch nicht geschlechtsreif.

 

IMG 1590 Bild3Bild 3: Zum Fotografieren wurden die drei Spornschildkröten, die sich sonst auf den gesamten Garten verteilen würden, in das Gehege der Köhlerschildkröten gebracht. Man sieht hier sehr schön den Größenunterschied der beiden Arten, die beide noch nicht geschlechtsreif sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Bild 4: Der größte Teil des Gartens wird von den drei Spornschildkröten beansprucht, deren Laufspuren man bei genauem Hinsehen ausmachen kann. Rechts die Gehege für die anderen Arten mit einem Gewächshaus, in dem die Griechischen Landschildkröten in einer Grube überwintern.

 

Die Spornschildkröten teilen sich bei Bob den Garten mit seiner Familie und halten sich tagsüber in dem in Bild 4 abgebildeten Gartenbereich auf, dort wo das Pavillongerüst und die Kinderrutsche zu sehen ist. Die Eingrenzung besteht aus U-Profilen aus Eisen, in die Bretter eingesteckt sind (Bild 5). Muss der Garten gemäht werden, werden die Holzbretter einfach nach oben herausgehoben und nach dem Mähen wieder in die Nuten der Profileisen gesteckt.

 

Gehege 1 Bild5Bild 5: Eine einfache, aber wirksame Lösung der Einfriedung des Spornschildkrötenbereichs: eiserne U-Profile mit eingesteckten Brettern. Zum Mähen des Rasens werden diese einfach herausgenommen. Ganz rechts im Eck sitzt eine der drei Spornschildkröten.

 

 

 

 

 

Als Winterquartier steht den drei Spornschildkröten Bobs Garage zur Verfügung. Dort hat er eine große Holzkiste mit den Abmessungen 5 x 4 m und einer Höhe von 1,2 m gezimmert. Diese „Kiste“ kann noch erweitert werden.

Schließlich besitzt Bob auch noch, wie oben erwähnt, die „notgedrungen“ übernommenen Pantherschildkröten. Es handelt sich um zwei semi-adulte Weibchen, die zwischen vier und fünf Jahre alt sind.

Bobs großer Traum ist es jedoch, irgendwann in Zukunft nur noch Panther- und Strahlenschildkröten zu pflegen, aber bis dahin werden wohl noch viele Jahre vergehen …

 

Dieser Beitrag wurde am 9. August 2016 online gestellt.