Frage: Ich pflege meine beiden drei Jahre alten und rund 160 g schweren griechischen Landschildkröten im Sommer in einem Frühbeet mit anschließendem Freigehege in meinem Garten. Obwohl wir jetzt im Juni bereits schönes und warmes Wetter haben, haben sich beide seit einiger Zeit vergraben. Eine der beiden fand ich nach 2 Wochen unter dem Substrat des Frühbeethauses, die andere war aber dort nicht auffindbar, denn ich habe schon die gesamte Einstreu entfernt. Sie muss also im Freigelände sein, aber wie kann ich sie dort finden? Wenn ich das gesamte eingegrenzte Schildkrötenareal mitsamt Rasen umgrabe, bin ich mindestens einen Tag lang beschäftigt. Sicherlich wird dabei der Rasen beschädigt. Außerdem habe ich Angst, dass ich mit dem Spaten möglicherweise die Schildkröte verletze. Sind meine Tiere evtl. sogar krank? H.G. (telefofnisch)
Antwort: Dort, wo Ihr Freigehege von einer geschlossenen Rasennarbe bedeckt ist, brauchen Sie gar nicht erst zu suchen, denn Schildkröten dürften sich kaum durch die dicke und feste Rasendecke durcharbeiten wenn es an anderer Stelle viel leichter geht. Beginnen Sie also die Suche dort, wo es das Tier leichter gehabt haben könnte, sich einzugraben, also an lockeren Stellen ohne Rasen. Sehen Sie genau hin, ob Sie bei Wegräumen oberflächennaher Schichten von Erde, Rindenmulch und Geröll, z.B. mit einem Garten-Handrechen, nicht schon die höchste Carapax-Wölbung des vermissten Tieres entdecken können. Wenn diese Suche ergebnislos verläuft, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als mit Hilfe eines unten zugespitzten Rundholzes von ca. 12-16 mm Durchmesser aus dem Bau- bzw. Gartenmarkt alle 8 - 10 cm in die Erde zu stechen, so lange, bis Sie einen Widerstand spüren, der dann die Schildkröte sein kann. Auf dieses Werkzeug kam ich, als ich an die Suche nach verschütteten Lawinenopfern in den Bergen dachte. Verwenden Sie aber keinen schweren Eisenstab und rammen Sie das Werkzeug nicht mit voller Wucht in den Boden. Damit das "Suchwerkzeug" leicht in den Boden eindringt, warten Sie einen Regentag ab oder wässern Sie das Freigehege vor der Suchaktion gründlich.
Die Frage, warum sich europäische Landschildkröten überhaupt in der warmen Jahreszeit eingraben, ob sie evtl. sogar krank sind, wird bei Gelegenheit an andererer Stelle dieser Website ausführlicher beantwortet.
Rückmeldung des Anfragers: Mit Hilfe des vorgeschlagenen "Stechwerkzeuges" wurde das eingegrabene Tier bereits nach knapp einstündiger Suche gefunden und zwar tatsächlich an einer Stelle ohne Pflanzen- und Grasbewuchs. Die höchste Carapaxwölbung befand etwa 3 cm unter der Bodenoberfläche. Nach einem Säuberungsbad im lauwarmen Wasser hat die Schildkröte sofort zu Fressen begonnen. Krankheitsanzeichen waren nicht zu erkennen.
Horst Köhler (17. August 2009)